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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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gemacht hätte, aber mir gefiel, dass ihre blauen Augen durch die Farbe hervorgehoben wurden.
    „ Partnerlook“, scherzte sie und deutete dabei auf meine Kleidung.
    Ich trug auch Bluejeans und ebenfalls einen Mantel, allerdings war meiner in einem dunkleren Ton gehalten und etwas länger.
    „ Das beweist doch, dass wir den gleichen guten Geschmack haben!“
    „ Na, wir werden sehen.“ Mit einem doppeldeutigen Augenaufschlag ging sie an mir vorbei. Bevor sie jedoch selbst die Tür öffnen konnte, kam ich ihr zuvor, um sie ihr aufzuhalten. „Du kannst anscheinend doch charmant sein, Nicholas De Winter.“
    Ich nickte lächelnd.
    „ Auch, wenn es heutzutage seltener geworden ist. Ich wurde noch nach alten Werten erzogen und sie gefallen mir.“
    „ Das klingt sehr viel versprechend.“
    Wir liefen gemeinsam die steinernen Stufen nach unten. Der Kies knirschte unter unseren Füßen – na ja, er knirschte unter Lesleys Schritten. Als sie mein Auto sah, blieb sie verdutzt stehen.
    „ Du fährst diesen dunklen BMW?“
    „ Ja, wieso? Was hast du erwartet“, fragte ich ebenso überrascht.
    „ Ich dachte, ich hätte diesen Wagen in der letzten Zeit recht oft an der Uni gesehen. Komplett getönte Scheiben sind eher eine Seltenheit hier. Das haben meistens nur VIPs oder Leute, die etwas zu verbergen haben.“
    Liz sah mich forschend an.
    Genau genommen schützt mich das ganze nur vor dem Sonnenlicht, damit ich nicht in Flammen aufgehe.
    „ Verstehe. Nun, du kannst dir ja eine Meinung darüber bilden, zu welcher Sorte ich gehöre.“
    „ Das habe ich schon…“, gestand sie und setzte ihren Weg zum BMW fort.
    „ Da du mit mir ausgehst, kann es ja nicht wirklich Nummer zwei sein…“
    „ Wieso nicht? Es muss nicht immer negativ sein, etwas zu verbergen. Möglicherweise habe ich auch ein Geheimnis. Noch eine Gemeinsamkeit…“
    Sie blieb an der Beifahrertür stehen und blickte mich abwartend an.
    Ich drückte auf die Funkfernbedienung und mein Auto reagierte mit einem quietschenden Ton auf meinen Befehl. Die Blinker leuchteten kurz auf und die Türen entriegelten sich von selbst. Manche Erfindungen waren wirklich praktisch. Lesley wollte die Tür öffnen, aber ich kam ihr wieder zuvor. Zugegeben, meine Reaktion war etwas zu schnell, doch sie war gerade eben noch mit menschlichen Bewegungen zu vergleichen.
    „ Wow, du hast echt gute Reflexe.“
    Wenn du nur wüsstest.
    „ Heute Abend werde ich dir beweisen, dass ich wirklich ein netter Kerl bin“, versicherte ich ihr.
    „ Gut für mich.“
    Wir stiegen ins Auto und ich fuhr – in vernünftigem Tempo – in die Innenstadt. Da es mir eigentlich egal war, welchen Film wir uns ansahen, ließ ich Lesley entscheiden. Abgesehen davon hatte ich überhaupt gar keine Ahnung, was zurzeit lief oder angesagt war. Sie wählte ernsthaft einen Horrorfilm aus. Zugegebenermaßen war es ein blutiger Streifen, der in mir ein wenig den Durst regte. Ich hatte jedoch gut vorgesorgt und die Tatsache, dass Liz sich wirklich bei mehreren Szenen an mich klammerte, lenkte mich sofort wieder ab. Ich fühlte mich so menschlich, als wir gemeinsam in diesem kleinen dunklen Saal saßen. Wir waren zwar nicht allein, aber die Vorstellung war auch nicht wirklich gut besucht. Um uns herum erschauderten zwei andere Pärchen und eine Jugendgruppe von etwa neun Personen. Sie aßen Popcorn, bekamen eine Gänsehaut oder schauten einfach weg, wenn es auf der Leinwand zu brutal wurde. Ich konnte mich zwar hinterher noch nicht einmal mehr an den Inhalt des Films erinnern, aber das war auch nicht wichtig.
    „ Uh, der war schlimmer als ich gedacht hatte und ich bin echt keine Mimose.“ Lesley hakte sich bei mir ein, als wir das Kino verließen. „Wie fandest du ihn?“
    „ Okay“, log ich.
    Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen, dass ich mich dreiviertel des Films sowieso nur auf sie konzentriert hatte.
    „ Wollen wir noch etwas essen gehen? Es ist zwar schon spät, aber ich bin eher eine Nachteule. Manchmal werde ich mitten in der Nacht wach und könnte den ganzen Kühlschrank plündern.“ Sie lachte.
    „ Gern. Hast du einen Wunsch?“
    „ Ich hätte Lust auf chinesisches Essen. Ich liebe nämlich chinesisches Essen und ich kenne ein nettes kleines Restaurant, ganz in der Nähe.“
    „ Na dann, los.“ Solange sie es mochte, war es mir recht, ich konnte eh nichts zu mir nehmen.
    „ Klasse. Komm mit“, sie nahm meine Hand und trotz meiner Kälte zuckte sie nicht zurück. Sie war so warm.

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