Achtung Klappe
Diesmal war ich der Überraschte.
Wo eben noch der Nadelgestreifte stand, knallte jetzt eine Tür ins Schloß. Ich hörte Poltern, Stimmen, Poltern, Wehgeschrei, Poltern und dann Triumphgeheul.
Rechts von mir ein wimmerndes Stöhnen. Den Motorradfahrer befiel die Reue zu spät...
Fettsack hatte er mich genannt. Mich, einen Menschen, bei dem jedes einzelne Kilo aus christlicher Nächstenliebe bestand.
„Wenn Sie mich schön bitten“, bot ich ihm an, „schicke ich Ihnen Königlich-Sächsische-Quarkkeulchen ins Gefängnis...“
Die Tür flog auf, und seit langer Zeit wieder sah ich meinen Freund Schulz lachen. Ein lachender Inspektor Schulz war so selten wie eine Flunder im Rhein. Das letztemal hatte er gelacht, als mir, bei einem gemeinsamen Urlaub am Plattensee, der Gummizug in meiner Badehose gerissen war...
„Ein riesiger Fang!“ rief er jubilierend und klopfte mir auf die Schulter. Sein Kinn deutete auf Klappmann: „Klappmann?“
„Ja, das ist er. Gehen Sie ein bißchen freundlich mit ihm um, er kann es brauchen. Sein Chef behandelt ihn wie den letzten Fliegenfänger.“
„Ich werde mein möglichstes tun!“ strahlte Schulz, und das Strahlen vertiefte sich, als einer seiner Leute Klappmann mit Handschellen versah.
„Wissen Sie eigentlich, wen Sie uns da präsentiert haben?“
„Keine Ahnung.“
„Es handelt sich um Berthold Masseritz. Gesucht in vier Ländern und von neun Staatsanwaltschaften allein bei uns. Auf seinen edlen Kopf ist ein Sack Geld ausgesetzt.“
„Ich hoffe kein Falschgeld!“
„Echtes, nur echtes, mein Lieber. Damit können Sie mindestens fünf Jahre Urlaub am Plattensee machen.“
Mußte er darauf anspielen, dieser alte miesepetrige Beamte?
„Die Belohnung gehört Blaumichel. Er hat sie verdient. Und er kann sie auch brauchen. Sein Taxi sehnt sich schon lange nach dem Ruhestand. Haben Sie ihn schon mal gehört, wenn er wimmert?“
„Wer, Blaumichel?“
„Nein, der Motor in seinem Taxi. Klingt wie ein modernes Musikstück... Serenade für vier Zylinder... Wo steckt er eigentlich?“
„Im Präsidium. Er wollte warten, ob Ihnen Erfolg beschieden ist.“
„Ein Zweifler! Na ja, soll er zweifeln. Ich jedenfalls werde mir zur Feier des Tages einen Wiener Rostbraten bei ,Annabell’ leisten!“
„Gute Idee“, nickte Schulz. „Vielen Dank für die Einladung!“
Morgenstunde hat Gold im Munde
Es war ein schöner Tag, dieser Tag.
Tage, an denen man sich im Erfolg des Vortages sonnen konnte, gehörten von jeher zu den erfreulichsten. Und einen international gesuchten Geldfälscher erwischt zu haben, das war doch ein Erfolg — oder vielleicht nicht?
Gemeinsam mit Blaumichel und Inspektor Schulz hatte ich bei „Annabell“ bis spät in die Nacht gefeiert und gefuttert.
Als Alfons Blaumichel mich und Pinsel vor meiner Haustür absetzte, schlug es gerade 1 Uhr.
Was Wunder also, daß wir zwei bis spät in den Tag hinein geschlafen hatten?
Um 9 Uhr streckte ich mich zum erstenmal,
um 9 Uhr 10 zum zweitenmal,
um 9 Uhr 15 hopste Pinsel von meinen Füßen und streckte sich seinerseits zum erstenmal.
Um 10 Uhr 10 hatte ich geduscht, gefrühstückt, Pinsel einen Vortrag über Eigentum gehalten, und zwar über eßbares Eigentum. So zum Beispiel, daß ich auch nicht einfach zu Frau Eulchen hochsteigen könne, um ihr ohne Kommentar das Schnitzel vom Teller zu nehmen.
Pinsel quittierte meine Weisheiten mit Kopfschräghalten und leisem Stummelschwanzgeblobber.
Um 10 Uhr 15 war ich noch immer ahnungslos, daß das Schicksal bereits zu mir unterwegs war.
Als es dann kurz vor 11 Uhr an meiner Tür klingelte, fühlte ich mich noch immer so guter Stimmung, daß ich bereit war, einem Bettler, sollte es einer sein, ein blankgeputztes Fünfmarkstück zu schenken.
Pinsel fuhr bereits schnüffelnd mit der Nase die Tür auf und ab, als ich mich mit beschwingtem Links-zwo-drei-vier der Klinke näherte.
Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...
Nein, ich würde mir auch durch ein langes Klingeln die gute Laune nicht verderben lassen.
Es waren zwei. Ein langer Schlanker mit einer Ledermütze auf dem Kopf und ein rechteckiger Preisboxer mit Lockenkopf, Brille und einem von Ohr zu Ohr gehenden Lächeln.
„Hallo!“ sagte der Rechteckige.
„Hallo!“ sagte der mit der Ledermütze und dem Schwanenhals, und er tippte sich dabei mit zwei Fingern gegen den Mützenschirm.
„Wau-wau-wou!“ erwiderte Pinsel.
Und ich? Auch ich spendierte ein Lächeln und rief:
„Hallo, hallo!!“
„Ich irre
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