Achtung, Superheld! (German Edition)
darum, ein besserer Mensch zu sein. Johnny ist für mich ein Beispiel, was es bedeutet, mutig zu sein. Und dabei meine ich nicht mal, tolle Fähigkeiten zu haben oder ein Superheld zu sein. Ich rede davon, dass man das Beste aus sich herausholt, und das heißt auch, dass man Wut und Angst nicht nachgibt. Das treibt mich an, auch wenn da draußen Leute wie Clay Cudgens rumlaufen. Und Leute wie Bob. Alles, was ich habe, ist die Hoffnung, an meinem dreizehnten Geburtstag aufzuwachen und derselbe zu sein wie am Tag zuvor. Ich kann nur mein Bestes geben und daran glauben, dass ich eines Tages zu noch mehr in der Lage sein werde.«
»Die erste Regel: Setze deine Kräfte ein, um zu helfen. Nie, um zu schaden«, sagte Daniel.
»Darauf kannst du deinen Arsch verwetten«, sagte Eric mit einem Lächeln.
»Ball!«, rief Georgie und zeigte auf den Vorgarten.
»Tut mir leid, Kumpel«, antwortete Eric. »Vielleicht später.«
Er übergab Georgie wieder an Daniel und sah sich um. »Sind Mollie und Rohan hier? Ich versuche seit Tagen, mit ihnen zu reden, doch sie zeigen mir nur die kalte Schulter.«
»Als ich sie zuletzt gesehen habe, saßen sie hinten auf der Veranda.«
»Oh. Und warum sitzt du nicht bei ihnen da draußen?«
In diesem Augenblick hätte ihm Daniel beinahe alles erzählt. Über Plunkett, den Shroud und über Johnny Noble – alles. Doch dann dachte er an das, was Eric gesagt hatte: Wie sein Glaube an Johnny ihn trotz aller Schwierigkeiten immer weitermachen ließ, und er brachte es nicht über sich. Er schaffte es nicht, derjenige zu sein, der Erics Träume zerplatzen ließ. Irgendjemand würde dies wahrscheinlich tun müssen, bevor all das vorüber war, doch Daniel würde es nicht sein.
»Warum gehst du nicht raus zu ihnen?«, schlug Daniel vor. »Ich hab hier drinnen noch was zu tun. Sie freuen sich bestimmt, dich zu sehen. Ich bin sicher, ihr habt euch viel zu erzählen.«
Eric warf Daniel einen skeptischen Blick zu, ging aber nicht weiter darauf ein. »Na schön«, sagte er. »Wir sehen uns später?«
»Klar«, erwiderte Daniel, doch in Wahrheit war er sich da nicht so sicher. Er hatte soeben eine Entscheidung getroffen. Noch vor ein paar Minuten war er bereit gewesen, alles hinzuschmeißen und die Superkids – seine Freunde – sich selbst zu überlassen. Wenn er daran dachte, was er zu Mollie und Rohan gesagt hatte, schämte er sich.
Nach allem, was Eric seit Jahren durchleiden musste, hatte er dennoch nicht aufgegeben. Mit seinen Kräften hätte er leicht den gleichen Weg wie Clay einschlagen können. Er hätte ein Schläger oder Schlimmeres werden können, und niemand wäre in der Lage gewesen, ihn aufzuhalten. Doch Eric hatte stattdessen beschlossen, seine Kräfte zu nutzen, um Menschen zu helfen, und das nicht mal für ein Dankeschön.
Setze deine Kräfte ein, um zu helfen.
Daniel beobachtete Eric, als dieser auf die Verandatür zuging und sich auf dem Weg dorthin eine Handvoll Torte schnappte. Jetzt, da er wieder allein war, blickte sich Daniel noch mal nach dem gut angezogenen Fremden um, konnte ihn aber auch diesmal nirgends entdecken. Er war zwischen all den Blumen, die sich im Wohnzimmer sammelten, verschwunden. Jeglicher Platz, der noch nicht mit Essen belegt war, wurde nun von einem Blumenstrauß oder einer Topfpflanze in Beschlag genommen.
Am anderen Ende des vollen Zimmers tauchten Louisa und Rose auf und fingen Eric auf seinem Weg nach draußen ab. Daniel hörte nicht, was sie sagten, aber er sah, wie Eric auf ihn zeigte. Und dann blickte Louisa ihn mit einem kleinen traurigen Lächeln an. Daniel lächelte zurück und bahnte sich einen Weg, um die beiden Schwestern zu begrüßen. Heute würde er das Essen und das mitfühlende Rückenklopfen und den peinlichen Smalltalk ertragen, denn morgen lag ein großer Tag vor ihm. Morgen würde er noch mal zu Plunkett gehen und dem Shroud ein für alle Mal entgegentreten.
Allein.
16
Plunketts Geschichte
»Wer da? Na, wenn das nicht der kleine Comicfan ist. Was kann ich heute für Sie tun, Mr Corrigan?«
»Es tut mir leid, Mr Plunkett«, sagte die dicke Schwester, die hinter Daniel hertrippelte. »Der kleine Satansbraten hat sich einfach an mir vorbeigeschoben und ist losgerannt.«
Daniel stand in der Tür zu Plunketts Lesezimmer. Der alte Mann saß an seinem üblichen Platz, versunken in dem zu prall gepolsterten Sessel wie eine Schildkröte in ihrem Panzer.
»Ist schon in Ordnung, Angie. Ich habe erwartet, dass Daniel noch einmal zu
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