Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
Vom Netzwerk:
zog sein Mobiles und ging hinaus, um zu telefonieren. Die Tür in diesem Beton-Iglu war so niedrig, dass Hardenberg seinen Kopf einziehen musste. Als er weg war, holte Lurich Luft – so tief, dass sich sein T-Shirt über dem Brustkorb spannte.
    Glaub ja nicht, dass du raus bist, dachte Lohkamp.
    Klemm schaltete sich ein: »Chef, vielleicht ist der Ukrainer ja erst einmal in seine Wohnung gefahren. Der braucht doch Pass und Geld, wenn er nach Kiew will.«
    »Ushgorod«, korrigierte Lurich. »Nie gehört, was? Liegt ganz im Westen, am Ende der Slowakei zwischen Ungarn und Polen. Wenn er clever ist, fährt er über Dresden und Prag oder Wien und Bratislava.«
    Diese Streckenauswahl machte die Fahndung nicht leichter. Ein Blick auf Klemm, den Daumen in Richtung Ausgang gestreckt, und sie ging los, um Hardenberg diese Infos nachzureichen.
    »Und wo wohnt er hier?«
    »Nicht weit weg. Auf der anderen Ruhrseite, im Lottental. Da stehen so ein paar alte Mietskasernen, die noch von der Zeche Klosterbusch stammen. Liegen so tief im Tal, dass man da unten statt eines Sonnenbrands eher Rheuma bekommt.« Er putzte sich umständlich mit einem Stofftaschentuch die Nase. »Aber Vitali ist nicht in seine Wohnung gefahren.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil der Schlüssel da vorne in der Tür steckt«, grinste Lurich.
    »Trotzdem. Ewald?« Lohkamp sah hinaus, wo Hardenberg gerade das Kennzeichen durchgab. »Fordere noch einen Streifenwagen an. Die Leute sollen Korolenkos Wohnung sichern. Wir fahren rüber, wenn wir hier fertig sind.«
    »Sind wir das nicht?«, wollte Lurich wissen.
    »Im Gegenteil – wir fangen erst an. Aber draußen. Hier drin bekomme ich langsam Platzangst.«
    »Was meinen Sie, wie sich mein Schwiegervater als Kind in dem Bunker gefühlt hat, wenn draußen die Bomben krachten.«
    »Bomben? Hier?«
    »Die ganze Ruhr entlang. Jede Menge Kleinbetriebe, die für die Kriegsproduktion wichtig waren. Und dann diese Bahnlinie hinter unserem Gelände. Kohle aus Essen für die Stahlkocher in Witten.«
    Vor dem Betonhügel wartete Hardenberg schon auf sie: »Fahndung läuft. Eine Streife war ganz in der Nähe und müsste schon im Lottental sein.«
    »Prima. Du gehst jetzt mit Herrn Lurich ins Büro und lässt die alten Sprengstoffbücher heraussuchen. Seit 1993. Wir kommen gleich nach. Herr Lurich, ich brauche aber Korolenkos Schlüssel.«
    Widerwillig drückte Lurich sie dem Hauptkommissar in die Hand und stiefelte davon, dicht gefolgt von Hardenberg, der ihn nicht aus den Augen ließ. Gemeinsam liefen sie zur anderen Straßenseite hinüber und verschwanden in der Einfahrt zum Betriebsgelände.
    »Hoffentlich trickst er den Ewald nicht aus und haut auch ab«, meinte Kathrin.
    »Glaube ich nicht. Er hat uns ja diesen Vitali zum Fraß vorgeworfen. Ohne den kommen wir vielleicht gar nicht weiter. Und er ist aus der Hauptschusslinie raus.«
    »Wenn seine anderen Angaben stimmen, ist er vielleicht ganz raus.«
    »Kann sein. Ruf die Fährtenleser. Die sollen den Bunker und das Häuschen checken. Das volle Programm. Ach ja, und Hösel soll den Sprengstoff abholen und zum LKA schicken. Ich schau mir schon mal diese Bruchbude an. Wenn du fertig bist, gehen wir rüber und drehen Lurich noch etwas durch den Wolf.«
    »Mit Vergnügen. Der riskiert hier ’ne ganz schön freche Lippe.«
    »Siehst du – und das muss bestraft werden.«
    80
    »Warum tun die da unten denn nichts?«, fragte Kalle, als er wieder normal reden konnte. »Die lassen das Kind da einfach liegen.«
    »Die Spurensicherung muss erst alles dokumentieren. Und der Krankenwagen darf sowieso keine Toten mitnehmen«, erklärte Mager.
    »Wieso?«
    »Keine Ahnung. Ist Vorschrift. Für Tote muss ein Leichenwagen kommen.«
    »Und was machen wir?«
    »Was schon? Warten …«
    Zwei Zigarettenlängen später fuhr unten ein kleiner Transporter vor, dem mehrere Leute entstiegen. Alle trugen diese weißen Anzüge, die es verhindern sollten, dass die Kriminaltechniker ihr eigenes Genmaterial an Tatorten hinterließen.
    »Kommt«, sagte Susanne, »schauen wir uns erst mal diesen Büropark an!«
    Sie stolperten bis zu der Stelle zurück, an der sie auf das Gleis geklettert waren. Als Susanne auf den bequemen Weg wechseln wollte, der nach unten führte, hielt Mager sie am Ärmel fest: »Ich weiß was Besseres.«
    »Und zwar?«
    »Wir können hier oben bleiben. Hundert Meter weiter können wir direkt in den Büropark filmen.«
    »Und wie kommen wir wieder hier herunter?«
    »An

Weitere Kostenlose Bücher