Abtruennig
war nicht wichtig. Ich durfte Liz nicht verlieren.
„ Was wäre, wenn sie sich trotz allem nicht für dich entscheidet? Du kennst die Regeln. Könntest du tatsächlich Hand an sie legen, oder würdest du wieder zu uns kommen?“
„ Niemals!“, zischte ich und musste mich beherrschen, um auf meinen Knien zu bleiben.
Vincent mischte sich ein. „Es besteht immer die Gefahr, dass der Auserwählte sich nicht für uns entscheidet. Die Chance ist aber bedeutend geringer, wenn Liebe mit im Spiel ist.“
„ Wir können nicht zulassen, dass eine Ausnahme gemacht wird. Dadurch wird die Ordnung gestört.“ Wieder die unsägliche dunkle Stimme.
„ Wenn ein Ältester sich ihrer annimmt, dann wäre das Ganze immerhin unter Kontrolle.“ Es war die Stimme, die anscheinend auch auf meiner Seite war.
„ Nicholas ist zumindest hier, um Schadensbegrenzung zu betreiben und der Mensch weiß noch nichts. Abgesehen davon, müsste es niemand erfahren.“ Vincent pflichtete dem Anderen bei.
Dann sprachen plötzlich mehrere Vampire durcheinander. Die Stimmung wurde eindeutig angrifflustiger. Der Älteste sorgte für Ruhe und seine Worte kamen bestimmend hervor. „Nicholas, erhebe dich!“
Ich stand auf und sah ihn erwartungsvoll an.
Seine braunen Augen funkelten mich an. „Du hast uns deine Bitte vorgetragen, wir werden uns nun zurückziehen, um darüber abzustimmen. Wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, lassen wir dir eine Nachricht zukommen.“
Ich starrte zu Vincent herüber und er nickte kurz.
„ Ich danke euch!“ Mit diesen Worten verließ ich den dunklen Raum und trat hinaus in den beleuchteten Flur. Wieder benötigten meine Augen nur den Bruchteil einer Sekunde, um sich an das neue Licht zu gewöhnen.
Ich ging mit langsamen Schritten zum Aufzug zurück und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend fuhr ich nach oben. Ich hatte meine Chance ergriffen und jetzt konnte ich daran nichts mehr ändern. Nur ein einziger Gedanke schwirrte mir plötzlich durch den Kopf.
Hatte ich noch eine andere Möglichkeit, wenn die Ältesten meine Bitte tatsächlich ablehnten?
Als ich wieder im Hotel ankam, war es erst kurz nach Neun gewesen. Ich starrte schon eine ganze Weile auf mein Handy und es hatte sich natürlich nicht einen Millimeter bewegt, geschweige denn einen Ton von sich gegeben. Endlose Minuten wurden zu Stunden und so langsam setzte mir mein Durst zu. Es war mittlerweile fast eine Woche her, dass ich etwas zu mir genommen hatte – die Snacks bei Lesley zählten nicht wirklich. Ich hatte es ihr nicht erzählt, aber ich wollte in ihrer Umgebung nicht nach einem menschlichen Opfer suchen. Stattdessen hatte ich Rehe erlegt. Mir fehlten dadurch natürlich die richtigen Nährstoffe und ich fühlte mich langsam ausgelaugt. Peters und meine letzten Beutezüge waren auch nicht besonders ergiebig gewesen. Jetzt war ich zwangsläufig schlecht gelaunt und reizbar. Ich musste dringend etwas zu mir nehmen, um ruhig bleiben, wenn ich die Entscheidung erhalten würde, vor allem, wenn sie negativ ausfiel. Meine Stimme meldete sich mal wieder wütend in meinem Kopf. Sie hatte mir mehr als einmal unmissverständlich klar gemacht, dass ich mich auch auf mich selbst konzentrieren musste, aber das war in der letzten Zeit einfach auf der Strecke geblieben.
Ich sprang schnell vom Bett und schnappte mir in derselben Bewegung mein Telefon vom Nachtisch. Seufzend stopfte ich es in die Tasche meiner Jeans und ich verließ eilig den Raum. Das Wetter hatte sich im Laufe des Tages nicht geändert, es war noch immer neblig und kein Sonnenlicht drang durch die dichte Wolkendecke. Es war mir daher möglich nach draußen zu gehen und nach Nahrung zu suchen.
Meine Sinne waren aufs äußerste geschärft, als ich aus dem Hotel kam. Fast schon zu intensiv, denn ich vernahm alle möglichen Laute und Gerüche in den umliegenden Straßen. Es dauerte einen Moment lang, bis ich die Unwichtigen ausblenden konnte und ich eine Fährte aufspürte, die viel versprechend roch.
Es war ein Mann, mittleren Alters, der aus einer der teuren Restaurants kam. Seine Wut schlug mir beinahe ins Gesicht und ich überquerte bereits die Straße, um ihm zu folgen. Er beschwerte sich lautstark über den miserablen Service des Personals und murmelte irgendwelche Hasstiraden zum Himmel. Perfekt, dachte ich. Seine Gedanken waren wie ein offenes Buch, aber abgesehen davon murmelte er die meisten davon sowieso vor sich hin. Er wollte den Laden verklagen und ging schon
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