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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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der über den kleinlichen Ängsten anderer Menschen stand, der von der menschlichen Dummheit profitierte, aber niemals zu ihrer Zielscheibe wurde. So sah er sich selbst am liebsten. Er trug einen Mantel aus Lastern so gewohnheitsmäßig, wie andere Menschen Kleider trugen, und ohne ihn fühlte er sich genauso nackt.
    Daher war die Tatsache, dass er eine lange – und schrecklich langweilige – Zeit an die Mauer einer Gasse gedrückt dastand, nicht gerade etwas, wovon irgendjemand wissen sollte. Das war eben die Art von Aktivität, die manchmal notwendig war, um an nützliche Informationen zu kommen. Und deshalb war er in dieser Nacht, vierzehn Tage nach dem Blutmond-Bankett, wieder hier. Wachsam stand er da, während der Abend verstrich, hielt sich im Schatten, lauschte den Schritten der Fußgänger und dem Rattern gelegentlich vorbeifahrender Kutschen und erhaschte mehr als einmal einen Blick auf singend vorbeiziehende betrunkene Zecher. Oh, das war das, was er jetzt tun sollte!
    Einmal entdeckte ihn ein Hund, der hinter einer kleinen Gruppe talayischer Würdenträger hertrottete, und stand mit gesträubtem Fell knurrend im Eingang der Gasse. Glücklicherweise waren die Talayen so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht weiter auf den Hund achteten. Delivegu starrte ihn mit festem Blick an, fluchte leise und machte das ganze Ausmaß seines Verdrusses mit einer ruckartigen Kopfbewegung zur Seite deutlich, ein oft wiederholter Befehl, dass das Vieh sich davonmachen sollte, wenn es am Leben bleiben wollte. Schließlich hob der Hund ein Bein und tat seine Meinung über Delivegu an Ort und Stelle kund. Erst dann stolzierte er davon.
    Wenn Delivegu es schaffen sollte, der Vertraute der Königin zu werden – in der Form, in der er es sich wünschte –, würde er Pflichten wie diese anderen zuweisen. Allerdings noch nicht jetzt. Noch nicht. Erst musste er die Dinge in Ordnung bringen, und dabei konnte er sich nur auf sich selbst verlassen. Dieses kleine Unternehmen hier beispielsweise mochte sich durchaus als Sackgasse erweisen. Falls dem so sein sollte, würde er nicht wollen, dass irgendjemand auf die Idee käme, es wäre ihm persönlich wichtig und er hätte eine ganze Nacht damit verbracht, in einer Gasse zu stehen.
    »Behalte einen kühlen Kopf, Mann!« Delivegu rieb sich das Gesicht. »Sie ist nur eine Frau. Nichts, worüber man durcheinanderkommen müsste.«
    Doch er war durcheinander. Das Ganze war zu etwas Persönlichem geworden. Das verdross ihn. Der Quell und das oberste Ziel seines Verdrusses? König Grae von Aushenia. Dieser eingebildete Gockel. Vom ersten Augenblick an, da er ihn beim Blutmond-Bankett zu Gesicht bekommen hatte, hatte er ihn nicht gemocht, als er gesehen hatte, wie ein Diener die Seite der Königin verlassen, sich durch die Menge geschlängelt und schließlich Grae zum Podium der Königin geführt hatte. Reine Liebenswürdigkeit für einen König, hatte er anfangs gehofft, dann jedoch war ihm ein anderer Verdacht gekommen.
    Delivegu kannte sich mit Frauen aus, mit adligen Damen ebenso wie mit Schankmädchen. Er sah genau, dass die Königin von dem Aushenier ziemlich angetan war. Er wusste, wann Gleichgültigkeit nur vorgetäuscht war, wie man Körpersprache und Gesten im Hinblick darauf las, was sie zu unterstreichen oder zu verbergen versuchte. Er brauchte nicht einmal ihre Unterhaltung mit anzuhören, um zu wissen, dass die Königin mit Grae gespielt hatte, neckisch und kokett. Und dieser Bauernlümmel saß groß und selbstgefällig da, zeigte lächelnd seine blitzenden Zähne, deutete mit seinem eckigen Kinn in den Raum und warf sein kastanienbraunes Haar zurück, während die Königin auf all das hereinfiel. Delivegu hätte ihn am liebsten erwürgt. Von da an wurde es nur noch schlimmer.
    Die Königin verbrachte auch in der folgenden Woche viel Zeit mit dem Monarchen, Delivegu jedoch konnte sich keinen Zutritt zu ihr verschaffen. Corinn rief ihn nicht zu sich. Sie schickte ihm nur einen Brief mit dem simplen Inhalt: Unternimm im Hinblick auf die Frau und das Kind nichts. Sie geht dich nichts mehr an. Nicht einmal ein Dank dafür, dass er ihr die Kunde von Wrens Schwangerschaft überbracht hatte! Auch seine Briefe – dazu gedacht, sie mit Andeutungen hinsichtlich weiterer Informationen zu ködern – waren ihr keine Antwort wert gewesen. Nicht einmal Rhrenna konnte er eine Antwort entlocken. Er versuchte, sich direkt an sie zu wenden, doch er kam nicht weiter als bis zu den

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