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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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ich sie, kaum das sie im Zimmer war.
    „ Hi.“ Sie sah ziemlich überrascht aus. „Mit dir hätte ich nun wirklich nicht mehr gerechnet.“
    „ Das dachte ich mir.“ Ich räusperte mich. „Ich möchte mich entschuldigen, dass ich bei unserem letzten Treffen so…“, ich suchte nach dem richtigen Wort.
    Lesley lächelte.
    „ Ist schon gut, ist ja nichts passiert. Es war halt nur eine merkwürdige Situation, findest du nicht?“
    Sie ging zu den Sitzgelegenheiten in der Raummitte und machte es sich auf einem der großen Sessel gemütlich.
    Ich nickte zustimmend.
    „ Ja, vor allem ist das überhaupt nicht meine Art.“ Ich musste unweigerlich schmunzeln. „Vermutlich war ich ein wenig verzweifelt, weil du meine Eroberungsversuche einfach abgeschmettert hast. Mein Ego ist anscheinend etwas angeknackst.“
    „ Tatsächlich?“ Ihre feinen Augenbrauen hoben sich. „Ich wette, das passiert dir selten, oder?“
    Sie hatte wohl ein komplett falsches Bild von mir, ich war doch nicht Peter!
    „ Nein, ganz und gar nicht! Ich meine, ich bin nicht der Aufreißertyp. Es dauert bei mir sehr lange, bis ich mich dazu durchringe einem Mädchen den Hof zu machen.“
    Es ist, genau genommen, das erste Mal.
    „ Dafür bist du aber ziemlich stürmisch gewesen“, stellte sie, immer noch lächelnd fest.
    Es war bemerkenswert, wie sie den Schein wahrte. Äußerlich wirkte sie vollkommen beherrscht, aber ihr schneller Puls verriet mir, dass es nicht ganz so war.
    „ Da siehst du mal, wie du unbeabsichtigt meine Hormone in Wallung bringst!“
    „ Aha…“
    Ein Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln.
    Ich nahm auf der Couch Platz, die ihr gegenüber stand.
    „ Nun, da ich zumindest schon einmal hier bin – obwohl ich vermute, dass der Wachdienst hinter der Tür lauert und wartet bis du ihnen ein Zeichen gibst, um mich hinaus zu werfen – frage ich dich jetzt noch ein einziges Mal, ob du mit mir ausgehen möchtest. Solltest du es ablehnen, packe ich die letzten Überreste meines Egos zusammen und verschwinde. Dann werde ich dich wirklich zufrieden lassen. Ich bin schließlich kein Masochist…nun ja, das hoffe ich jedenfalls.“
    Ich grinste.
    Liz warf mir einen amüsierten Blick zu. Sie – war – einfach – hinreißend!
    „ Ich kann nicht verantworten, dass dein Selbstwertgefühl in den Keller rutscht.“
    „ Heißt das, du erhörst mein Flehen?“
    Sie lachte.
    „ Na, so schlimm wird es doch nicht sein, oder?“
    Ich antwortete vollkommen ernst.
    „ Schlimmer.“
    Für einen Moment starrte sie mich irritiert an. Ich konnte aber nicht lange an mich halten und musste lachen.
    „ Oh, du hättest mich fast gehabt“, gestand sie und stimmte in mein Lachen ein. Es klang so unbeschwert und befreit.
    Ich musste mich ernsthaft zusammen reißen, um nicht wirklich sofort über sie herzufallen. In diesen Sekunden vergaß ich kurzzeitig, dass ich kein normaler Junge mehr war, der seine Herzensdame um ein Date fragte.
    „ Was ist mit morgen Abend?“
    „ Wie wäre es mit – jetzt gleich?“
    Ich war total baff.
    „ Jetzt gleich?“, wiederholte ich.
    Sie nickte.
    „ Wieso nicht? Es gibt momentan wieder so viele neue Filme und ich liebe Kino. Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, dass ich zuletzt dort war.“
    Ich war noch niemals im Kino.
    „ Okay, klingt gut. Hast du einen bestimmten Film ins Auge gefasst?“
    „ Ich mag eigentlich alles. Ich schaue mir mit dir zusammen meinetwegen auch einen Horrorstreifen an.“
    Wie überaus passend.
    „ Gehörst du zu den blutrünstigen Zuschauern oder darf ich dann darauf hoffen, dass du dich an mich klammerst, wenn eine schreckliche Szene über die Leinwand flimmert?“
    „ Da ich mit dir unterwegs bin, natürlich letzteres.“ Ihr warmes Lächeln brachte mich in diesem Augenblick gewissermaßen zum Schwanken. „Es sei denn, du bevorzugst das Erste?“
    Ich schüttelte sofort meinen Kopf.
    „ Zu spät, dieses Angebot lasse ich mir nicht entgehen.“ Ich zwang mich dazu, in menschlicher Geschwindigkeit aufzustehen, obwohl ich am liebsten geflogen wäre. „Glücklicherweise bin ich heute mit meinem Wagen da.“
    Sie stand auf.
    „ Gib mir eine Minute, ich hole nur schnell meine Jacke.“
    Sie sprang aus dem Sessel und lief eilig aus dem Raum. Mit langsamen Schritten folgte ich ihr in den Flur. Und tatsächlich, knapp eine Minute später, tauchte Liz wieder in der Halle auf. Sie trug einen perfekt sitzenden hellgrauen Kurzmantel. Nicht das ich mir sonderlich viel aus Mode

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