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Acornas Heimkehr

Titel: Acornas Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Ann Scarborough
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er an der ersten Beisetzung teilnahm.
    Der Himmel sah an diesem Tag wie eine offene Wunde aus: gelb und von riesigen roten und burgunderfarbenen Wolken durchzogen, die sich im Westen auftürmten, dort ab und zu von jenen grünen Blitzen zerrissen wurden, an die sie sich von dem Unwetter vor ein paar Tagen her erinnerte, und schließlich auch über Kubiilikhan heranjagten. Die Pavillons knarrten, als sie im Takt der stetig wechselnden Böen und Luftfeuchtigkeit ihre Zugangsrampen ein- und ausführen wie züngelnde Schlangen und ihre Zeltböden anhoben und wieder senkten.
    Aari war sehr still, und Acorna spürte seine Verwirrung und den Kummer, den er ausstrahlte, und sie begriff, dass dies von der Entscheidung des Rates herrühren mochte, keine zentrale Grabstätte anzulegen, sodass ihm nun selbst die Rolle als Hüter der Toten verwehrt blieb, in der er aufgegangen zu sein schien.
    Sie fand ihre Mutmaßung bestätigt, als sie feststellen musste, dass er es völlig ignorierte, als ein paar Leute das Wort an ihn richteten.
    »Aari«, sagte sie leise, »gerade hat Technokünstler Maarye dich gegrüßt.«
    Aari wirkte ehrlich erschrocken. »Oh. Das tut mir Leid. Er war also doch echt?« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    Mit geheilten Knochen und der Hornprothese auf der Stirn, die Becker für ihn angefertigt hatte, schien er ein wahres Musterbeispiel stattlicher, kraftvoller Linyaari-Männlichkeit darzustellen.
    »Natürlich war er echt«, versicherte sie ihm. »Aber du hast geradewegs durch ihn hindurchgesehen.«
    »Es tut mir Leid. Ich sollte mich bei ihm entschuldigen. Ich hatte viel zu lange nur Phantome als Gesellschaft, Khornya.
    Und die erwarten für gewöhnlich keine guten Manieren oder gar Antworten.«
    Genau in diesem Moment rollte ein mächtiger Donner über sie hinweg und ein Sturzregen brach über sie herein, der binnen weniger Sekunden alle Anwesenden bis auf die Haut durchnässt hatte. Trotzdem suchte niemand einen Unterstand auf. Dazu war dies hier ein viel zu bedeutender, feierlicher Augenblick. Ganz Kubiilikhan und auch der größte Teil des restlichen Narhii-Vhiliinyar war zugegen. Ausnahmslos alle Klans hatten mindestens ein paar Vertreter gesandt, die mit der Raumfähre hergebracht worden waren, die zu dem neuen Raumschiff gehörte, das die Technokünstler derzeit fertig stellten. Nur ein einziger Kommunikationsoffizier war im Raumhafen zurückgeblieben, und sogar dieser Wachposten wurde regelmäßig abgelöst, sodass wirklich jeder an den Begräbnisfeierlichkeiten teilnehmen konnte.
    Der Regen war willkommen, sogar passend und hilfreich. Er weichte den Boden der neuen Ruhestätte auf, in dem die alten Gebeine bestattet werden sollten. Auch die Ahnen wohnten dem Ereignis bei, und allein das hielt die endlose Schlange der Abschiednehmenden schon davon ab, ihre Schritte zu beschleunigen.
    Dies hier war die Bestattungszeremonie des Klans Neeyeereeya, des Klans mit den meisten Angehörigen, die es zur Ruhe zu betten galt, und auch den meisten lebenden Mitgliedern, wenngleich der Großteil der Letzteren viel zu jung war, um sich an jene erinnern zu können, die auf einer Welt begraben gewesen waren, die sie nie kennen gelernt hatten.
    Und doch war die Atmosphäre ebenso schwer von Trauer, wie der Himmel es von Wolken war. Klanmitglieder mit gegen den sintflutartigen Regen gestemmten, gesenkten Köpfen trugen die Begräbniskörbe, in denen die Überreste ihrer Anverwandten ruhten, zu einer Reihe von Gruben, die in dem langen blauen Gras der Wiese dunkel aufklafften. Acorna hatte ihren lieben verblichenen Herrn Li seinerzeit zwar sehr vermisst, doch obwohl ihr Verlust ganz neu gewesen war, während die Verluste hier schon lange zurücklagen, hatte sie dennoch noch nie zuvor einen so unverhüllten Ausdruck unendlichen Kummers erlebt, wie sie ihn jetzt von den anderen Linyaari verspürte. Anders als die Trauer der Menschen hatte dieses Gefühl nichts Morbides an sich, keinerlei Schrecken ob der Vergänglichkeit des Fleisches oder gar eine gespenstische Faszination für den Tod. Hier herrschte nirgends Rachedurst oder Zorn, nur eine Art waidwundes Staunen über das Geheimnis, dass von einem geliebten Wesen, das eben noch an dieser Seite gewandelt, geschlafen und gegessen hatte, nun nichts mehr übrig war als ein paar knöcherne Überreste.
    Sie empfing überdeutliche Bilder von Gebeinen, jedoch nicht von den Knochen, die man für die jetzige Bestattung entwickelt hatte, sondern von denen der im All

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