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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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seit beinah zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Gehört von Rechts wegen in ein Museum, das gute Stück. Ist an sich aber tadellos in Schuß. Solide Arbeit, sehr stabil. Die Sorte hat man früher in Kinderzimmern installiert. Den Hahn kann man abschrauben, sehen Sie, extra so konstruiert, damit die Kinder nicht unbeaufsichtigt den Ofen einschalten. Was nun hier passiert ist, läßt sich eindeutig rekonstruieren, Commander. Schauen Sie, die Esse ist total verstopft. Dieser Schotterstaub muß seit Jahren da runtergekommen sein. Wer weiß, wann das Gerät das letztemal gewartet wurde. Hier saß der Tod praktisch in den Startlöchern. Ich seh’ das nicht zum erstenmal, Sie vermutlich auch nicht, und es wird wohl leider auch nicht das letztemal sein. Aber die Leute können sich nicht drauf rausreden, daß man sie nicht genügend gewarnt hätte. Gasvorrichtungen brauchen Luft. Ohne Sauerstoffzufuhr kommt es unweigerlich zu Defekten und verstärkter Kohlenmonoxydbildung. Trotzdem gilt: Gas ist ein absolut sicherer Brennstoff, wenn man ihn nur sachgerecht benutzt.«
    »Dem Mann wäre aber wohl nichts passiert, wenn er das Fenster aufgehabt hätte?«
    »Das seh’ ich auch so, Sir. Das Fenster ist zwar sehr hoch und ziemlich schmal, eigentlich ja bloß ein Oberlicht, aber wenn es offengestanden hätte, wäre dem Mann nichts passiert. Wie haben Sie ihn denn gefunden? Vermutlich schlafend im Sessel, wie? So geht’s ja meistens. Die Leute werden ein bißchen groggy, schlafen ein und wachen nicht mehr auf.«
    »Da gibt’s schlimmere Arten, abzutreten«, sagte Daniel.
    »Nicht für einen Gastechniker. Ist doch eine Beleidigung fürs Produkt, so was. Ich nehme an, Sie brauchen ein Gutachten, Commander. Kriegen Sie so schnell wie möglich. Der Knabe war noch jung, wie? Tja, die erwischt’s am ehesten. Ich weiß nicht, warum, aber das ist immer so.« Er öffnete die Tür und sah sich um. »Möchte wissen, wieso er ausgerechnet hier oben arbeiten wollte. Komische Vorlieben haben die Leute manchmal. Man sollte doch meinen, daß sich in einem so riesengroßen Haus jede Menge Büros finden lassen, auch ohne daß einer extra hier in dieses Kabuff raufklettert.«

28
    James de Witt schloß die Tür hinter sich und blieb einen Moment lang in gespielter Lässigkeit auf der Schwelle stehen, als überlege er, ob es denn wirklich der Mühe wert sei, einzutreten, dann ging er mit federndem Schritt durchs Zimmer und zog den freien Stuhl neben den Tisch.
    »Ist es Ihnen recht, wenn ich mich hierhersetze? So eine starre Konfrontation über den Tisch hinweg wäre doch recht einschüchternd und weckt unangenehme Erinnerungen an die Zeiten, da man von seinem Tutor examiniert wurde.« Er war salopp gekleidet, trug dunkle Bluejeans und einen weiten gerippten Pullover mit Lederflecken an Ellbogen und Schultern, der aussah wie ein Schnäppchen aus Armeebeständen. An ihm wirkte er trotzdem beinahe elegant.
    Er war sehr groß, gut über eins achtzig, von schlaksiger Statur, und die langen, knochigen Handgelenke ließen ihn etwas linkisch erscheinen. Sein Gesicht, das die leise Melancholie eines Clowns widerspiegelte, war hager und intelligent, über vorspringenden Wangenknochen spannte sich dünn und fleischlos die Haut. Eine dichte Strähne hellbraunen Haars fiel ihm in die hohe Stirn. Seine schmalen Augen wirkten schläfrig unter den schweren Lidern, aber in Wirklichkeit waren es Augen, denen wenig entging und die umgekehrt nichts verrieten. Beim Sprechen stand sein weicher, angenehm schleppender Tonfall in seltsamem Gegensatz zu dem, was er sagte.
    »Ich bin eben Claudia begegnet. Sie sieht zum Umfallen müde aus. Mußten Sie sie unbedingt gleich heute verhören? Sie hat schließlich eben erst unter grauenhaften Umständen ihren einzigen Bruder verloren.«
    »Das war wohl kaum ein Verhör«, sagte Dalgliesh. »Wenn Miss Etienne uns gebeten hätte, das Gespräch abzubrechen, oder wenn mir aufgefallen wäre, daß sie zu sehr aufgewühlt ist, dann hätten wir die Unterhaltung natürlich verschoben.«
    »Und Frances Peverell? Für sie ist es genauso gräßlich. Können Sie mit ihrer Vernehmung nicht bis morgen warten?«
    »Bedaure, aber das geht nicht, es sei denn, sie wäre zu angegriffen, um jetzt mit mir zu sprechen. Bei dieser Art Untersuchung kommt es darauf an, so rasch es geht so viele Informationen wie möglich zu sammeln.«
    Kate fragte sich, ob de Witts Sorge in Wahrheit von Anfang an eher Frances Peverell als Claudia Etienne gegolten

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