Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
geschaffen hat und all die vielen guten Dinge auf ihr.«
    Mena musterte ihre Schwester, während sie ihren Tee schlürfte. »Du scheinst dir dessen mittlerweile sicherer zu sein als früher.«
    »Ich weiß mehr als früher. Du warst fort, aber ich gehe davon aus, dass du Gerüchte gehört hast, was ich in Talay getan habe.«
    »Ich habe Geschichten gehört, dass du Wasser aus der Erde hast fließen lassen, wo immer es dir gefiel. Ich habe nicht gewusst, wie ich das zu verstehen hatte.«
    »Verstehe es so, dass ich alte Weisheit erlernt habe. Zauberei, wenn du es irgendwie benennen musst, obwohl es nicht so aufregend ist, wie es sich anhören mag.«
    »Wie? Wer lehrt dich?«
    »Ich unterrichte mich selbst, mithilfe der alten Texte. Mach nicht so ein erschrockenes Gesicht, Mena. Ich bin genauso wenig verrückt geworden wie du. Und es ist auch nicht gefährlich. Stell dir einfach vor, ich … ich würde Medizin oder Musik studieren. Ich lerne Dinge, die auf nützliche Weise mein Wissen erweitern.«
    »Aber Wasser aus der nackten Erde sprudeln zu …«
    »Wasser kommt die ganze Zeit aus der Erde. Es gibt nichts Natürlicheres. Ich helfe nur, es zu lenken. Aber erzähl deine Geschichte weiter. Das ist unterhaltsamer als mein Studium uralter Zaubersprüche.«
    Mena war zwar nicht davon überzeugt, dass das stimmte, doch sie wollte von Elya erzählen, und sie hatte noch nicht gesagt, was sie eigentlich sagen wollte. Sie beschrieb den Tag, an dem sie zum Rand des Hügels hinaufgekrochen war und in jenen Obstgarten hinabgeschaut und den Reptilkopf zum ersten Mal gesehen hatte. Ein Teil von ihr hatte gewusst, dass das da etwas anderes war, aber ihr Verstand hatte es nicht rechtzeitig begriffen. Sie schilderte, wie sie die Kreatur gejagt hatten, wie sie sie mit Armbrustbolzen beschossen hatten, wie sie versucht hatten, sie mit Gewichten an die Erde zu fesseln. Sie hatten Fetzen in die wunderbaren Schwingen gerissen. All diese Dinge erneut zu durchleben, war nicht leicht: weder ihr Flug, als sie sich an den Schwanz geklammert hatte, noch die Verletzungen, die sie bei der Landung erlitten hatte oder der Anblick dessen, was sie für die tote Kreatur gehalten hatte, nachdem sie zu ihr hinuntergeklettert war.
    »Ich fasse es nicht, wie nahe ich daran war, sie zu töten«, sagte Mena. »Ich habe befohlen, auf sie zu schießen, und dabei hat sie niemals irgendjemandem etwas zuleide getan. Dafür schäme ich mich jetzt.«
    Was für eine Freude also, als sie erkannt hatte, dass die Kreatur gar nicht tot war! Was für eine Freude, sie so rasch wieder genesen zu sehen, ihre Zartheit und ihre komischen Gewohnheiten zu beobachten. Was für eine Freude, zu spüren, wie ein Band zwischen ihnen entstand. Deswegen war Elya so wichtig. Dieses so schöne und sanfte Geschöpf hatte sie nicht nur als Freundin erwählt – sie, Mena, die Maeben getötet hatte, die so viele andere Kreaturen getötet hatte. Nein, mit ihr zusammen zu sein durchtränkte Mena darüber hinaus mit der Güte dieses Wesens. Sie spürte diese Güte im Innern ihres Körpers. Sie wurde zu einem Teil davon, und alles an der Welt sah besser aus.
    »Du weißt ja nicht, wie viel mir das bedeutet«, sagte Mena. »Du hast diese Übeldinge nicht gesehen, hast ihnen nicht so in die Augen gesehen, wie ich es tun musste. Ich habe so lange über sie nachgedacht, darüber, was sie waren, habe mir Sorgen gemacht, zu was sie werden könnten. Corinn, in manchen von diesen Ungeheuern hat ein solcher Hass getobt. Die Tenten-Bestie war nicht einfach nur ein Tier. Sie hat uns gehasst, wie nur Menschen hassen können.«
    »Deswegen war sie auch ein Ungeheuer«, bemerkte Corinn.
    »Die Ungeheuerlichkeit ist, dass diese Wesen durch die Zauberei der Santoth geschaffen wurden.«
    Auf diese Bemerkung ging Corinn nicht ein. »Man kann deiner Kreatur nicht trauen. Womöglich verwandelt sie sich in …«
    »Nein! Nein, das wird sie nicht tun!« Mena brachte dies mit aller Überzeugung vor, zu der sie imstande war. Und natürlich glaubte sie es, doch das war nicht alles, was sie empfand. Sie hatte geträumt, dass Elya sich mit blutunterlaufenen Augen zu ihr umdrehte – mit Augen, in denen jene schreckliche, bösartige Intelligenz zu erkennen war. Doch das waren nur Albträume, wie sie jetzt glaubte, der Nachhall von all dem, was sie so oft in ihren Kämpfen gesehen hatte. Nur das, weiter nichts. Sie meinte es ernst, als sie fortfuhr: »Elya ist, was sie ist, und das ist wunderbar. Ich fühle mich gut in

Weitere Kostenlose Bücher