Ach so!
Schmetterlings sind das Ergebnis einer besonderen Lichtreflexion. Dass man durch Reflexion besondere Farbeffekte unterstreichen kann, weiß auch die Waschmittelindustrie. Durch den geschickten Einsatz sogenannter »optischer Aufheller« wirken die frisch gewaschenen Hemdfarben noch kräftiger, und das Weiß strahlt noch weißer. Der Trick: Die für uns unsichtbaren UV-Strahlen im Sonnenlicht werden durch die Aufheller im Waschmittel in sichtbares Licht umgewandelt – aus unsichtbaren Strahlen wird also sichtbares Licht. Die Leuchtkraft der Hemden hängt somit auch von der Zusammensetzung des einfallenden Lichtes ab – je mehr UV-Strahlen, desto heller scheinen die Farben.
In den vergangenen Jahren wurde die Herstellungstechnik moderner Reflexmaterialien verfeinert, von denen einige sogar durch ihre ausgeklügelte Mikroprismenstruktur mit einem alten Gesetz der Optik zu brechen scheinen: Eintrittswinkel ist nicht gleich Austrittswinkel! Diese Reflektoren strahlen sogar dann noch intensiv, wenn das Licht unter weiten Winkeln einfällt. In wenigen Jahren, davon bin ich überzeugt, wird es sogar möglich sein, bunte Reflexionsfolien nach dem Prinzip des Schmetterlingsflügels herzustellen, und auch dann werden Kinderaugen staunen über diese besondere Etappe der bunten Reise des Lichts.
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Warum halten sich Knochen so lange nach dem Tod?
30 Während einer Recherchereise zu einer Sendung über moderne
Verfahren der Archäologie besuchte ich ein Fachinstitut an der Universität
Göttingen. Die dortigen Wissenschaftler hatten sich darauf spezialisiert, Reste von
Erbgut aus alten Knochen zu isolieren. Noch nach Jahrhunderten erzählen Knochen ihre
Geschichte, denn an ihrer Struktur kann man erstaunlich viel ablesen: Wie haben sich
die Menschen ernährt, wie alt wurden sie und – dank moderner Gendiagnostik – welcher
Familie oder welchem Stamm gehörten sie an? Während die Mitarbeiter mir ihre neuenMethoden ausführlich erläuterten, zeigte ein Forscher auf
einen Stapel von Apfelsinenkisten voller Gebeine: »Schauen Sie, hier liegt der
gesamte Klerus von Münster!«
Bei Exkavationen waren die Archäologen auf ein gut
erhaltenes mittelalterliches Kirchengrab gestoßen, und im Dienste der Wissenschaft
wurde der heilige Fund nun akribisch analysiert. Mit Mikrotomen wurden die einzelnen
Knochen in feine Scheibchen geschnitten, Bruchstücke wurden in Massenspektrometern
erhitzt und mit Strahlung beschossen, in brodelnden Reagenzgläsern wurden die
Gebeine in ihre chemischen Bestandteile aufgelöst. Manche dieser Kirchenoberen
hatten womöglich zu Lebzeiten Ketzer verfolgt und mit den grausamen Foltermethoden
der Inquisition abtrünnige Aufklärer eingeschüchtert. Nun, Jahrhunderte später,
machen sich neugierige Wissenschaftler an ihren verbleibenden Resten zu schaffen.
Vielleicht gibt es ja doch so etwas wie eine historische Gerechtigkeit?
Das Leben ist endlich, und jeder von uns, egal ob
Machthaber oder Unterdrückter, begegnet dem gleichen Schicksal: Der Körper ist
vergänglich. Jahrhunderte nach dem Tod bleibt nur noch eines übrig: Knochen. Doch
was macht sie so haltbar?
Ohne Knochen besäße unser Körper keine Struktur. Das
Skelett eines neugeborenen Menschen besteht aus mehr als 300 Knochen bzw. Knorpeln.
Ein erwachsener Mensch verfügt hingegen nur noch über 206 Knochen, die sich zur
Hälfte in den Händen und Füßen befinden. Im Verlauf unserer Entwicklung wachsen
unsere Knochen teilweise zusammen (daher ihre kleiner werdende Anzahl) und werden
immer stabiler und belastbarer. Knochenaufbauende Zellen, sogenannte Osteoblasten,
sorgen nämlich dafür, dass sich in den Knochen mit der Zeit Hydroxylapatit
ansammelt. Es handelt sich dabei um ein sehr hartes anorganisches Material. Auch
unser Zahnschmelz besteht daraus.
Im Laufe des Lebens werden unsere Knochen immer wieder erneuert
und passen sich der jeweiligen Belastung an. Doch mit dem Tod endet diese ständige
Erneuerung. Dafür beginnt ein Wettrennen unter Bakterien und Pilzen. Fleisch und
Haut verschwinden schnell, denn sie enthalten begehrte Eiweißstoffe und sonstige
Nahrung für unzählige Kleinstorganismen. Die anorganische Knochensubstanz wird
hingegen kaum zersetzt, und schon nach wenigen Jahren bleiben von unserem Körper nur
noch Knochen und Zähne übrig. Auf Friedhöfen gibt es festgelegte Ruhezeiten: Erst
nach deren Ablauf wird ein Grab für nachfolgende Bestattungen
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