Acornas Welt
Androide saß im Cockpit der Khleevi-Fähre. Das kleine Schiff befand sich immer noch im Frachtraum der Condor, die nun die Rankenwelt umkreiste.
Die Hologramme unter ihnen bewegten sich in ihren nach dem Zufallsprinzip programmierten Mustern. Einige von ihnen sprachen dabei auch, andere nicht. Das war leicht, denn die Khleevi würden sie ohnehin nicht verstehen.
Becker rieb sich die Hände so vergnügt wie ein Geldverleiher aus einem Vid-Melodram, der demnächst die Heldin aus ihrem Haus und Hof vertreiben wird. »Die Falle ist bereit, der Köder an Ort und Stelle, und jetzt müssen wir nur noch ein bisschen an der Schnur zupfen, damit er für die Ratten lebendig genug aussieht.«
Acorna blickte vom Steuerpult auf, lächelte und strich SB
über den Kopf. »Kapitän, ich habe den Eindruck, dass du schon zu lange mit SB zusammenlebst.«
»Ja«, meinte Aari. »Du fängst an, wie eine Katze zu denken.«
Becker zuckte die Achseln. »Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen. Katzen sind gute Strategen.« Er drückte einen Knopf am Interkom des Schiffs. »Also gut, Mac, schieß los«, sagte er; dann, als er sich daran erinnerte, wie wörtlich der Androide alles nahm, fügte er hinzu, »ich meine, halt die Ansprache an die Khleevi, von der wir gesprochen haben, und versuch sie hierher zu locken.«
Acorna verzog unwillig das Gesicht. »Ich wünschte, wir könnten warten, bis die Evakuierungsschiffe sicher im Föderationsraum sind.« Sie ließ die Worte in der Luft hängen.
Es war ein vergeblicher Wunsch. Sie alle hatten die Bilder schmerzgepeinigter niriianischer Gefangener gesehen, die gefoltert wurden. Sie alle wussten, wie der Planet aussehen würde, wenn die Khleevi mit ihm fertig waren. Sie wussten alle, dass jeder Augenblick des Zögerns weitere Niriianer das Leben kosten würde. Sie mussten schnell handeln. Und die Evakuierungsschiffe waren bereits auf dem Weg zum Föderationsraum und nicht mehr in der Nähe der Rankenwelt.
Es sollte also keine Probleme geben. Acorna fragte sich, wieso sie dennoch so unruhig war. Als die Frage aus ihr herausbrach, war sie selbst überrascht. »Ich frage mich wirklich, wieso sie das tun.«
»Wer, Liebes?«, fragte Becker.
»Die Khleevi. Warum foltern sie? Hast du den Gefangenen das gefragt?«
»Nein. Ich habe angenommen, es liegt daran, dass sie ekelhafte Typen sind und so was mögen. Oder nicht, Aari?«
Aari machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie überhaupt irgendetwas genießen, Joh.
Tatsächlich, jetzt, wo du es erwähnst, würde ich sagen, so gnadenlos und akribisch sie auch waren, sie haben es nicht genossen, mich zu foltern. Es kam mir so vor, als wären sie bemüht, jedes bisschen Schmerz aus mir herauszuholen, das sie kriegen konnten. Die paar Fragen, die sie mir gestellt haben, schienen ihnen nicht wirklich wichtig zu sein, und sie haben sich auch nicht die Mühe gemacht, genug Linyaari zu lernen, um sich verständlich zu machen. Und ich fürchte, wenn es eines gibt, das unsere Wissenschaftler und Beobachter über die Khleevi gelernt haben, dann, dass sie tatsächlich sehr systematisch vorgehen. Der erste unserer Botschafter, den sie gefoltert haben, ist beinahe sofort gestorben, also haben die Khleevi ihre Techniken verfeinert, sodass sie den größtmöglichen Schmerz über die längstmögliche Zeit erzeugen konnten, ohne dass ihr Opfer daran starb.«
Er schauderte plötzlich, und Acorna griff nach seiner Hand.
Sie wusste aus seinen Gedanken, dass er sich wegen seiner Angst vor den Khleevi geschämt hatte, und dafür, dass er sie zweifellos angefleht hatte, ihm nicht mehr wehzutun, so natürlich eine solche Reaktion auch sein mochte. Er war nicht wie Thariinye der Ansicht, dass es eine heldenhafte Tat gewesen war, etwas zu ertragen, dem er nicht hatte entkommen können. Acorna stimmte dieser Einschätzung zu. Was ihm zugestoßen war, war schrecklich, es war zutiefst bedauerlich, doch es machte ihn nicht per se zu einem besseren Wesen.
Nein, das tat er selbst, durch die Charakterstärke, die er dabei an den Tag legte, sich dem zu stellen, was er am meisten fürchtete, aus Gründen, die sicher besser waren, als alle in seiner Umgebung je würden begreifen können. Er hatte die Khleevi und ihre Folter ertragen müssen, und nun setzte er sich damit auseinander, um Antworten und Lösungen zu finden, die anderen helfen könnten.
Becker grunzte. »Wer immer gesagt hat, man solle seinen Feind kennen, hatte Recht, auch wenn er
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