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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Quote regelmäßig aus allen Provinzen geholt. Aushenia ist dem viele Generationen lang entgangen, aber bestimmt ist auch Euch in den vergangenen Jahren diese Kränkung nicht erspart geblieben.« Er sah Grae an und setzte erneut seinen hölzernen Becher an die Lippen, doch er schien leer zu sein. »Auch Ihr entrichtet jetzt die Quote, genau wie alle anderen Provinzen …«
    »Aushenia ist keine Provinz«, wehrte Grae ab.
    »Ganz wie Ihr sagt«, gab Renold zögernd nach. »Trotzdem glaube ich, dass eine Zeit kommen könnte, in der die Gilde keine Quote mehr sammeln wird.« Von mehreren Seiten prasselten überraschte Fragen auf ihn ein, doch er fuhr unbeirrt fort: »Die Inseln sollen Plantagen werden, auf denen nur eins angebaut und geerntet wird: Kinder. Denn genau das bauen sie dort: Gebäude, in denen Mütter Kinder gebären. Dafür sind die Dübel – für die Bettchen, in denen die Kinder schlafen werden. Zu Tausenden.«
    »Wie in einer Fabrik?«, fragte Hatz.
    Renold nickte. »Dort wird es Väter und Mütter und Kinder geben, die niemals die Freiheit kennen werden. Sie werden auf den Inseln – oder in den Anderen Landen – leben und sterben.«
    »Kann das sein?«, fragte Elaz.
    »Ungeheuerlich«, stieß Hatz hervor.
    »Schlimmer als ungeheuerlich«, fügte Renold hinzu. »Für die Welt wird es sauber aussehen. Die Menschen werden es nicht sehen, aber es wird immer weiter und weiter gehen.«
    »Sie werden es sehen, wenn wir es in die Welt hinausschreien!«, sagte Lady Shenk.
    »Vielleicht, aber wenn sie sich die Ohren zuhalten …«
    Barad ließ sie einige Zeit diskutieren. Renold hatte bestätigt, was er bereits vermutet hatte. Doch es war gut, dass die Gruppe solche Dinge von jemand anderem hörte. Er hatte schon immer gewusst, dass der Gilde alles – wirklich alles  – zuzutrauen war, wenn es um ihren Profit ging. Dieses Vorhaben auf den Inseln war in gewisser Hinsicht nur eine logische Weiterentwicklung. Warum die Bekannte Welt durchstreifen und Kinder zusammentreiben, sie ihren Eltern wegnehmen, die dann beschwichtigt oder mit Gewalt zur Ruhe gebracht werden mussten? Das war unwirtschaftlich und schmutzig. Wie viel besser wäre es doch, die Erzeugung selbst zu kontrollieren, die Kinder einfach nur als Erzeugnisse zu behandeln, und das alles außer Sichtweite der Massen? Wenn der Plan sich als durchführbar erwies, war es gut möglich, dass tatsächlich der Tag kommen würde, an dem die Königin und die Gilde den Provinzen keine Quote mehr abverlangte. Corinn könnte dann verkünden, dass sie sie von dieser Bürde befreit hätte, und die Bekannte Welt würde nichts von dem Verbrechen merken. Wenn das geschah, konnten sie es so laut in die Welt hinausschreien, wie sie wollten. Die Menschen glauben nur selten, was sie nicht sehen können. Vor allem dann, wenn Sehen furchterregender ist als Nichtsehen.
    »Dann erkennt ihr jetzt also den unergründlichen Grund, auf dem wir uns bewegen«, mischte Barad sich schließlich in die Debatte ein. »Wenn Corinn den Massen verkündet, dass sie den Quotenhandel abgeschafft hat, werden sie sie als Retterin preisen. Sie wird die Gelehrten beauftragen, neue Bücher über den Mythos der Akarans zu schreiben. Sie wird den Völkern erzählen, sie hätte die Versprechen des Schneekönigs wahr gemacht, und die Menschen werden die Lüge schlucken. Sie werden uns nicht glauben – oder sich darum scheren –, solange wir nicht jeden Einzelnen dorthin bringen können, um diesen Ort mit eigenen Augen zu sehen. Und das können wir eindeutig nicht.«
    Barad ließ die Worte ein paar Herzschläge lang wirken, während er den Blick vom einen zur anderen schweifen ließ. »Deswegen ist Zeit so wichtig. Wir sollten den Aufstand verkünden, bevor der Winter anfängt. Ich schlage vor, dass wir uns zu Beginn der Erntezeit erheben. Wir haben schon darüber gesprochen. Welcher Zeitpunkt ist besser geeignet als der, wenn die Welt zusieht, wie Alecia die Früchte der Arbeit eines Jahres an sich reißt und besteuert? Ich sage, wir erheben uns zu Beginn der Erntezeit, das ist in vier Monaten. Wir können nicht länger warten – nicht, wenn die Königin Magie wirkt und die Gilde kurz davor ist, diese Sklavenfabrik in Betrieb zu nehmen. Dies ist unsere Zeit. Ist irgendjemand anderer Meinung?«
    Niemand schien anderer Meinung zu sein, aber Elaz wandte ein: »Bis dahin müssen aber noch viele Einzelheiten geklärt werden.«
    »Ja. Ja, das stimmt. Aber wir sollten Einzelheiten nicht fürchten,

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