Achtung - sexy Boss!
arbeite seit fast einem Jahr mit dir zusammen und kenne dich mittlerweile, Bradley. Es muss schrecklich für dich sein, auf dieser Bühne im Mittelpunkt zu stehen.“
Damit kam sie der Wahrheit gefährlich nahe. Einer Wahrheit, die er weder ihr noch jemandem sonst erzählen wollte. Er schwieg und wich ihrem Blick aus.
„Gut, du musst es mir nicht erzählen. Vielleicht werde ich es ja eines Tages selbst herausbekommen“, meinte sie. Dabei lächelte sie wissend.
Verdammt. Er stand mitten in einer Bar ohne Drink, und wenn er jemals das Bedürfnis gehabt hatte, sich Mut anzutrinken, dann jetzt.
Er hatte die Geschichte seines Lebens neu geschrieben. Er war nicht mehr der einsame Junge, sondern ein Mann, der Berge versetzte und andere dazu brachte, dasselbe zu tun.
Was Hannah noch nicht begriffen hatte, war, dass die Meinung ihrer Mutter zu ihren Singkünsten vollkommen egal war. Wenn Hannah jetzt die Bühne betrat, würde sie genau diese Meinung hinter sich lassen und damit aus dem Schatten ihrer Mutter treten. Sie würde das Unmögliche möglich machen – und auf der märchenhaften Hochzeit ihrer Schwester einen Song zum Besten geben.
Und wenn es sein musste, würde Bradley als ihr Beschützer ein Familiendrama miterleben.
Die Boygroup hatte aufgehört zu spielen. Unter lauten Beifallsrufen verließen die Jungs die Bühne.
Bradley zog Hannah auf die Bühne. Dann gab er ihr einen kleinen Schubs, bis sie genau im Scheinwerferlicht stand. Als die Zuschauer sie erkannten, brachen sie in tosenden Beifall aus.
Hannah lachte und errötete. Dann verbeugte sie sich. Die Menge tobte.
Hannahs Gesicht glänzte aufgeregt, und ihre Augen glitzerten. Entschlossen reckte sie das Kinn nach vorn. Ihre innere Kraft überwältigte und beruhigte Bradley. Unerschrocken starrte er durch die hellen Lichter auf die tosende Menge dahinter.
Fetzen von „You’re The One That I Want“ drangen aus den Lautsprechern. Der gesamte Klub stand auf und sang mit.
Wie hypnotisiert senkte Hannah das Mikrofon und sah Bradley an. „Kannst du überhaupt singen?“
„Das werden wir herausfinden.“
Hannahs hochhackige Schuhe baumelten in ihrer Hand, als sie über den Marmorboden in Richtung der Aufzüge schlenderte, die zu den Zimmern des Gatehouse führten.
Ihre Ohren brummten von der lauten Musik. Ihre Glieder waren schwach. Der Kopf schwirrte ihr von der Mischung aus Alkohol, Erschöpfung und dem Karaokeduo mit Bradley, das den ganzen Klub in Aufruhr versetzt hatte.
Sie drehte sich um und lächelte Bradley an. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du wirklich singen kannst!“
„Ich war schlecht. Wirklich schlecht“, fuhr Hannah fort. „Aber es hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Im Gegenteil, ich habe mich gefühlt wie ein Rockstar. Und du wusstest es von Anfang an, auch wenn du dich nicht dazu äußern willst.“
„Es war ein Zufallstreffer“, erwiderte er und kam näher.
Sie betrachtete ihre nackten Füße, und Unentschlossenheit kämpfte mit feurigster Lust. Als sie sich in die Augen sahen, war klar, was von beiden gewinnen würde.
Hannah brauchte Distanz. Deshalb eilte sie zum Aufzug und drückte auf den Knopf. In dem leeren Foyer hallte das Geräusch so laut wider, dass sie anfing zu kichern. „Psst!“
„Selbst Psst!“
„Nein“, sagte sie. „Ich habe heute Abend vor Freunden und Fremden gesungen. Ich habe schlecht gesungen, aber ich habe es geschafft. Das ruft nicht nach Zurückhaltung, sondern nach Tanzen!“
Und sie begann zu tanzen, bewegte die nackten Füße auf dem Boden, kreiste die Hüften und die Arme und drehte sich dabei ununterbrochen. Sie hatte eine solche Angst davor gehabt, beurteilt zu werden. Hannah hatte heute Abend ihr Bestes gegeben – und es war gar nicht so schlimm gewesen. Nun war sie zu allem bereit. Fliegen. Ukulele spielen. Bradley …
Als er sie in seine starken Arme nahm und sie sich zu den Klängen des Songs wiegten, fragte Hannah sich, ob sie ihn mit ihrer brennenden Sehnsucht in den Bann gezogen hatte.
Doch es lag nichts Gezwungenes in der Art, wie sich ihre Körper trafen. Zugleich spürte sie, wie sehr Bradley sie begehrte.
Er wirbelte sie herum, um sie dann wieder an sich heranzuziehen. Hannah musste lachen bei dem Versuch, nicht aus dem Takt zu kommen. Bradley summte eine ihr unbekannte langsame Melodie und schloss sie eng in seine Arme. Es war unendlich beruhigend.
Sie konnte nicht anders, als die Hände um seinen Hals zu schlingen und sein Haar zu streicheln.
Weitere Kostenlose Bücher