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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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beiden scheiden aus. Wir brauchen nicht die Labortests abzuwarten, um sicher zu sein, daß es sich hierum Kohlenmonoxydvergiftung handelt, denn das hat bereits die Obduktion bewiesen. Durch die wissen wir auch, daß er ansonsten kerngesund war. Es deutet absolut nichts auf ein Motiv für Selbstmord hin, also brauchen wir damit, denke ich, auch keine Zeit zu verschwenden.
    Käme als nächstes die Unfalltheorie. Falls es sich hier um Tod durch Unfall handelt, wovon müssen wir dann ausgehen? Daß Etienne aus irgendeinem Grund beschloß, oben im Archiv zu arbeiten, aber seine Jacke unten über dem Stuhl und die Schlüssel in der Schreibtischschublade ließ. Daß ihm irgendwann kalt wurde, er den Ofen anzündete (obwohl wir keine Streichhölzer bei ihm gefunden haben) und sich danach so in seine Arbeit vertiefte, daß er den Defekt am Gasofen erst bemerkte, als es zu spät war. Von den offensichtlichen Ungereimtheiten einmal abgesehen, würde ich, falls es sich so abgespielt hat, doch erwarten, daß man ihn über dem Tisch zusammengesunken gefunden hätte und nicht halb nackt auf dem Rücken liegend, den Kopf in Richtung Ofen. Die Schlange lasse ich vorläufig noch beiseite. Ich denke nämlich, wir müssen ganz klar trennen zwischen dem, was zum Zeitpunkt des Todes passierte, und dem, was hinterher mit der Leiche geschah. Offensichtlich hat jemand den Toten gefunden und sich an ihm zu schaffen gemacht, nachdem die Leichenstarre bereits den Oberkörper erfaßt hatte, aber es ist nicht erwiesen, daß derjenige, der Etienne die Schlange in den Mund stopfte, ihm auch das Hemd ausgezogen oder ihn vom Tisch weg dorthin geschleift hat, wo er gefunden wurde.«
    »Das Hemd«, warf Kate ein, »muß er selber ausgezogen haben. Er hielt es völlig zusammengeknüllt in der rechten Hand, ganz so, als habe er es ausgezogen, um damit irgendwie die Gasflamme zu ersticken. Man braucht sich doch nur das Foto anzusehen. Die rechte Hand umklammert noch im Tod ein Stück vom Hemd, und der Rest ist über den Oberkörper der Leiche gerutscht. Nach meinem Eindruck ist er auf dem Gesicht liegend gestorben. Erst der Mörder hat den Leichnam umgedreht, vielleicht mit dem Fuß, und ihm dann mit Gewalt den Mund aufgestemmt. Hier, achten Sie auf die Kniestellung, leicht angewinkelt. Nein, in der Stellung ist er nicht gestorben. Ich würde sagen, der Tod trat ein, als er versuchte, zum Ofen hinzukriechen.«
    »Okay, einverstanden. Aber er kann doch nicht versucht haben, mit dem Hemd die Gasflamme zu löschen. Der Stoff hätte ja sofort Feuer gefangen.«
    »Ich weiß auch, daß das nicht gegangen wäre, aber die Funde am Tatort deuten nun mal alle auf diese Theorie. Vielleicht hat er in seinem benebelten Zustand geglaubt, er könnte das Feuer ersticken.«
    Dalgliesh mischte sich nicht ein, sondern hörte ruhig zu, wie sie das Problem ausdiskutierten.
    Daniel sagte: »Wenn es so war, dann dürfte Etienne erkannt haben, daß er sich in Lebensgefahr befand. Nur wäre dann doch das Naheliegendste gewesen, die Tür zu öffnen, um Luft reinzulassen, und dann das Gas ganz einfach abzudrehen.«
    »Aber angenommen, die Tür war von außen abgeschlossen und der Gashahn abgeschraubt. Als er das Oberlicht aufmachen wollte, riß die Schnur, weil der Täter sie präpariert hatte, um auch ganz sicherzugehen, daß sie abreißen würde, sobald jemand halbwegs kräftig daran zog. Zuvor muß der Mörder aber noch Tisch und Stuhl weggeräumt haben, damit Etienne nicht draufsteigen konnte, um so an das Oberlicht zu gelangen und die Scheibe einzuschlagen. Das Fenster war fest zu. Aufmachen hätte er es nicht können, selbst wenn er drangekommen wäre. Nein, er brauchte schon etwas, um es einzuschlagen.«
    »Vielleicht mit dem Recorder?« schlug Daniel vor.
    »Zu klein und nicht stabil genug. Trotzdem glaube ich auch, daß er’s sicher damit versucht hätte. Er hätte die Scheibe notfalls sogar mit der bloßen Hand einschlagen können, aber an seinen Fingerknöcheln war kein Kratzer. Ich glaube übrigens, daß die Möbel verrückt wurden, bevor er ins Zimmer kam. Von den Spuren an der Wand wissen wir, daß der Tisch normalerweise ein paar Zentimeter weiter links stand.«
    »Das ist noch kein Beweis, den könnte auch die Putzfrau verschoben haben.«
    »Ich behaupte ja auch nicht, daß es ein Beweis ist, aber auf jeden Fall ist es wichtig. Sowohl Gabriel Dauntsey wie auch Mrs. Demery haben ausgesagt, daß der Tisch nicht genau an seinem Platz stand.«
    »Damit scheiden sie

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