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Achtung, Superheld! (German Edition)

Achtung, Superheld! (German Edition)

Titel: Achtung, Superheld! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Cody
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nicht. Die Nordseite ist nie ein glücklicher Ort gewesen. Der Steinbruch wurde in den 1950er-Jahren dichtgemacht, nachdem ein Haufen übler Sachen passiert war. Irgendwelche Unfälle oder so was. Die Indianer vom Stamm der Shawnee hatten einen seltsamen Namen für diesen Ort – sie nannten ihn Hexenfeuer-Berg.«
    Daniel starrte Mollie an. »Wer bist du und was hast du mit der echten Mollie Lee gemacht?«
    Sie schaute ihn empört an. »Was ist? Nur weil du der Detektiv bist, heißt das doch nicht, dass ich nicht auch weiß, wie man das Internet benutzt. Ich hab ein bisschen recherchiert, das ist alles.«
    Daniel erinnerte sich an das erste und einzige Mal, als er ein Bild von Jonathan Noble gesehen hatte – nicht den Comichelden, sondern den wahren Mann.
    »Mollie, ich habe ein altes Foto von Jonathan Noble gesehen, er stand neben einer Gruppe Kinder, und da war etwas mit einem Feuer.«
    »Das Feuer von St. Alban’s«, sagte sie. »Klar, das steht doch in allen regionalen Geschichtsbüchern. Das hat Jonathan Noble so berühmt gemacht. Vorher war er nur ein gewöhnlicher Pelzhändler.«
    Daniel dachte an den Ausdruck auf den Gesichtern der Kinder – sie waren erschöpft und verängstigt. Sogar Noble befand sich in einem schlimmen Zustand und war voller Dreck und Ruß. Er hatte nicht wie ein Held ausgesehen, sondern eher wie jemand, der gerade durch die Hölle gegangen war.
    »Was ist passiert?«
    »St. Alban’s war ein Waisenhaus, das zu einem Kloster gehörte. Irgendwann um 1930 herum brannte das Kloster nieder. Alle starben – außer den Waisenkindern. Jonathan Noble kam zufällig dort vorbei, und als er das Feuer sah, riskierte er sein eigenes Leben, um die Kinder zu retten. Jedes einzelne Kind.«
    Daniel blickte auf die bedrohlich wirkenden Bäume und die tiefe schwarze Schlucht des Steinbruchs, die nur ein paar Schritte entfernt war. »Lass mich raten«, sagte er. »St. Alban’s wurde nie wieder aufgebaut und Jahre später …«
    »Genau. Eine Bergwerksgesellschaft tauchte auf und eröffnete an derselben Stelle einen Steinbruch, der Kalkstein abbaute. Ein Unfall folgte dem anderen und schließlich wurde der Steinbruch aufgegeben.«
    Daniel spürte, wie ihm beim Gedanken an all das Unglück, das an einem einzigen abgelegenen Ort geschehen war, auf dieser düsteren Seite des Berges, ein Schauer über den Rücken lief.
    »Und nun sind wir hier.«
    Mollie warf ihm einen Rucksack zu, dann knipste sie eine Taschenlampe an und beleuchtete damit einen Pfad, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte und in einer riesigen Grube verschwand, die aus der Seite des Berges geschlagen worden war und die Größe eines kleinen Tals hatte.
    »Nun sind wir hier«, bestätigte sie und ging den Pfad hinab.
    Der Weg, der in die Wand des Steinbruchs geschlagen worden war, wirkte düster und tückisch. Irgendwann war es mal eine Serpentinenstraße gewesen, breit genug, damit die Lastwagen mit den Arbeitern und Maschinen zur Sohle des Steinbruchs gelangen konnten. Doch die Zeit und die Naturgewalten hatten das meiste an Kies und Dreck ausgewaschen und die Straße war heute nicht mehr als ein Fußweg. An manchen Stellen war sie kaum breit genug, dass sich ein einzelner Mensch hindurchzwängen konnte.
    Ein paarmal stolperten sie auf dem Weg, und einmal dachte Daniel, er hätte gesehen, wie sich vor ihnen auf dem Pfad etwas bewegte. Mollie und er standen fünf Minuten lang wie angewurzelt da, leuchteten mit ihren Lampen voraus und hörten ihrem eigenen Herzschlag zu. Als nichts weiter passierte, beschloss Mollie, dass Daniel einen Coyoten oder Luchs gesehen hatte, der den Weg überquert hatte. Das führte nicht dazu, dass Daniel sich viel besser fühlte. Trotzdem setzten sie vorsichtig ihren Abstieg fort.
    Sie erreichten die Talsohle ohne einen weiteren Zwischenfall, und Daniel war froh, als der abfallende Weg einem solideren Untergrund wich. Der alte Steinbruch war kaum mehr als solcher zu erkennen. In über fünfzig Jahren hatte die Natur ganze Arbeit geleistet, um das, was der Mensch sich seinerzeit genommen hatte, wieder für sich zu beanspruchen. Der klaffende Spalt war noch da, doch Gras, Sträucher und sogar ein paar kleine Bäume hatten sich in der einstmals kargen Erde verwurzelt. Hier war der Kalkstein der Schatz gewesen, und die bloßgelegten Adern des festen Gesteins waren an den Wänden des Steinbruchs immer noch sichtbar, auch wenn sie im schwindenden Tageslicht schwer zu erkennen waren. An diesem Ort nach

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