Achtung, Superheld! (German Edition)
ist ja auch nicht so, dass du jemals nett zu mir gewesen wärst. Du benimmst dich allen gegenüber wie ein Idiot.«
Simon schmiss seine Spielkonsole auf den Boden. »Das liegt daran, dass ihr ein Haufen von Versagern seid!«
Bei diesen Worten schnappte sich Daniel seinen Rucksack und ging zur Tür. Dieser Typ war echt unglaublich.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
Daniel war gerade dabei, die Tür zu öffnen, als er ein Geräusch hörte: ein Geräusch, das er kannte, von dem er aber nicht glauben konnte, dass er es hörte. Jedenfalls nicht von Simon.
Er wandte sich um und sah, wie Simon sich die Nase mit dem Ärmel abwischte. Sein Gesicht war rot und nass von Tränen. Er weinte nicht einfach nur, sondern war richtig am Flennen.
»Angst … Angst zu haben ist saudoof«, brachte er schluchzend heraus.
»Stimmt«, bestätigte Daniel. »Das ist wirklich saudoof.«
Einen Augenblick lang stand er auf der Türschwelle, dann schloss Daniel langsam die Tür. Er stellte seinen Rucksack auf den Boden, ging durchs Zimmer und hob die Spielkonsole auf.
»Hast du noch eine?«, fragte er.
Ein paar Stunden später saßen sie nebeneinander und beobachteten das Fenster. Alle fünfzehn Minuten ließ einer von ihnen die Taschenlampe in die Bäume leuchten und knipste sie zweimal an und aus. Dann antwortete Mollies Taschenlampe zweimal von ihrem Zeltversteck im Wald aus, um anzuzeigen, dass alles normal war. Sollte einer von ihnen etwas Verdächtiges entdecken, würden sie dreimal blinken. Und wenn plötzlich Gefahr drohte, würden sie die Taschenlampe so lange an- und ausschalten, bis Hilfe kam.
Nachdem Simon seine Angst zugegeben hatte und er auch nicht mehr so viel rumprahlte, waren Daniel und er gut miteinander ausgekommen. Besser als gut – sie hatten sogar Spaß gehabt. Fast den ganzen Abend über hatten sie Videospiele gespielt und sich gegenseitig zum Lachen gebracht, indem sie ihre Autos und Laster zusammenkrachen ließen. Sie aßen so viel von Daniels Mini-Bifis und tranken Limonade, dass ihnen fast schlecht wurde. Simon erwies sich als Meisterrülpser und mithilfe von ein wenig Kohlensäure konnte er sich sogar durch das Alphabet rülpsen. Erst nachdem Simons Mutter ihren Kopf durch die Tür gestreckt und sie ermahnt hatte, dass langsam Schlafenszeit war, wurden sie wieder ernst.
Ihr Plan war, gemeinsam das Fenster zu beobachten und mit Mollie per Taschenlampensignal in Kontakt zu bleiben. Daniel hielt ein paar von den Sachen bereit, die er mitgebracht hatte – er trug die Einwegkamera um den Hals und hatte die Lupe in die Hosentasche gesteckt. Irgendwann gab Simon ihm einen Baseballschläger zur Verteidigung, doch Daniel legte ihn beiseite. Er hatte keine Ahnung, wem oder was sie schließlich gegenübertreten würden, doch er war sich ziemlich sicher, dass ein 12-Jähriger mit einem Baseballschläger nicht viel ausrichten konnte.
Es war irgendwann nach Mitternacht, als Simon die Gestalt im Dunklen entdeckte.
Daniel döste und kämpfte mit dem Schlaf, als er merkte, dass Simon ihn am Hemdärmel zog.
»Sieh mal!«, flüsterte er. »Dort drüben bei der Straßenlaterne!«
Daniel sprang auf die Füße und blinzelte in das Licht, das jenseits der Bäume leuchtete. Er suchte die schattigen Bereiche mit den Augen ab.
»Ich sehe nichts.«
»Vor einer Sekunde war da noch was.«
Daniel wünschte plötzlich, er hätte ein Fernglas mitgenommen, und verfluchte sich, dass er vergessen hatte, etwas so Wichtiges einzupacken. Unterwäsche, das schon, aber kein Fernglas.
»Bist du sicher?«, fragte er. Vielleicht spielte Simons Angst ihm einen Streich.
»JA! Ich sag dir, da draußen bewegt sich was … Da! Schau!«
Und dann sah Daniel es – zwei kleine Lichtflecken, die sich entlang der Bäume durch die Dunkelheit bewegten. Sie waren dicht beieinander und reflektierten das Licht wie die Augen einer Katze, nur dass sie viel zu weit über dem Boden waren, um einer Katze zu gehören.
Wozu diese Augen auch gehörten, dieses Etwas war nicht zu Simons Haus unterwegs. Sie sahen, wie die Augen sich von ihnen weg in Richtung Wald bewegten.
»Es ist auf dem Weg zu Mollie!«, flüsterte Simon.
Daniel schnappte sich die Taschenlampe und schaltete sie dreimal an und aus. Er wartete. Keine Reaktion. Dann ließ er das Licht schnell blinken, an und aus, an und aus. Immer noch nichts. Die leuchtenden Augen waren verschwunden, doch Daniel hatte den bösen Verdacht, dass dieses Etwas
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