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Achtung, Superheld! (German Edition)

Achtung, Superheld! (German Edition)

Titel: Achtung, Superheld! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Cody
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einfach mal zuhören würdest, könnte es sein, dass du mir am Ende sogar dankbar bist. Während der ganzen Zeit, in der ich deine Freunde beobachtet habe, habe ich sie auch beschützt. Ich habe einen Haufen Geld ausgegeben, um die zuständigen Vertreter des Gesetzes zu bestechen, damit sie bestimmte Fälle früh zu den Akten legten oder einige Berichte über Erscheinungen nicht zur Kenntnis nahmen. Ich habe die eine Hälfte der Polizisten in dieser Stadt davon überzeugt, dass die Luftwaffe am Mount Noble geheime Flugzeuge testet, und ich habe die andere Hälfte dazu gebracht zu glauben, dass die übernatürlichen Aktivitäten deiner Freunde nur dumme Streiche gelangweilter Studenten sind. Doch was ein einziger Mensch ausrichten kann, hat seine Grenzen, zumal wenn es ein alter Mensch ist. Glaub mir, es war ein Vollzeitjob, mit deinen Freunden Schritt zu halten.«
    »Was? Sie erwarten also wirklich, ich glaube Ihnen, dass Sie all das nur aus lauter Herzensgüte getan haben?«
    Plunkett humpelte zurück zu seinem Sessel. Er kratzte sich den schrumpeligen, kahlen Kopf und seufzte. »Merkwürdig, dass du das sagst«, erwiderte er. »Vor drei Jahren fuhr ich auf einer Nebenstraße in der Nähe des Berges, als ich den ersten von – wie sich herausstellte – mehreren Herzinfarkten hatte. Ich verlor die Kontrolle über meinen Wagen und er wickelte sich um eine Eiche. Als ich zu mir kam, stand das Auto in Flammen. Ich konnte mich nicht bewegen, ich war so schwach, dass ich kaum sprechen konnte, und ich stand im Begriff, bei lebendigem Leib zu verbrennen. Da riss jemand die Tür des Autos auf und brachte mich in Sicherheit. Er öffnete die Tür nicht, sondern riss sie einfach ab ! Trotz Rauch und Flammen sah ich das Gesicht meines Retters. Das Gesicht eines Jungen.«
    »Eric«, sagte Daniel.
    Plunkett nickte. »Andere hätten das, was sie sahen, vielleicht als Halluzination abgetan, aber ich …« Plunkett deutete auf die am Boden liegenden Skizzen. »Nun, ich habe schon immer an das Unmögliche geglaubt. Ich brauchte lange Zeit, um mich zu erholen. Während meiner Genesung wurde ich wie besessen von dem Gedanken, die Identität meines Retters aufzudecken. Ich heuerte Leute an und folgte den Hinweisen. Bald schon stellte ich fest, dass etwas Großartiges in Noble’s Green vor sich ging. Doch auch etwas Schreckliches.«
    Plunkett griff in den Aktenkoffer und zog einen schwarzen Umschlag ganz unten aus dem Stapel hervor.
    »Mach schon«, sagte er. »Öffne ihn. Wir wissen beide, was du darin finden wirst.«
    Mit zitternden Händen öffnete Daniel den Umschlag und nahm das glänzende Foto, das sich darin befand, heraus. Es war ein verschwommenes Bild, das fast nur aus Schatten bestand. Doch der Schatten hatte eine Gestalt und einen Namen.
    »Der Shroud«, flüsterte Daniel.
    »Und nun habe ich eine Frage an dich , Daniel Corrigan«, sagte Plunkett mit weit geöffneten Augen.
    »Wie ist es möglich, dass ein Wesen aus meiner Fantasie, ein Ding, das ich zeichnete, um Kinder vor über sechzig Jahren zu erschrecken, nun Jagd auf die Kinder von Noble’s Green macht?«
    Daniel gab keine Antwort. Er war sprachlos. Er war sich so sicher gewesen, dass Plunkett der Shroud war. Er war sicher, dass dies alles nur ein Katz-und-Maus-Spiel war. Doch als er jetzt den kleinen alten Mann in seinem Sessel ansah, wie er eine Tasse Tee in seinen blassen Händen hielt, sah er etwas, das er nie erwartet hätte: Herman Plunkett hatte Angst.
    »Warum zeigen Sie mir das?«, fragte Daniel frustriert. »Warum haben Sir mir die Skizzen überhaupt gegeben? Wenn Sie nicht der Shroud sind, was wollen Sie dann von mir?«
    »Ich habe dir die Skizzen gegeben, weil … weil ich ein Feigling bin. Als du zu mir kamst, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Ich bekam Panik. Also spielte ich dir den Narren vor. Ich hoffte, du würdest in den Skizzen einen Hinweis sehen, und dass sich dann aus deiner Reaktion ableiten ließe, ob ich dir vertrauen kann. Ich bin nicht der Shroud, Daniel. Ich bin nur ein kränklicher, alter Mann mit zu viel Geld, der Angst vor etwas hat, das er vor über einem halben Jahrhundert gezeichnet hat.«
    Plunkett griff nach dem Foto des bedrohlichen Schattens. »Dieses Bild, und eines, das ganz ähnlich aussieht, wurde letzten Winter im alten Steinbruch aufgenommen, und der Mann, den ich beauftragt hatte, es zu machen, ist bald darauf verschwunden. Da wusste ich, dass ich der Lösung des Rätsels nahe gekommen war – zu nah.

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