Acornas Heimkehr
Unruhe stiftende Acorna endlich wieder von dannen ziehen zu sehen. Und auch Aaris Anwesenheit bereitete, ganz wie sie es vorausgesagt hatte, vielen Einwohnern von Vhiliinyar spürbar Unbehagen.
Er gehörte einfach nicht mehr richtig unter normale Linyaari.
Ja, der Weltraum war genau das Richtige für diesen ganzen Haufen, und soweit es Liriili betraf, sollten sie gerne so weit in die Tiefen des Alls hineinfliegen, wie es nur irgend ging.
Acorna drehte sich um, als sie hinter sich Füße herangaloppieren hörte. Maati rief ihr nach, auf sie zu warten.
Das tat sie – es gab keine unmittelbare Veranlassung, sich zu beeilen. Das Betanken der Condor mit einer der verschiedenen Treibstoffmischungen, mit denen ihre Energie- und Antriebsanlagen betrieben wurden, war immer noch im Gange.
»Ich mag Abwechslung, falls ihr das noch nicht bemerkt haben solltet«, offenbarte sich Becker gegenüber der Welt im Allgemeinen. Einen unmittelbaren Gesprächspartner hatte er nicht, da Aari bereits ins Schiff zurückgekehrt war und Acorna sich umgewandt hatte, um auf Maati zu warten. Der Linyaari wiederum, der den Tankvorgang überwachte und steuerte, tat dies zwar flott und effizient, schenkte dem Menschen neben sich jedoch keine unnötige Beachtung. »Meine Hauptschleuse ist ein mytheranischer Giftmüll-Auswurfschacht, die Robo-Hebebühne, die ich darin eingebaut habe, stammt von einem pacheanischen Tanker, und die Bugnase ist von einem nupiakischen Asteroidenbrecher. Die Condor kann gut ein Dutzend verschiedene Treibstoffarten vertragen und läuft mit jedem davon oder auch mit einer beliebigen Mischung daraus gleich gut.«
Was Becker sonst noch über sein Raumschiff zu erzählen hatte, hörte Acorna nicht mehr, da seine Stimme von Maatis Forderungen übertönt wurde: »Ich will mitfliegen! Wie kann er mich schon wieder verlassen, wo ich ihn doch gerade erst wiederbekommen habe?«, rief sie.
Ein wenig außer Atem, holte nun auch Großmama ihr Mündel ein und gesellte sich keuchend zu ihnen.
»Maati, wir fliegen einem Raumschiff zu Hilfe, das einen Notruf abgesetzt hat. Das wird gefährlich werden. Dein Bruder wird Kapitän Becker helfen, und ich gehe mit für den Fall, dass jemand meiner Heilkräfte bedarf«, setzte Acorna dem Mädchen auseinander.
»Ich kann auch heilen!«, ließ sich Maati nicht beirren. »Ich habe Aari geholfen. Wirklich! Er hat gesagt, ich wäre die größte Hilfe von allen gewesen. Ich will auch ins All reisen und das Sternenkleid tragen, so wie er und wie du, Khornya.
Mach, dass sie mich mitnehmen.«
Großmama legte Maati besänftigend eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht beim nächsten Mal, Kind. Dieses Mal brauche ich dich hier. Wir haben schon zu viele verloren.«
»Dann soll er aber auch hier bleiben«, verlangte Maati dickköpfig. »Er ist doch gerade erst angekommen. Kapitän Becker hat ihn ja nicht schon immer dabeigehabt. Er kann seine Sachen auch allein oder mit dem Kater machen, oder…
Khornya kann ihm helfen.«
»Ich werde also für ihn eingetauscht, wie?«, fragte Acorna mit mildem, belustigtem Tadel in der Stimme. Sie kniete nieder und erklärte: »Maati, ich glaube nicht, dass Aari jetzt schon hier bleiben kann.«
»Warum nicht? Wir haben ihn geheilt. Alles, bis auf sein Horn.«
»Das haben wir eben nicht. Nicht vollständig. Er ist einfach nicht mehr daran gewöhnt, unter Leuten zu sein.«
»Ich werde dir ein Staatsgeheimnis verraten, Kind«, bot Großmama an. »Weißt du, warum der Rat beschlossen hat, die Gräber nach Klanzugehörigkeit zu verteilen?«
»Das interessiert mich nicht!«, wehrte Maati ab.
»Nein, aber Aari schon. Weißt du, dass er, wenn wir die Gebeine alle zusammen an einem einzigen Ort bestattet hätten, nichts anderes gewollt hätte, als das zu tun, was er auch während der letzten Ghaanyi getan hat, nämlich der Hüter der Gräber zu sein?«
»Du hast das auch gespürt?«, fragte Acorna überrascht.
»Er sendet recht gut, auch ohne Horn«, erklärte Großmama.
»Ich denke, er glaubt… dass er zu den Toten gehört, ganz gleich, wie sehr die Lebenden ihm auch zugetan sein mögen.«
»Aber das wäre khleviii«, sagte Maati. »Warum sollte er so etwas glauben?«
»Genau das ist es, Maati«, bestätigte Acorna. »Er hat eine lange Zeit bei den Khleevi verbracht. Du hast einiges von dem gesehen, was sie seinem Leib angetan haben – aber konntest du auch fühlen, was sie ihm in seinem Innern angetan haben?«
»Ja«, gestand Maati. »Ja, aber er wird
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