Acornas Welt
um ein nützliches Handwerk zu lernen, sondern auch, um so viel wie möglich über alle anderen Fertigkeiten zu erfahren, die man zum Überleben und für ein unabhängiges, gutes Weiterleben brauchte – Fertigkeiten, die nicht in einer Atmosphäre erlernt werden konnten, die von Geheimhaltung oder dem Überlegenheitsgefühl der Erwachsenen geprägt war. Die Kinder mussten etwas von Strategie und Selbstverwaltung verstehen, und das würden sie am besten anhand von Beispielen begreifen. Sie entdeckten, wie man zu handlungsfähigen Erwachsenen wurde, indem sie beobachteten, wie die Erwachsenen in ihrem Leben Entscheidungen fällten, und zwar vom Anfang des Prozesses bis zum Ende.
Khetala – oder Kheti, wie ihre Freunde sie nannten – wurde bereits mehr als alle anderen als Lehrerin, Organisatorin und Anführerin geachtet. Als eines der älteren, kräftigeren Kinder in den Minen hatte Kheti häufig die Schläge für die Jüngeren eingesteckt und sie beschützt, hatte Lasten gehoben, die zu schwer für sie waren, und sie alle zusammengehalten, auch wenn die Lage hoffnungslos schien. Gegen Ende hatte man sie in die Freudenhäuser geschleppt, und obwohl Acorna sie aus dieser Grube der Verzweiflung gerettet hatte, lag Kheti nun besonders das Schicksal jener Mädchen und Frauen am Herzen, die einmal an diesen Orten ausgenutzt worden waren, und sie half ihnen, ihre Selbstachtung und ihre Ziele im Leben wiederzufinden. Unter jenen, die sich um Kezdet kümmerten, war sie ebenso Legende wie Acorna. Alle anwesenden Erwachsenen kannten ihre Geschichte.
Hafiz hob die Hände mit den Handflächen nach oben. »Das war alles, was ich zu sagen hatte«, erklärte er.
Dr. Ngaen Xong Hoa räusperte sich höflich. »Ich habe gerade mit Khetala darüber gesprochen, welche Kinder Interesse an Meteorologie gezeigt haben, Hafiz. Wenn ich dabei helfen kann, angenehme Umweltbedingungen für Ihren neuen Außenposten zu schaffen, würde die tatkräftige Hilfe von lebhaften jungen Geistern sich sehr wohltuend auswirken.« Dr.
Hoas Spezialität war die planetare Wetterkontrolle.
»Und wir Sternenfahrer werden dabei helfen, die nötigen Kommunikationsverbindungen aufzubauen«, erklärte Johnny Greene, der Computerkommunikationsexperte der Haven, des Schiffs der Sternenfahrer.
»Gut, dann denke ich, wir sind alle einverstanden«, verkündete Hafiz mit einem wohlwollenden Lächeln für alle, die sich um ihn versammelt hatten. Wieder rieb er sich die Hände. »Wir lassen eine Rumpfbesatzung zurück, die sich um die Mondbasis kümmert, und machen uns auf zu unserem Abenteuer. Es ist an der Zeit, alles zusammenzustellen, was wir brauchen, und selbstverständlich auch ein paar kleine, essenzielle Luxusgüter zu besorgen.«
»Oh prima«, sagte Mercy Kendoro vom Rand der Versammlung her. »Einkaufen!«
Erheblich schneller, als jeder, der die Macht des Hauses Harakamian noch nicht in Aktion gesehen hatte, sich hätte träumen lassen, waren die grundlegenden Vorräte, Geräte und das Personal zusammengestellt, und eine Flottille von Schiffen verließ unter Führung der Sharazad ihre jeweiligen Planeten und Monde, traf sich an einer Stelle direkt außerhalb Kezdets Umlaufbahn und begann mit ihrem langen Flug durch den nicht kartographierten Raum zu dem Ort, den Hafiz für seinen neuen »Handelsposten« vorgesehen hatte.
Drei
Da Aari der Einzige war, der die Sprache in dem niriianischen Notruf wirklich verstanden hatte, hoffte Becker, der Junge würde in besserer Stimmung sein, wenn er wieder aufwachte.
Bis dahin hatte es keinen Sinn, die Kapsel zu öffnen.
Selbstverständlich, wenn niemand an Bord gewesen wäre, der die Sprache beherrschte, hätte Becker das Fundstück gleich geöffnet und gehofft, mit dem LAANYE und dem Computer auszukommen. Er hätte versucht, das Rätsel allein zu lösen, aber nun konnte er es sich leisten, zu warten. Aari musste ja schließlich irgendwann wieder wach werden.
Becker hatte auch andere Gründe, diese Aufgabe so lange wie möglich zurückzustellen. Jemand musste die Koordinaten des Planeten, auf dem die Trümmerstücke gefunden worden waren und die Räume, wo sie nun an Bord der Condor gelagert waren, notieren, und außer SB und der KEN-Einheit war Becker das einzige wache Besatzungsmitglied. Zumindest dachte er das.
Es war erst ein paar Stunden her, dass er die vollkommen erschöpfte Acorna in ihre Koje geschickt hatte. Nun überraschte sie den Kapitän, indem sie plötzlich hinter ihm stand.
»Ich kann
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