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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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über irgendetwas, das jemand getan hatte. Delivegu hatte keine Zeit zu begreifen, um was es ging, denn sie taten irgendetwas in der Nähe des Bettes, richteten ein paar Worte – vermutlich – an den schlafenden Prinzen, und dann kam jemand anderes ins Zimmer. Die Dienstmägde grüßten den Neuankömmling voller Ehrerbietung. Die nächsten Augenblicke verfolgte Delivegu die Dienerinnen anhand der Geräusche, die sie machten; möglicherweise richteten sie das Bettzeug des Prinzen. Sie waren schnell fertig. Er hörte sie ein Abschiedswort flüstern. Die Tür ging auf, und die beiden verließen anscheinend das Zimmer. Derjenige, der nach ihnen hereingekommen war, blieb allerdings.
    »Oh, mein allerliebster Junge«, sagte eine weibliche Stimme.
    Es war nicht die Stimme der Königin, dennoch klang sie vertraut. Er hatte sie schon öfter gehört. Aber wo? Eine ganze Weile bekam er keine zweite Möglichkeit, es herauszufinden. Die Frau blieb stumm. Anfangs stand Delivegu starr da, atmete vorsichtig und rührte sich kaum, doch als die Minuten verstrichen, entspannte er sich ein wenig.
    Sie wird bald wieder gehen. Sie wird bald wieder gehen.
    Aber das tat sie nicht. Dann und wann hörte er ein schwaches Geräusch, das auf Bewegung hindeutete, eine Verlagerung des Gewichts auf dem Bett, ein etwas stärkeres Ausatmen. Er stellte sich vor, wie sie die Hand des Jungen streichelte und besorgt in sein Gesicht hinunterschaute. Durchaus einleuchtend. Noch immer hätte er gerne gewusst, wer die Frau war. Vielleicht eine Verehrerin? Hatte ein so junger Knabe schon Verehrerinnen?
    Nun ja, er ist ein Prinz, dachte Delivegu. Hat wahrscheinlich eine ganz Schar Verehrerinnen. Außerdem sieht der Junge gut aus. Ich hoffe, du weißt dieses gute Aussehen in den kommenden Jahren zu nutzen, Prinz. Wenn ich deinen Titel hätte … Oh, wie hätte ich unter den Jungfrauen des Reiches gewütet. Kaum auszuhalten, auch nur daran zu denken …
    Die Frau sprach. Er hörte sie deutlich und verlor schnell das Interesse. Sie sagte gefühlsbetonte weibliche Dinge, was für ein guter Junge er sei und wie sehr die Drachenkreatur ihn liebte. Er hörte mit halbem Ohr zu, bis sie etwas sagte, was ihn aufmerken ließ.
    »Ich muss dir etwas von Elya erzählen.«
    Bei diesen Worten konnte er die Stimme einordnen. Prinzessin Mena, die auf diesem Drachenwesen angeritten gekommen, die einfach abgestiegen war und so zwanglos mit der Königin gesprochen hatte.
    »Du darfst es niemandem sagen. Du musst es versprechen. Es ist mir ernst damit. Versprich es.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Delivegu hatte nicht übel Lust, hinter dem Vorhang hervorzutreten und darauf hinzuweisen, dass der Junge bewusstlos war. Wenn du auf eine Antwort wartest, dann kann das dauern, Prinzessin.
    »In Ordnung. Da du es versprichst …« Ein paar weitere Worte huschten vorbei, ohne Gestalt anzunehmen, und dann: »Du darfst es nicht einmal deiner Mutter erzählen.«
    Delivegu horchte auf.
    »Sie würde es nicht verstehen. Sie – nun, es ist nicht leicht, diese ganze Verantwortung zu tragen. So etwas macht einen hart, misstrauisch, lässt einen immer nach dem Schlimmen suchen, was sich hinter allem Guten verbirgt. Manchmal glaube ich, man findet umso mehr, je mehr man sucht. Je mehr man sucht, desto mehr erschafft man die Dinge, die man am meisten fürchtet.«
    Die Prinzessin sagte noch etwas, aber ganz leise. Sie musste nach unten geblickt und in ihre Hand geflucht haben; die Richtung ihrer eigenen Worte gefiel ihr nicht. Delivegu schätzte bereits den Wert dessen ab, was er gehört hatte. Ein bisschen Kritik einem bewusstlosen Jungen gegenüber? Wert: keiner. Lass ein bisschen mehr hören, dachte er.
    »Nur du darfst das wissen«, sagte Mena. »Elya hat Eier gelegt. Vier Stück. Oh, du würdest sie so gerne in der Hand halten. Und das wirst du auch tun. Wenn es dir wieder besser geht, kommst du in meine Gemächer, und ich zeige sie dir.«
    Das war die zufällige Begebenheit, die Delivegu in die Arbeitsräume der Königin führte; und nun stand er vor Rhrenna und war so zufrieden mit sich, dass er keine Eile verspürte, ihr zu antworten. Er würde die Umstände der Begegnung nicht in allen Einzelheiten schildern, und erst recht nicht über die Mühe sprechen, die es ihn gekostet hatte, später an jenem Abend aus den königlichen Gemächern zu entkommen. Stattdessen würde er Informationen anbieten, die er, wie er behaupten würde, von seinen stets verlässlichen »Quellen« hatte. Es

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