Acornas Heimkehr
sich davon erholen.«
»Ja, das wird er«, versprach Acorna. »Aber er braucht Zeit, um sich wieder daran zu gewöhnen, am Leben zu sein. Wenn er allerdings jetzt bei unseren Leuten bleibt, werden sie nie vergessen, wie er jetzt ist, und es wird für ihn sehr viel schwerer werden, in sein neues Leben hineinzuwachsen und wieder der Mann zu werden, der er einmal war oder hätte sein können. Kapitän Becker mag nach außen hin ein bisschen khlevii sein, aber er ist ein anständiger Mann und lässt nicht zu, dass Aari sich zu sehr in sich selbst vergräbt. Ich werde die beiden begleiten und so gut ich kann sicherstellen, dass ihm kein Leid zustößt und er wieder zu dir zurückkommt. Und dann, wenn du ein wenig älter bist, kannst du auch mit uns ins All hinauskommen, wenn du das möchtest.«
»Ins All… mit dir? Kommst du denn nicht zurück, Khornya?«
»Ich bin nicht sicher«, gab sie zu. »Im Moment ist jedenfalls mein Adoptivonkel da draußen und steckt in Schwierigkeiten.«
»Genau wie deine Tante, vergiss das nicht, Kind«, mahnte Großmama sie und hielt Maati an den Schultern fest. Das Mädchen war nur teilweise besänftigt, und später, als Acorna, Aari und Becker auf dem Panoramaschirm beobachteten, wie Vhiliinyar immer weiter unter ihnen zurückblieb, sahen sie, wie Maati dem abhebenden Schiff noch lange unverwandt nachstarrte.
Einundzwanzig
Die Shahrazad strahlte immer noch ihr Notsignal aus, als sie geentert wurde. Hafiz hatte das Kommando übernommen, nachdem der Kapitän bei der ersten Salve, die der Feind auf ihr Raumschiff abgefeuert hatte, von herabfallenden Trümmern getroffen worden war. Der Angriff war aus dem Nichts heraus erfolgt und hatte sie vollkommen überrascht, sodass die Shahrazad nicht mehr in der Lage gewesen war, ihre Schutzschirme hochzufahren. Der Angreifer war offenbar in einen Tarnschirm gehüllt gewesen.
Zum Glück war die Shahrazad in der Vertikalen ebenso geräumig wie der Harakamian-Palast auf Laboue in der Horizontalen. Es gab nur einen einzigen Eingang, der auf den unteren Decks lag, und zwischen dort und der bugseitigen Brücke verfügte das Schiff über ein wahres Labyrinth von Verteidigungsanlagen.
Mit einer Art entsetzter Faszination beobachtete Karina, wie in Raumanzüge gekleidete und mit riesigen, funkelnden, Furcht einflößenden Waffen ausgerüstete Individuen in die geräumige Heckschleuse eindrangen, nachdem sie deren Sicherheitssperren überwunden und sich auf reguläre Weise eingeschleust hatten, um die Atmosphäre an Bord nicht ins All entweichen zu lassen. Augenscheinlich wollten sie die Insassen der Shahrazad oder zumindest einen Teil von ihnen vorerst lebend in die Hände bekommen. Verblüffenderweise legte ihr Anführer, eine auffallend kleine Person, unvermittelt den Raumanzug ab und entpuppte sich als junge Frau, die in einen eng am Körper anliegenden Silberoverall gekleidet war, der stark jenen Gewändern ähnelte, wie sie die Filmsternchen in den klassischen asiatischen Weltraumabenteuerschinken trugen.
Die Piratin schüttelte ihr Haar aus und wandte sich an das Schiff als Ganzes: »Hafiz Harakamian, Ihre Gäste sind eingetroffen. Wenn Sie sich jetzt gleich ergeben, ersparen Sie sich damit später eine Menge Schmerzen.«
Hafiz lächelte und wies den Schiffscomputer und seinen Wetterzauberer mit sanfter Stimme an: »Das Dampfbad.« Dr.
Hoa, der ganz in seiner Nähe stand, nickte und drückte die Steuertasten für die kleine Wetterblase, gegen deren Einsatz als Waffe er unter den gegebenen Umständen keine Einwände hatte.
Da die Besatzung der Shahrazad ihre Kapitulationsforderung unverkennbar ignorierte, sprengten Kisla und ihre Kämpferphalanx die Innenschotten der Luftschleuse schließlich gewaltsam auf. Ganz wie Hafiz es erwartet hatte, ohne jegliche Achtung vor seiner Investition in die modernste, sicherste und ästhetischste Technologie, die der Markt zu bieten hatte. Der Sprengsatz zerstäubte das von einem zwiebelförmigen Rundbogen gekrönte Innenportal der Schleuse zu einem Wasserfall aus Perlen, die sich schließlich mit glockenhellem Klang zu einem bloßen Energieschimmer auflösten, als die Eindringlinge den Perlenvorhang durchschritten.
Kaum hatte Kislas Bande die Luftschleuse verlassen, wurden die Piraten schon von einem Miasma aus wirbelnden Dampfschwaden eingehüllt. Das Letzte, was Karina für eine ganze Weile von Kisla und ihren Handlangern zu sehen bekam, war der Anblick von Kisla, die kopflos am Kragen ihres silbrigen
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