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Acacia

Titel: Acacia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Irgendwann.
    Als Mena die Arme fest um seine Taille schlang, musste er die Arme heben. Zwar verdrehte er die Augen, genau wie der Schneider, tadelte sie jedoch nicht. Corinn, die nur gerade eben noch Haltung wahrte, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Vater, es schneit!«, platzte Dariel in kindlicher Erregung heraus. »Draußen schneit es! Hast du schon gesehen? Können wir hinausgehen? Komm doch mit. Was meinst du? Ich schlag dich in der Schneeballschlacht!« Der letzte Satz kam als eine Art Drohung hinaus, den Kopf zur Seite geneigt und den Finger warnend auf seinen Vater gerichtet.
    Es folgte jene Art von Wortwechsel, die Leodan von der Warte seines Alters aus immer wieder geradezu ehrfürchtig verfolgte, nicht in seiner Eigenschaft als Monarch, sondern einfach nur als Vater. Dariel sprang umher, als hätte er Sprungfedern unter den Füßen, und bot sämtliche Überredungskünste auf, die ihm mit seinen neun Jahren zur Verfügung standen. Aliver erklärte ihm, der König habe jetzt keine Zeit, im Schnee zu spielen. Er war der Thronerbe, gab sich wieder reif und belehrend und trug eine königliche Haltung zur Schau, die er offenbar den Königsbüsten im Großen Saal abgeschaut hatte. Corinn machte eine schnippische Bemerkung über das Bankett, an dem sie - die Erwachsenen - teilnehmen würden. Er hörte ihren Ehrgeiz heraus, einen Tonfall, der sie von den Jüngeren unterschied, gleichzeitig jedoch etwas mädchenhaft Flehendes hatte, das an ihren Vater gerichtet war. Und Mena hielt sich im Hintergrund und hörte alldem zu. Durch die wogende Masse kindlicher Energie hinweg lächelte sie ihm zu. In diesem Moment sah sie Aleera sehr ähnlich, weniger vom Gesicht her, sondern eher aufgrund der geduldigen, wissenden Heiterkeit in ihren Augen.
    »Dariel hat recht«, sagte Leodan. »Heute ist ein ganz besonderer Abend. Wir wollen ihm den Gefallen tun. Lasst uns über die Dächer laufen und uns mit Schneebällen bewerfen. Wir alle.
    Und dann kuscheln wir uns in einem Zimmer zusammen. Wir schlafen sowieso zu weit voneinander entfernt. Diese alten Gebäude sind riesig. Sie trennen uns. Mach nicht so ein Gesicht, Aliver. Du kannst ruhig ein bisschen Zeit für deinen alten Vater erübrigen. Tu so, als wärst du immer noch mein kleiner Junge. Tu so, als wünschtest du dir nichts weiter, als von mir geliebt zu werden, in meiner Nähe zu sein und meinen Gutenachtgeschichten zu lauschen. Schon bald werden wir uns über ernstere Dinge unterhalten müssen, aber der heutige Abend gehört uns.«
    »Meinetwegen«, übertönte Aliver Dariels Freudengeschrei. »Aber erwarte keine Nachsicht von mir. Ehe der Abend vorbei ist, werde ich zum Schneekönig gekrönt.«
    »Vorher werde ich kurz bei dem Bankett vorbeischauen«, sagte Leodan. Corinn schien im Begriff aufzubegehren, doch der König lächelte sie verständnisvoll an. »Nicht zu kurz. Ich werde mich nach dem dritten Gang davonstehlen. Man wird mich kaum vermissen. Und dann führen wir unseren Krieg.«

14

    Thasren Mein blieb eine Weile auf der Straße stehen und fühlte, wie die Schneeflocken auf seine Haut fielen und schmolzen. Wie wundervoll sich der Kuss des Schnees auf seinem nach oben gewandten Gesicht anfühlte. Es war wunderschön, rechtschaffen und - in diesem Land - ein bemerkenswerter Anblick. Die Nachtluft war gerade eben kalt genug, dass es schneien konnte, und so still; alle Geräusche wurden gedämpft, die Füße der Vorübergehenden pressten die feuchten Schneekristalle zusammen. Alles in allem eine völlig andere Erfahrung als ein Schneesturm auf dem Mein-Plateau. Die verborgene Botschaft und die Bedeutung jedoch lagen klar auf der Hand. Es war ein Gruß von daheim, ein Zeichen, das die Tunishni gesandt hatten, um ihn daran zu erinnern, dass er das, was er unternahm, für viele tat. Schnee fiel auf Acacia; also war die bevorstehende Veränderung vom Himmel gesegnet.
    Als er die letzte Treppe hinaufstieg und über einen steingepflasterten Hof auf den Bankettsaal zuhielt, strömten die übrigen Gäste bereits hinein. Er berührte die Perücke mit den Fingern und überprüfte den Sitz der Haarnadeln, die verhinderten, dass sie verrutschte. Seine Kleidung war in Ordnung; er trug einen der besten Umhänge des Botschafters. Zu Beginn der acacischen Herrschaft hatte niemand sich dem König weiter als bis auf hundert Schritte nähern können, die Mitglieder des Königshauses hatten bei gesellschaftlichen Anlässen aus der Ferne zugeschaut wie die Zuschauer eines

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