Acornas Heimkehr
kann und nicht…«
»Nicht in den Weltraum musste?«, beendete die Frau trocken ihren Satz. »Er übt hier eine wichtige Aufgabe als planetarer Kommunikationsoffizier aus und ist daher unabkömmlich.
Unsere Leute treiben sich nun mal nicht im Weltraum rum, wenn wir die Wahl haben. Es ist zwar nett von dir, dass du dich entschuldigst, aber ganz und gar unnötig. Wir haben natürlich alle deine Eltern sehr geschätzt, und auch Neeva ist eine honorige Dame. Als wir daher hörten, dass du zu uns zurückkehren würdest, waren wir sehr daran interessiert, dass unser Sohn das Mädchen kennen lernt, das aus einem so vornehmen Stall kommt. Wir hatten gehofft, dass er in dir einige jener bewundernswerten Qualitäten entdecken würde, die den Rest deiner Familie so sehr auszeichnet. In Anbetracht deines, nun, sagen wir mal, ungewöhnlichen Hintergrundes fürchte ich allerdings, dass du für unseren Sohn einfach nicht in Frage kommst. Du brauchst uns also künftig nicht weiter zu behelligen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe viel zu tun. Guten Tag.«
Acorna war froh, dass man Zeltklappen nicht zuknallen konnte.
Von dieser Ausnahme einmal abgesehen, war niemand sonst wirklich unhöflich zu ihr. Doch da die Pavillons alle sowohl eine nach vorne als auch eine nach hinten gerichtete Eingangsklappe hatten und die Leute, denen Acorna einen Besuch abzustatten beabsichtigte, sie ohne Frage schon lange kommen hören konnten, bevor sie eintraf, hatte es stattdessen den Anschein, als ob schlichtweg jeder, den sie besuchen wollte, gerade außerordentlich beschäftigt war und dringend seinen oder ihren Alltagsverpflichtungen nachgehen musste, wie auch immer diese bei den Linyaari aussehen mochten.
Soweit Acorna es beurteilen konnte, schien die Hauptbeschäftigung dieser Linyaari jedenfalls das Grasen zu sein. Irgendwo weit weg. Sie seufzte und knabberte an dem Bündel Gräser, das sie in der Hand hielt. Hier neue Freundschaften zu schließen würde wohl noch einige Zeit dauern.
Sie gelangte irgendwann sogar zu dem Schluss, dass man sie, so irrational das auch sein mochte, irgendwie für den ganzen Ärger verantwortlich zu machen schien, nur weil ihre Ankunft zufällig mit dem Eintreten der Krise zusammenfiel.
Großmama Naadiina wurde ganz und gar von
Ratsangelegenheiten in Anspruch genommen und kam häufig erst sehr spät nach Hause. Sie hielt Acorna zwar stets über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden, aber eigentlich gab es nicht viel zu berichten. Der Hauptgrund dafür, dass die Ratsversammlungen immer so viel Zeit verschlangen, war das Bestreben der Linyaari, alle Entscheidungen einvernehmlich und einstimmig zu treffen, was eine Vielzahl von Debatten und das (zumindest theoretische) Ausprobieren verschiedenster Lösungsansätze erforderte, bis sich endlich alle auf einen Beschluss geeinigt hatten, der funktionierte. Im vorliegenden Krisenfall jedoch konnte ohne neue Erkenntnisse seitens der außerhalb des Planeten nachforschenden Personen naturgemäß nicht allzu viel Handfestes entschieden werden. Großmama Naadiina war daher ein wenig angewidert. »Es ist ein Wunder, dass wir es überhaupt jemals geschafft haben, von Vhiliinyar wegzukommen, bevor die Khleevi eintrafen«, schimpfte sie.
»Ich wette, dass die weniger Zeit dafür gebraucht haben, unsere Welt zu erobern und sie in Schutt und Asche zu legen, als der Rat für die Entscheidung gebraucht hat, wie wir diesen Planeten hier nennen sollen.«
Auch Maati war immer ganz erledigt, wenn sie spätabends nach Hause kam, nachdem sie den ganzen Tag für den Rat unterwegs war, um Besorgungen zu erledigen oder Botschaften hin und her zu tragen.
Acorna verbrachte daher einen großen Teil ihrer Zeit damit, die Technokünstler zu besuchen, die es nicht zu stören schien, wenn sie ihnen bei der Arbeit über die Schulter sah oder ihnen Fragen stellte. Wenn sie einmal nicht dorthin konnte, wurde es ein schwieriger Tag für sie, obwohl sie sich weiterhin beharrlich bemühte, auch über den Rest ihres Volkes alles zu lernen, was sie in Erfahrung bringen konnte.
Doch die Linyaari schienen in der Öffentlichkeit immer nur paarweise oder in größeren, vertraulichen Gruppen unterwegs zu sein. Und wenn Acorna sich ihnen näherte, waren sie stets in konzentrierte Gespräche über Angelegenheiten vertieft, von denen Acorna viel zu wenig Kenntnis hatte, um auch nur eine einzige halbwegs intelligente Frage zum Thema stellen zu können. Bei den seltenen verzweifelten
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