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Acht cropped

Acht cropped

Titel: Acht cropped Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Berti
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während seiner Zivildienstzeit so manches Schwätzchen gehalten hatte, ohne einen weiteren Kommentar sitzen.
    Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Nicht nur, dass er keine Ahnung hatte, was ihn auf der Intensivstation erwartete. Es war auch so, als ob die weißen Wände ihm stumme Vorwürfe entgegenschrien. Jetzt, konfrontiert mit der Lebenswelt von Andreas und Sonja, die täglich die Gänge auf und ab liefen, kam ihm seine Beziehung mit Andreas auf einmal erschreckend dreckig vor. Sie hatte plötzlich nichts mehr von dem aufregenden Geheimnis, das er auf Jahre hinweg gehütet hatte wie einen Schatz, in einem Hotelzimmer so tief verborgen wie in einer anderen Welt. Nein, jetzt war sie genauso widerwärtig und verboten wie jede andere Affäre auch. Andreas und er waren vielmehr die Protagonisten in einer schlechten TV-Krankenhausserie.
    Der Zauber des vergangenen Abends war einem ernüchternden Gefühl der Erkenntnis gewichen, so als ob Marc erwacht sei und plötzlich nur noch Fakten sehen konnte. Eine Mischung aus Schuldgefühlen, Angst, Verzweiflung und Wut machte sich in ihm breit. Wie hatte das alles so weit kommen können?
    Hatten sie wirklich gedacht, sie könnten der Wirklichkeit entfliehen?
    Immerhin hatte er die Bedenken, Andreas könnte irgendwas mit Cordulas Unfall zu tun haben, während der Fahrt ins Sauerland in den Windgeschlagen. Cordula war ausgerutscht und hatte sich so ihre schweren Verletzungen zugezogen, hatte ihre Mutter am Telefon gesagt. Und Andreas Aussage, dass Cordula ihnen nicht im Weg stehen würde, war sicherlich der Hoffnung geschuldet, sie könnten ihre Beziehung weiter fortsetzen, so als wäre nichts geschehen. Dass Cordula momentan tatsächlich nichts gegen ihn und Andreas ausrichten konnte, musste ein Zufall sein, der ihnen allerdings den Vorteil verschafft, ohne Cordulas Erpressungen zu einem Entschluss zu kommen. Und in Marc wuchs die Überzeugung, wie er sich zu entscheiden hatte: Er durfte Andreas nicht mehr treffen. Diese Welt war die Welt von Andreas Neumann. Sein Beruf, seine Frau, sein Sohn, sein Haus.
    Er war nie mehr als der heimliche Geliebte gewesen. Mit Betonung auf gewesen. Er durfte Andreas heile Welt nicht zerstören, so stark ihre Gefühle füreinander auch waren. Aber in seine eigene Welt passte Andreas ebenfalls nicht hinein. Um sich einmal im Monat heimlich zu treffen, dafür war Platz gewesen, doch in den letzten Tagen waren die Dinge außer Kontrolle geraten und hatten die Welt - und vor allem ihre Gefühle - auf den Kopf gestellt. Sie konnten die Warnsignale nicht länger übersehen.
    Während Marc auf den Fahrstuhl wartete, passierte etwas, das seine gerade gewonnene Sicherheit mit einem Schlag wieder zunichtemachte.
    Von der Inneren Station kamen ihm Andreas und ein weiterer Rettungssanitäter mit einer leeren Trage entgegen. Es war alles genau wie damals, als er als junger Zivi an der Seite von Andreas bewundernd zu ihm aufschaute. Dieser starke Mann, mitten im Leben stehend, mit seinen leuchtenden blauen Augen und der Ausstrahlung, der Marc schon in den ersten Tagen seiner Zivildienstzeit verfallen war.
    Obwohl acht Jahre vergangen waren, konnte Marc in diesem Moment seine eben noch errichtete Schutzmauer aus Entschlossenheit nicht mehr halten. Sie stürzte ein, und alles, was er wollte, war Andreas. Er war nicht länger der seriöse Lehrer, den seine Schüler kannten, oder der liebende Freund seines Partners. Er war der schüchterne junge Mann, der sich nach seinem Arbeitskollegen verzehrte, nachts wach im Bett lag und vor lauter neu entdeckter Gefühle nichts essen konnte.
    Marc in seinem Gefühlsstrudel entging nicht, dass auch Andreas merklich um Fassung rang, sich dann aber zusammennahm und mit seinem Kollegen auf ihn zukam.
    »Sieh an, ein Ex-Zivi !« , begrüßte er ihn betont locker.
    „Hallo Andreas !« , antwortete Marc unsicher und schüttelte Andreas Kollegen höflich die Hand. „Ich bin gerade auf dem Weg zur Intensivstation, um Cordula zu besuchen. Hast du von ihrem Unfall gehört?"
    Andreas nickte. »Schrecklich, was gestern mit ihr passiert ist. Wir haben heute Morgen bei der Wachübernahme davon erfahren."
    „Ihre Mutter bat mich, ihr zur Seite zur stehen. Glaubst du, ich komme ohne Probleme auf die Station? Ich bin schließlich kein naher Verwandter."
    „Ich denke schon. Entweder Cordulas Mutter hat dich angekündigt und du wirst einfach reingelassen, oder du wendest dich an Sonja, die hat zufällig gerade Dienst .«
    Natürlich. Das

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