AC/DC - Maximum Rock N Roll
nennen wollten. Ich sagte: Na ja, Back In Black , worauf er antwortete: ›Glaubst du nicht, dass das etwas morbide ist?‹ Ich sagte: Nein, denn es ist unsere Widmung an Bon. Und deshalb wird es so gemacht! Da war er ein bisschen sprachlos.
Ich sagte ihm: ›Mutt, hör zu. Als wir Highway To Hell aufnahmen, hast du dich aufgeregt. Du meintest, die Platte würde nicht im amerikanischen Radio laufen und im Mittleren Westen, wo die Leute so religiös sind, erst recht nicht. Dabei waren ausgerechnet sie die Ersten, die die Platte gespielt haben. Aber gestehe mir wenigstens diese Kleinigkeit zu. Wir leben, um auf der Bühne zu stehen, das können wir am besten. Also sei wenigstens so nett und vertraue unserem Urteil.‹«
Die Proben für die Tour begannen im Juni im Victoria Theatre in London. Schon dort traten die ersten Schwierigkeiten auf.
Ian Jeffery: »Die Bühne lag unterm Niveau der Straße, und die Tür zum Einladen war auf der Seite zur Straße. Man konnte das Equipment über Rampen runterschaffen, aber es gab keine Rampe, die der tonnenschweren Glocke gewachsen gewesen wäre. Also mussten wir einen Kran mit einem riesigen Ausleger anmieten. Der Verkehr wurde für 20 Minuten unterbrochen, damit wir sie vom Truck abladen, am Ausleger über die Straße hieven, ins Theater hinunterlassen und auf der mit Stützen verstärkten Bühne absetzen konnten. Die Glocke war einfach riesig! Die ganze Londoner Innenstadt kam wegen ihr zum Stillstand.
Malcolm brachte eine Kassette mit, damit wir uns das Album anhören konnten. Wir standen alle auf der Empore, wo sich das Mischpult befand. Hm, klingt ja völlig anders, dachten wir, als wir da saßen. Aber es klang verdammt beeindruckend – schon allein auf Kassette und durch die PA. Und Malcolms Rhythmusgitarre kam endlich richtig zur Geltung. Malcolm ist wahrscheinlich der beste Rhythmusgitarrist der Welt. Wir saßen völlig ungläubig auf der Empore.«
Nach einigen Probewochen spielte die Band zwischen dem 29. Juni und dem 6. Juli sechs Aufwärmkonzerte in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Die Glocke blieb allerdings zu Hause.
Brian gab sein Debüt in Namur, Belgien. Eigentlich hatten sie sich für den Anfang kleinere Läden ausgesucht, aber die Fans stellten sich das anders vor. Das Konzert musste am gleichen Tag zweimal an größere Veranstaltungsorte verlegt werden. Der Zuschauerandrang war enorm. Der Veranstalter ließ sich zu dem Kommentar hinreißen, dass anscheinend ganz Europa gekommen sei. Angus war besonders nervös. Brian lief einfach nur in der Garderobe auf und ab, brachte sich und die Band in Stimmung.
Die komplette Tragweite und Emotionen, die das Konzert auslöste, wurden Brian erst bewusst, als ein Fan mit einem Tattoo von Bon auf dem Arm auf ihn zukam und alles Gute wünschte.
»Ich habe da gestanden und gezittert«, gestand Brian im Record Mirror vom 26. Juli 1980 dem Journalisten Robin Smith. »Was soll man auch sagen, wenn die Leute einem so das Vertrauen aussprechen.«
Als die Band drei Stunden später als geplant gegen Mitternacht die Bühne betrat, wurde sie so begeistert empfangen, dass Brians Nervosität im Nu verflog.
»Ich habe mir fast in die Hose gemacht«, erzählte er Christie Eliezer vom Juke am 13. Juli 1991. »Aber als ich rauskam haben sie mich so fantastisch begrüßt. Dann sah ich diese Spruchbänder mit ›Welcome Brian‹. Es war klasse.«
Der Fan Pierre Grandjean gehörte zu denen, die das Konzert sahen: »Am Eingang des Palais Des Expos in Namur drängten sich die Massen. Die Glastüren standen kurz davor zu bersten. Der Sound war fürchterlich, sie hatten keine Zeit für einen Soundcheck.«
Brian bei einem seiner ersten AC/DC-Gigs – Deinze, Belgien, Juli 1980
Die Show selbst war eine laute, raue aber temperamentvolle Angelegenheit mit kleinen Fehlern, die in einem so frühen Stadium einer Tour unvermeidlich sind.
Insgesamt dürfte Brian nicht die allerbesten Erinnerungen an das Konzert haben. Er hatte so viele Songs zu lernen, dass er sie noch gar nicht richtig auseinanderhalten konnte.
»Das zweite Lied, das wir spielten, war ›Shot Down In Flames‹«, gestand er Juke , »das dritte ›Hell Ain’t A Bad Place To Be‹, aber ich habe zu beiden den gleichen Text gesungen.«
Im Publikum haben es womöglich nur wenige bemerkt, aber von Malcolm erntete er tötende Blicke. In Deinze, Belgien, am 1. Juli, gab es diese Probleme nicht mehr. Falls Brian an diesem Abend noch irgendeine Nervosität verspürte,
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