Acornas Welt
angegeben gewesen, und die Ionenspuren der Niikaavri führten direkt dorthin. Doch niemand von der Besatzung war auf den Anblick vorbereitet, der sich ihnen bot, als sie sich dem Strand näherten, auf dem auch die Condor gelandet war. Die Schale der Niikaavri war aufgebrochen, als wäre ein gewaltiges Küken aus ihr ausgeschlüpft und hätte sie dort zurückgelassen, wo sie nun Wind und Wetter ausgesetzt war.
Sie sahen auch Wrackteile, die noch auf dem Meer trieben oder an den Strand gespült worden waren. Nachdem Neeva sich diese Trümmer näher angesehen hatte, erkannte sie die Bestandteile eines Khleevi-Schiffs. Die Scanner der Balakiire zeigten allerdings nicht an, dass sich noch Khleevi auf dem Planeten befanden. Von diesem Punkt an ging es nur noch darum, genau herauszufinden, was geschehen war. Sie begannen bei einer von kleinen Trümmerteilen umgebenen Senke in einer Sanddüne und folgten einer Spur von Khleevi-Exkrementen. Liriili wurde die Ehre zuteil, vorausgehen zu dürfen, und sie tat es genauso unwillig, wie Neeva es von ihr erwartet hatte. Der Anblick der umgerissenen Bäume, der großen Pfütze geronnenen Blutes, die von weiteren blutbefleckten Farnwedeln und abgebrochenen Ästen und Zweigen umgeben war, ließ alle tief und schmerzlich aufstöhnen. Sie folgten der Spur ein Stück weiter den Hügel hinauf, bis sie eine Stelle erreichten, an der ein Baum von zerrissenen Streifen fest gewordenen Dungs umgeben war. Sie suchten noch weiter und stellten fest, dass hinter diesem letzten Hügel der Wald in flaches Marschland überging, und dahinter erstreckte sich das weite blaue Meer. Nur ein paar vereinzelte Trümmerteile trieben auf dieser Seite der Landspitze auf den Wellen. Doch nahe bei den Bäumen, in einer kleinen Lichtung, der man ansah, dass sie bewohnt gewesen war, lag ein kleines, eiförmiges, mit Mustern verziertes Schiff. Liriili schnappte nach Luft, als wäre dies eine Überraschung für sie, was selbstverständlich nicht der Fall war.
Die Linyaari untersuchten die Fähre ausführlich.
»Ist das das Muster des Schiffs, in dem sich Kaarlye und Miiri auf die Suche nach ihren Söhnen gemacht haben?«, fragte Neeva.
Liriili nickte widerstrebend.
»Bist du sicher?«
Liriilis Augen waren ein wenig gerötet und geschwollen, wie schon die ganze Zeit seit der Rückkehr der Pilger und der Ahnen. Sie war an Bord keine angenehme Gesellschaft gewesen. Keine noch so große Anzahl von Hörnern konnte die Atmosphäre des Energiefeldes säubern, das sie umgab, die so missmutig war, dass es selbst die Harmonie einer so gut aufeinander eingespielten Besatzung wie die der Balakiire störte.
»Ich sollte es ja wohl wissen«, meinte sie tonlos. »Ich habe mir diese Aufzeichnungen angesehen und die Informationen, die Thariinye gesammelt hatte, immer wieder überprüft. Es ist ja nicht so, als hätte ich meine Entscheidung leichtfertig getroffen. Ich habe das Gleiche getan, was ich immer schon getan habe – ich habe zum Wohl unseres Volkes gehandelt, und das hier ist der…«
»Ja, ja«, sagte Khaari, die keine Diplomatin war, barsch.
»Thariinyes und Maatis Schiff ist nur noch ein Wrack, und wir haben Spuren gefunden, die anzeigen, dass die Condor, auf der sich auch Khornya und Aari befanden, in der Nähe des Khleevi-Schiffs war, das die Niikaavri zum Absturz gebracht hat. Hier sind überall Khleevi-Spuren, und das da ist die Kapsel, die Kaarlye und Miiri gehört hat, aber trotzdem geht es immer nur darum, wie sehr du doch missverstanden wirst.«
Liriili sah sie mürrisch an und schnaubte. »Wie du willst…
aber da alle, die du erwähnt hast, inzwischen zweifellos tot sind – mit der Ausnahme der Khleevi, die diese Spuren hinterlassen haben – könnten wir diese vergebliche Mission nun vielleicht abbrechen und nach Hause zurückkehren?«
»Ich bin überrascht, dass du das willst«, meinte Neeva. »An deiner Stelle würde ich mir eine Mission wünschen, die mich für sehr lange Zeit in die am allerweitesten abgelegene Galaxis schickt – wenn möglich in eine Galaxis, wo noch nie jemand von mir gehört hat.«
»Das mag deine Art sein, mit solchen Dingen fertig zu werden«, sagte Liriili. »Meine ist es nicht. Ich bin keine Raumfahrerin.«
»Jetzt bist du eine«, entgegnete Melireenya. »Es ist für mich unvorstellbar, dass du dir alles hier ansehen kannst, ohne so etwas wie Mitleid zu empfinden, vielleicht Traurigkeit, und sogar Reue, was Maati und Thariinye angeht.«
»Wenn du glaubst, dass die
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