Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Acornas Heimkehr

Titel: Acornas Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Ann Scarborough
Vom Netzwerk:
natürlich nicht wieder erkannt hatte.
    Ein feiner Junge, ein strammer Bursche. Zu schade, dass er den Frauen, die er benutzte, stets so viel Schaden zugefügt hatte, dass sie hinterher ersetzt werden mussten, was natürlich hohe Kosten verursachte. Infolgedessen hatte sie ihn widerstrebend des Hauses verweisen müssen. Und was ihren lieben Gatten anging, so wurde sie über dessen Bewegungen und Interessen immer sehr ausführlich von jenen seiner Feinde auf dem Laufenden gehalten, denen sie freudig detaillierte Karten seines Anwesens, eine Inventarliste seiner wertvollsten Besitztümer und die Namen aller seiner persönlichen Leibwächter, an die sie sich zu erinnern vermochte, sowie andere gewinnträchtig veräußerbare Informationen hatte zukommen lassen.
    Genau diese Leute waren es auch, die schließlich dafür gesorgt hatten, dass man sie aus dem Gefängnis entließ. Eben diese Leute hatten danach ihre Einschleusung in dasselbe Anwesen bewerkstelligt, in dem sie einstmals die Hausherrin gewesen war, hatten sie an den Wachen vorbeigelotst und sie mit noch einer weiteren Kleinigkeit versorgt.
    Hafiz beglückte sie damit, dass er sie mit so weit offen stehendem Mund anstarrte, als wäre sie tatsächlich ein Spuk aus jenem Totenreich, in dem er sie die ganze Zeit gewähnt hatte.
    »Yasmin!«, keuchte er entgeistert, als seine wohl genährte und prunkvoll gewandete Gestalt die glitzernden Perlenschnüre teilte, mit denen der Eingang verhängt war, durch den er auftauchte.
    »Sei gegrüßt, mein Gemahl«, flötete sie zuckersüß. »Wie man mir berichtet hat, hast du dich kürzlich neu verheiratet.
    Daraus muss ich wohl schließen, dass du dir offenbar die Bräuche der Reformierten Neo-Hadithianer zu Eigen gemacht hast und ein Anhänger der Vielweiberei geworden bist –
    letztendlich sind wir in den Augen des Gesetzes ja nach wie vor durch das Band der Ehe in trauter Zweisamkeit miteinander vereint.« Sein Gesicht nahm haargenau jene scharlachrote Färbung an, die sie zu sehen gehofft hatte. Sie lächelte süßlich. »Nein, nein, mein geschätzter Gemahl, du musst nicht befürchten, dass ich etwa irgendwelche Einwände hätte. Eine Hauptfrau kann eine junge Nebenfrau schließlich immer gebrauchen, um sie von einigen ihrer beschwerlicheren Ehepflichten zu entlasten. Aber ich bin doch überrascht, dass sie nicht hier ist, um mich ihrerseits willkommen zu heißen. Ist dein neues Mädchen womöglich indisponiert? Ich hatte so sehr gehofft, sie kennen zu lernen und zu sehen, ob sie meinem Niveau und meinen Ansprüchen zu genügen vermag – und natürlich, um sie in ihren Pflichten mir gegenüber zu unterweisen, als deiner ersten Frau und Khadine. «
    Hafiz stierte Yasmin, von der er einst für kurze Zeit so sehr betört gewesen war und die er längst für tot gehalten hatte, weiterhin völlig fassungslos an. Er hatte ihren Tod zwar nie so betrauert, wie es sich geschickt hätte, das stimmte, denn trotz der äußerlichen Schönheit und der scheinbaren Leidenschaftlichkeit, die sie als junge Frau noch besessen hatte, war sie kein sonderlich gutes Eheweib gewesen.
    Vielmehr war sie bösartig, eitel und nicht besonders intelligent gewesen. So sehr, dass, wie bei vielen Kleinkriminellen, ihre ureigenen, gefühlsbedingten Unzulänglichkeiten Yasmin bei dem Versuch, ihre Habgier zu befriedigen, häufig selbst im Wege gestanden hatten. Und Yasmin war eine sehr habgierige Frau gewesen.
    Unglücklicherweise hatte es den Anschein, als wäre sie überdies auch noch am Leben, da sie, selbst wenn sie noch so glaubwürdig wie ein leibhaftiges Gespenst aussehen mochte, durchaus zu atmen schien. Ihr einstmals bezauberndes Gesicht war wiederholt chirurgisch umgestaltet worden, sie hatte ihre Altersrunzeln offenbar so oft durch Gifte und mit Messerklingen entfernen lassen, dass ihre Haut aussah, als hätte man sie straff über ihre Schädelknochen gespannt, so wie man ein gegerbtes Ziegenfell auf eine Trommel aufspannte. Ihr derart malträtiertes Gesichtsgewebe glänzte zwar, jedoch nicht vor jugendlicher Feuchte und Frische, sondern vielmehr, so schien es, durch irgendeine Art von Einpökelverfahren, das die Haut dick und grobporig aussehen ließ. Und auf ihren Wangen schimmerte bläulich ein Netzwerk aus geplatzten kleinen Blutgefäßen durch.
    Ihr Mund war aufgedunsen von all den Injektionen, mit denen sie ihre Lippen künstlich aufpumpte, um zu verhindern, dass sie wieder so schmal wurden, wie die Natur es eigentlich vorgesehen hatte

Weitere Kostenlose Bücher