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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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unbeschreiblich schön und sie wirkte dabei, wie schon so oft, wie ein Engel. Ich wollte so viele Dinge sagen, aber mir fielen überhaupt keine Worte ein, die in diesem Moment auch nur annährend das wiedergegeben hätten, was ich tatsächlich empfand. Mein Mund war wie ausgedorrt und meine Kehle glich einem ausgetrockneten Brunnen. Ich zwang mich, wenigstens ein einziges Wort aus meinem Mund herauszuquetschen.
    „ Wow.“ Es war mehr ein Flüstern und ich wusste nicht, ob sie es von dort oben hatte hören können.
    Auf Lesleys schimmernden Lippen erschien ein Lächeln und sie setzte ihren Weg zu mir nach unten fort. „Mein Ritter in seiner schillernden Rüstung“, begrüßte sie mich strahlend.
    Galant reichte ich ihr meinen Arm, als sie vor mir stand. „Madame?“
    Ihre Finger strichen sanft über den Kragen meines Anzuges. „Du solltest öfter so etwas tragen. Vielleicht nicht gerade mit diesen künstlichen Flecken und Spinnweben-“ Sie hielt abrupt inne. „Die sind doch unecht, oder?“
    „ Ich bin nicht wirklich, gerade eben aus der Gruft gekommen, keine Sorge.“ Ich sah lächelnd an ihr herab. „Wenn du dieses Kleid jeden Tag trägst, ziehe ich sofort einen staub- und ungezieferfreien Smoking an und werde ihn nie wieder ausziehen – es sei denn, du möchtest es.“
    Ihr warmes Lachen hüllte mich ein, wie ein hauchzarter Schleier. „Verlockend! Ich werde es mir merken.“
    „ Glaubst du, sie lassen uns dort rein?“
    Sie nickte. „Einen echten Vampir und sein leichtes Opfer. Garantiert!“
    Ich überlegte kurz und begutachtete ihren Hals. „Opfer, ja richtig.“ Ich griff in die Innentasche meines Mantels und zog ein kleines schmales Schächtelchen heraus. „Da du ja bereits von mir gebissen wurdest, solltest du natürlich auch eine dementsprechende Wunde haben. Ich würde aber nichts tun, was diesem Kleid schaden könnte. Blutflecken gehen ja schlecht wieder raus.“ Ich grinste verschmitzt und öffnete dabei die Verpackung in meiner Hand. Vorsichtig holte ich ein dünnes papierartiges Blättchen heraus.
    Liz beugte sich zu mir und versuchte zu erkennen, was ich in der Hand hielt. „Was ist das?“
    „ Eine fast perfekt aussehende Bisswunde.“ Ich legte sie in meine Handfläche und es sah aus, als wäre meine Haut verletzt.
    „ Klasse, das sieht wirklich echt aus.“ Sie sah mich an. „Nicht schlecht, du hast dir ja wirklich Gedanken gemacht.“
    Ich nickte. „Natürlich, du sagtest doch, dass es dir wichtig ist.“
    Sie schien fast schon ein wenig verlegen. „Wo hast du das her bekommen? Warst du tatsächlich einkaufen?“ Ihre Augenbrauen zogen sich fragend zusammen.
    Ich lachte. „Nein, nicht so wie du denkst. Ich habe allerdings meine Möglichkeiten.“ Toby hatte mir die Attrappe besorgt. Ich musste an seinen Gesichtsausdruck denken, er hatte zuerst gedacht, ich wollte ihn veralbern. Letztendlich hatte er mir dennoch gebracht, was ich wollte. So wie immer. Dieses Mal war er allerdings cleverer gewesen und hatte erst gar nicht gefragt, wofür ich dieses Ding brauchte.
    „ Das klingt ominös, aber ich lasse es jetzt mal so stehen. Woraus besteht dieses Teil?“
    „ Es ist ein Latex-Kautschukgemisch, oder so etwas in der Art.“
    „ Wahnsinn, wie real das wirkt. Ich komme mir vor wie im Film.“ Sie lachte wieder. „Und wie hält dieses Ding an meiner Haut?“
    „ Es klebt mehr oder weniger, und hält durch deine Körperwärme am richtigen Platz. Darf ich sie dir anlegen?“ Ich hob meine Hand an. „Am Hals wäre es anziehend…“
    Sie nickte und neigte im nächsten Moment ihren Kopf zur Seite, um die freie Stelle auf ihrer Haut zugänglicher zu machen.
    In meinem Kiefer pochte es, aber ich widerstand der absoluten Versuchung. Stattdessen platzierte ich die Attrappe vorsichtig über der Mulde ihres Schlüsselbeins. Lesley zuckte kurz. „Sorry, meine Finger sind kalt“, entschuldigte ich mich.
    „ Das macht nichts“, versicherte sie mir.
    Ich strich mehrmals über die Nachbildung, bis ich der Meinung war, dass es halten würde. „Perfekt!“
    „ Ja?“ Sie ging grinsend in Richtung Eingangstür, doch sie blieb vor der komfortablen Garderobe stehen, um sich in einem der beiden hohen Bodenspiegel zu betrachten. „Wow. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber das sieht wirklich täuschend echt aus. Wie getrocknetes Blut.“ Zufrieden drehte sie sich zu mir um. „Mit meiner düsteren Schminke könnte ich doch tatsächlich für eine Untote durchgehen, oder?“
    „ Für eine

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