Accra: Roman (German Edition)
von der Vergewaltigung.«
»Fanden sich dort irgendwelche Hinweise?«
»Wir suchen nach zwei Leuten, die mit den Taten im Zusammenhang stehen könnten«, antwortete Dawson, »und sie scheinen sich zu kennen – der allgegenwärtige Tedamm und ein anderer Mann, den alle Flash nennen. Letzte Nacht konnten wir sie nirgends auftreiben.«
Dawson sah zu seinem Detective Sergeant, dem Schweißperlen auf der hübschen Stirn standen. Er sah gar nicht gut aus.
»Was ist mit dir, Chikata?«
»Mir ist irgendwie heiß.«
»Das liegt daran, dass Ihnen schlecht wird«, sagte Biney. »Gehen Sie lieber nach draußen an die frische Luft.«
Chikata schoss förmlich aus dem Raum.
»Gerade noch rechtzeitig, Inspector.« Biney lächelte. »Die Pathologie setzt manch einem ganz schön zu. Ein paar Sekunden noch, und er wäre umgekippt.«
»Ja, er ist ein wenig zimperlich«, murmelte Dawson mit einem Anflug von Verachtung.
»Ich nenne es eine niedrige Belastungsschwelle«, sagte Biney. »Wie wollen Sie in Ihren Ermittlungen fortfahren?«
»Wir müssen Tedamm und Flash finden. Falls es Ihnen nichts ausmacht, fahre ich jetzt auch wieder.«
»Natürlich. Ich rufe Sie an, sowie ich den Bericht fertig habe.«
An der Tür zögerte Dawson. Seit Tagen trug er etwas mit sich herum, was er dringend ansprechen wollte, nur wusste er einfach nicht, welcher Zeitpunkt der richtige dafür war.
»Ist noch was, Inspector?«, fragte Biney.
Dies war der richtige Zeitpunkt.
»Doctor, ich würde gern etwas mit Ihnen besprechen, wenn es Ihnen ... falls Sie erlauben«, sagte Dawson unsicher. »Es hat nichts mit irgendwelchen Fällen zu tun.«
»Nur zu. Lassen Sie mich rasch diese Sachen ausziehen, dann reden wir im Büro.«
Zusammen gingen sie in einen kahlen, hallenden Raum und setzten sich an den Tisch, an dem die Pathologen gewöhnlich ihre Autopsieberichte schrieben.
»Was kann ich für Sie tun, Inspector?«
»Nun, ich hatte ja schon meinen Sohn Hosiah erwähnt, als wir uns kennenlernten. Was ich Ihnen nicht erzählt habe, ist, dass er einen Ventrikelseptumdefekt hat.«
»Tut mir leid, das zu hören. Kommt er zurecht?«
»Ich fürchte nein. Langsam geht es ihm immer schlechter, obwohl er Medikamente bekommt und salzarm bis salzlos ernährt wird. Er braucht eine Operation, aber da reden wir über eine Summe, die wir uns einfach nicht leisten können. Unsere Ersparnisse sind lächerlich gemessen an den Kosten eines solchen Eingriffs. Wir haben Finanzhilfe am Korle Bu beantragt, wurden aber abgelehnt. Und einen Kredit bekommen wir auch nicht.«
»Kann der Ghana Police Service nicht helfen?«
»Die würden uns höchstens hinterher einen Teil der Kosten erstatten, aber wir müssten zuerst für die komplettte Operation aufkommen. Ich bitte Sie nicht um Geld, Dr. Biney, keineswegs. Vielmehr hoffe ich, dass Sie einen Rat haben, was meine Frau und ich für Hosiah tun können.«
»Sie sind wahrlich in einer schrecklichen Lage«, sagte Biney mitfühlend. »Wäre ich Herzchirurg, würde ich die Operation sofort unentgeltlich vornehmen. Leider bin ich das nicht. Aber es gibt vielleicht einen anderen Weg, wie ich Ihnen helfen kann. Ich kenne den Leiter des Herzzentrums, Dr. Solomon Gyan. Ich rede mal mit ihm, ob uns nicht eine Lösung einfällt.«
»Ich danke Ihnen vielmals, Doctor.« Dawson strahlte. Das klang wirklich vielversprechend.
»Natürlich kann ich Ihnen nichts versprechen«, warnte Biney ihn rasch, »und es wird womöglich eine Weile dauern. Geben Sie mir ein paar Wochen, bitte, denn Dr. Gyan ist viel unterwegs.«
»Vielen Dank, Doctor«, sagte Dawson noch einmal. »Das bedeutet mir sehr viel.«
»Nicht der Rede wert, Inspector. Dazu sind Freunde doch da.« Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Und sollte ich eines Tages wegen eines heiklen Problems zum CID müssen, marschiere ich direkt in Ihr Büro.«
Beide lachten.
Froh und erleichtert ging Dawson hinaus zu Chikata, und sie fuhren wieder zum Bahnhof, um nach Tedamm zu fragen. Der Name stammte aus dem Norden, deshalb glaubten sie, dass einer der Kayaye ihn kannte. Aber niemand schien ihn gesehen zu haben.
»Na gut«, sagte Dawson, »gehen wir zum Holzmarkt und suchen nach diesem Flash.«
Auf der High Street herrschte dichter Verkehr, wie es an einem Mittwochvormittag nicht anders zu erwarten war. Dawson saß vorn bei Sergeant Baidoo, Chikata auf der Rückbank.
»Wow«, raunte er und drehte sich zu einer hübschen Frau um, die vorbeiging.
»Chikata, wann wirst du endlich
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