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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Nur der oder die Erstgeborene einer Generation von Tinhadins Geschlecht. Aliver war ein solcher Sohn. Shen ist eine solche Tochter, und sie hat eingewilligt.«
    Diese Worte veranlassten Benabe, ihr Schweigen zu brechen. »Ich weiß nicht, in was sie deiner Meinung nach eingewilligt haben soll, aber ich habe in gar nichts eingewilligt. Ich bin ihre Mutter.«
    »Sie hat dir doch von den Steinen erzählt«, sagte Leeka, »sie hat dir jahrelang von ihnen erzählt.«
    Benabe leugnete es nicht. »Shen ist ein Kind. Sie weiß nichts von …«
    Leeka hob die Hand. »Sie weiß eine ganze Menge. Mutter, dies soll keine Beleidigung sein, doch du musst begreifen, dass du diejenige bist, die nichts über diese Dinge weiß.«
    Einen Moment lang dachte Kelis, Benabe würde den alten Soldaten schlagen. Wie alle talayischen Stammesmädchen war sie im Faustkampf ausgebildet worden, einer Kampfkunst, bei der ironischerweise die Ellbogen und Knie mehr zum Einsatz kamen als die Fäuste. Sie hätte ihm das Nasenbein in den Schädel hämmern können, ehe sein Instinkt ihn den Kopf hätte zurückreißen lassen.
    Falls Leeka sich bedroht fühlte, so ließ er es sich nicht anmerken. »Eine große Auseinandersetzung naht – ein Krieg von noch nie gesehenen Ausmaßen.«
    »Ein Krieg mit wem?«, fauchte Benabe. »Die Mein wurden vollkommen besiegt. Aushenia will Acacia nichts Böses. Auch die Talayen haben ihre eigenen Probleme. Es gibt niemanden, mit dem man Krieg führen könnte. Die Königin hält die Welt fest in ihrer Faust!«
    »So groß ist ihre Faust nicht«, antwortete Leeka. »Die Santoth können weiter sehen als du oder ich. Sie sehen einen nahenden Krieg von noch nie dagewesenen Ausmaßen, gegen einen neuen Feind. Die Vorbereitungen haben bereits begonnen.«
    Der Schimmer der Feuerschale war jetzt stärker. In ihrem Licht sah Kelis die Gesichter seiner Gefährten, als sie die Neuigkeiten in sich aufnahmen und abwogen. Doch das war nicht das Einzige, was er sah. Hinter ihnen ragten die länglichen Schatten der Steine auf. Er warf einen Blick über die Schulter. Bestimmt waren sie vorhin nicht so nahe gewesen. Er wollte etwas dazu sagen, doch er stellte fest, dass ihm die Worte in der Kehle stecken blieben.
    »Die Santoth«, fuhr Leeka fort, »würden der Bekannten Welt in dem kommenden Kampf helfen, wenn die Königin Das Lied von Elenet mit ihnen teilen würde. Sie hat es in ihrem Besitz. Meine Lehrer wissen das. Sie spüren es jedes Mal, wenn sie in dem Buch liest, jedes Mal, wenn sie singt. Sie könnten es ihr besser erklären, als sie es ganz allein lernen kann. Sie könnten ihr helfen, könnten allen Menschen der Bekannten Welt helfen.«
    Benabe war jetzt auf den Knien und beugte sich zu Leeka vor – jetzt war sie in einer sogar noch besseren Position, um zuzuschlagen. »Tinhadin, der der Größte der Santoth war, hat angefangen, die Zauberei zu fürchten und sie aus der Welt vertrieben. Warum sollten wir sie zurückhaben wollen? Vergib mir die Frage, aber wer außer ihnen hätte etwas davon?«
    Kelis’ Blicke huschten zwischen ihr und den Steinen hin und her. Sie drängten sich jetzt so dicht heran, dass ihm war, als könne er nach hinten greifen und den Felsen hinter ihm berühren. Naamen sah sie auch. Sein Mund öffnete sich und blieb offen stehen.
    »Ist es etwas Gutes, das kommende Gemetzel zu überleben?«, fragte Leeka. »Ohne die Santoth wird euch das nicht gelingen. Ohne die Santoth wird die Bekannte Welt ein Chaos kennenlernen, wie sie es nie zuvor gekannt hat. Ohne die Santoth wird Corinn Akaran nichts von den Gefahren erfahren, die mit ihrer Zauberei verbunden sind. Wir wissen, dass sie ein paar grundsätzliche Dinge nicht versteht. Gottessprache erschafft nichts neu. Der Schöpfer konnte das, aber wenn Menschen singen, können sie nur stehlen, umgestalten und oft auch verschlechtern. Es hat immer Auswirkungen. Allein wird die Königin erst in der Lage sein, diese Auswirkungen zu erkennen, wenn es zu spät ist. Sie braucht die Santoth viel dringender, als sie weiß.«
    »Das sollen wir glauben«, sagte Benabe. »Du hast immer noch nicht erklärt, was für eine Rolle meine Tochter bei alledem spielt.«
    »Sie wird hierbleiben, bei uns«, sagte Leeka. »Wir werden sie verstecken und beschützen und uns mit ihr austauschen und sie für …«
    »Nein.« Benabe sagte das Wort fest und nüchtern. »Nein, das werde ich nicht erlauben.«
    »Diese Entscheidung liegt nicht bei dir. Sie liegt bei Shen. Und sie hat sie

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