Acornas Welt
Planeten.
Das Klicken und Klacken im Komgerät war nun laut, zornig und sehr eindeutig an die Besatzung der Condor gerichtet.
»Sie sagen, wir sollen uns ergeben, Joh. Sie haben uns in ihren Fresszangen«, sagte Aari. Er fletschte die Zähne, und es war kein freundliches Grinsen. Ohne nachzudenken streckte Acorna die Hand aus und wischte ihm den Schweiß ab, der ihm plötzlich vom Kinn tropfte. Er berührte ihre Hand leicht und strich mit den Fingern kurz und irgendwie bedauernd über die ihren. Sie entnahm dieser Berührung, dass er sich immer noch nicht vorstellen konnte, dass sie diese Begegnung lebendig überstehen würden, und schon gar nicht unbeschadet.
»Besatzung, anschnallen!«, befahl Becker.
Acorna schnappte sich SB und schnallte ihn zusammen mit sich selbst an. Aari und Mac taten es ihr auf den Sesseln nach, die Becker eingebaut hatte, sodass die gesamte Besatzung auf einmal auf der Brücke sein konnte, falls es notwendig würde –
obwohl keiner von ihnen je geglaubt hätte, dass ein solcher Fall eintreten könnte.
»Buck, zeig uns ein Bild von der Fracht am Traktorstrahl«, wies Becker den Schiffscomputer an. Sobald er das Khleevi-Schiff sehen konnte, beschleunigte er, und die Condor schoss auf den blauen Planeten zu, vorbei an der Stelle, von der aus die Khleevi zuvor beobachtet hatten, wie das Linyaari-Schiff abstürzte. Das Bild auf dem Schirm zeigte das wie eine Gottesanbeterin geformte Schiff unter dem Bauch der Condor, während das Klicken und Klacken im Komgerät an Lautstärke und Varianz zunahm. Zweifellos Drohungen.
Becker drückte die Condor abwärts, und der blaue Planet wurde größer und größer, bis es schließlich so aussah, als würde seine Atmosphäre das Schiff demnächst verschlucken.
»Handsteuerung«, verlangte Becker und zog einen Hebel zwischen den Knöpfen der Steuerkonsole zurück, was bewirkte, dass die Nase der Condor wieder hoch kam und das Khleevi-Schiff ebenfalls ein Stück höher gerissen wurde.
Acorna spürte einen Ruck, als sie den Kurs änderten, und auf dem Schirm hüpfte und wackelte das Khleevi-Schiff, als es kurz in die Atmosphäre tauchte und wieder herausgezogen wurde. Becker wiederholte das Manöver noch dreimal.
Abwärts und aufwärts, und am Ende jeder Bewegung ein Ruck. Wenn er die Condor hochzog, wurden alle an Bord von der Beschleunigung in ihre Sessel gedrückt. SB entblößte in einer wilden Grimasse die Zähne, und Aari tat dasselbe.
Acorna hätte beinahe gelacht, doch auch ihre Zähne waren gefletscht. Nur Macs Miene blieb unverändert, denn seiner Roboterhaut konnte der Druck nichts anhaben. Acornas Magen konnte sich nicht so recht entscheiden, ob er sich zu ihrem Hals oder zu den Beinen verlagern sollte, und von den Schwerkraftveränderungen wurde ihr ein wenig schwindlig.
Als das Khleevi-Schiff zum dritten Mal aufprallte, befahl Becker: »Traktorstrahl aus, Buck. Jetzt spielen wir eine Runde Knack-das-Ei.«
Das Khleevi-Schiff wurde weit von der
Condor
weggeschleudert und prallte dabei erneut dreimal auf den Atmosphärenrand, beinahe, als wäre es ein flacher Stein und die Atmosphäre ein Teich. Doch das Schiff war kein einzelner fester Gegenstand, und die Beine und Fühler der Gottesanbeterin brachen beim ersten Aufprall ab. Beim nächsten Mal erschienen breite Risse, dann stürzte das Schiff trudelnd auf die Planetenoberfläche zu. Es verschwand vom Schirm, während die Condor gleichzeitig weiter in den Raum hinausschoss.
»Hooo, Buck«, sagte Becker.
Nachdem die Condor wieder langsamer geworden war, flog Becker zur Atmosphäre zurück und kehrte den Schub um. Auf den Schirmen des Schiffs waren das Signal der Linyaari-Fluchtkapsel und mehrere Trümmerteile des Khleevi-Schiffs zu erkennen.
Der Planet sah sogar noch blauer aus, als sich die Condor seiner Oberfläche näherte.
Acorna war sich nicht bewusst, dass sie angefangen hatte zu summen, bis Aari sie fragte: »Du singst – ist das dein Totenlied?«
»Gill hat das manchmal gesungen«, erklärte Acorna. »Es ist ein altes terranisches Kinderlied.«
Becker lachte und sang mit rauer Stimme und nicht gerade harmonisch: »Blau, blau, blau, sind alle meine Kleider…«
Sieben
»Thariinye?«, sagte Maati. »Thariinye, wir sind gelandet.
Meine Arme sind eingeklemmt. Kannst du die Luke öffnen?«
Sie konnte deutlich seinen Herzschlag dicht an ihrem Ohr hören – langsam und stetig. Zumindest war er noch am Leben.
»Thariinye – ist alles in Ordnung?«
Ein lautes
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