Acornas Heimkehr
wüsste, wette ich, dass er auch bei mir wäre.
Meine Eltern wären bei ihm gewesen, nicht wahr, Großmama?«
»Ohne Frage, Maati. Und ich sehe auch keinen Grund, warum du uns nicht begleiten solltest.«
Thariinye übermittelte den Erwachsenen in der Gruppe telepathisch ein – Acornas Ansicht nach etwas verzerrtes –
mentales Bild von Aari und Becker. Großmama keuchte, und Acorna, die sich seit ihrer Rückkehr aus der Condor angestrengt bemüht hatte, keine Gedankenbilder von dem entschlüpfen zu lassen, was sie dort gesehen hatte, fauchte ihn an.
(Nun, Großmama hat doch gesagt, sie sähe nicht ein, warum), brachte Thariinye zu seiner Rechtfertigung vor.
Die anderen beiden Männer waren fluchtartig davongehastet, ihnen war unverkennbar übel geworden.
»Thariinye«, ordnete Liriili an, »bitte ersuche die Komdiensthabende des Raumhafens, sich mit der Medizinischen Akademie in Verbindung zu setzen und von dort Baaksi Bidiila und Baaksi M’kaarin mit ihren Stäben und sämtlicher erforderlichen Ausrüstung auf der Stelle hierher schicken zu lassen.«
»Natürlich, Viizaar Liriili«, antwortete Thariinye, erleichtert darüber, dass er auf diese Weise von hier fortkam, selbst wenn es nur für kurze Zeit sein würde. »Sofort.«
Als er gegangen war, wandte sich Liriili an Acorna und Großmama. »Es ist nicht sehr hilfreich, dass ihr beide ihn oder mich oder die anderen dafür verurteilt, dass wir in dieser Weise auf jemanden reagieren, der so schlimm verkrüppelt wurde«, warf sie ihnen vor. »Die Khleevi haben uns seinerzeit absichtlich die Vids davon zugefunkt, wie sie unsere gefangen genommenen Brüder und Schwestern gefoltert haben, um uns damit zu terrorisieren. Wie ihr sehen könnt, hat es funktioniert.
Unsere Leute sind keine Feiglinge, aber wir sind ein friedfertiges Volk. Wir sind Heiler. Wir könnten anderen Lebewesen niemals etwas so Grauenvolles antun. Allein schon der Gedanke daran erfüllt uns mit lähmendem Entsetzen. Und jetzt sogar leibhaftig zu sehen, was uns angetan werden kann, während wir noch leben und atmen und auf unseren Füßen stehen… nun, das würde die meisten unseres Volkes so sehr aus der Fassung bringen, dass sie nicht mehr zu funktionieren im Stande wären. Ein derartiger Anblick würde das Gleichgewicht und die Harmonie, einfach alles ins Wanken bringen, was wir uns mühsam erarbeitet haben, seit wir hier sind. Außerdem ist es doch in Aaris eigenem Interesse, dass er geheilt wird, bevor er wieder in den Schoß seines Volkes zurückkehrt.«
»Wie schlimm ist es?«, wollte Maati wissen. »Ich bin seine Schwester. Ihr solltet nicht alle versuchen, mir die volle Wahrheit zu verheimlichen.«
Bevor Liriili ihr sagen konnte, was sie in dem von Thariinye gezeigten Bild gesehen hatte, beschrieb Acorna Aaris Verkrüppelungen lieber selbst, wobei sie besonders die Qual in seinen Augen unterstrich. Maati begann zu weinen, große Trauertränen rollten ihr die Wangen hinunter. »Neeiiin!
Warum haben sie nur so etwas getan? Armer Aari! Ich möchte ihm helfen.«
Großmama tätschelte ihr die Schulter. »Das wirst du, Kind, das wirst du. Liriili, ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn Acorna, Maati und ich zum Kompavillon hinübergehen und die Condor darum bitten würden, mit Aari sprechen zu dürfen.«
»Ich rate wirklich von jeglicher weiterer Kommunikation mit diesem Fremden ab, bevor wir Aari nicht in unsere Mitte zurückholen konnten«, wandte Liriili ein.
»Kind, ich verstehe ja deine Bedenken und die Verantwortung, die du dem Rest unseres Volkes gegenüber trägst. Aber in diesem Fall muss unsere Verantwortung Maati gegenüber an erster Stelle stehen. Wenn sie der Meinung ist, dass sie hiermit fertig werden kann, dann dürfen wir uns ihr nicht in den Weg stellen. Aari ist ihre Familie, fast die einzige Familie, die ihr überhaupt noch verblieben ist. Hat sie nicht schon genug verloren? Und ihr Bruder nicht auch? Wir haben ihn auf Vhiliinyar zurückgelassen, um unser aller Wohl willen
– ist es da nicht gerecht, wenn jetzt er an erster Stelle steht, jetzt, wo er zu uns zurückgekehrt ist?«
»Ich beuge mich deiner Weisheit, Großmama. Aber ich glaube immer noch, dass der Anblick von Aari die Öffentlichkeit unnötig erschrecken würde. Schon allein die von Iiryn und Yiirl weiterverbreiteten Mentalbilder dürften genügen, um vielen unserer Leute Albträume zu bescheren.«
»In diesem Fall, Viizaar«, schlug Großmama vor, »wenn du das wirklich glaubst, dann sollte
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