Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
Vom Netzwerk:
aber noch lange nicht als Verdächtige aus.«
    »Hab’ ich ja auch nicht gesagt. Dauntsey zum Beispiel ist natürlich verdächtig. Die Gelegenheit war für niemanden günstiger als für ihn. Aber wenn er Tisch und Stuhl rausgeschafft hätte, dann hätte er bestimmt darauf geachtet, daß der Tisch hinterher wieder an seinem richtigen Platz stand. Außer er war sehr in Eile, denn das…« Sie stockte und wandte sich dann ganz aufgeregt an Dalgliesh: »Und natürlich hatte er’s eilig, Sir! Er durfte ja nicht länger wegbleiben als ein normales Bad gedauert hätte.«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Wir gehen viel zu schnell vor. Das sind doch alles nur Vermutungen.«
    Dalgliesh ergriff zum erstenmal das Wort. »Kates Theorie ist ganz gut; sie deckt sich mit allen uns bisher bekannten Fakten. Nur haben wir nicht einmal den Funken eines konkreten Beweises. Und wir dürfen die Schlange nicht vergessen. Habt ihr rausgefunden, wer alles wußte, daß sie in Miss Blacketts Schreibtischschublade war – abgesehen natürlich von Miss Blackett selber, Mandy Price, Dauntsey und den beiden Etiennes?«
    Diesmal antwortete Kate. »Bis zum Nachmittag war die Geschichte überall rum, Sir. Mandy erzählte Mrs. Demery kurz nach halb zwölf, als sie zusammen in der Küche Kaffee kochten, daß Etienne von Miss Blackett verlangt habe, die Schlange wegzuwerfen. Mrs. Demery gibt zu, daß sie es ein, zwei Leuten weitererzählt haben könnte, als sie am Nachmittag den Tee austrug. ›Ein, zwei Leute‹ bedeutet vermutlich im Klartext das ganze Haus. Mrs. Demery konnte sich angeblich nur noch vage erinnern, was genau sie denn nun erzählt hat, aber Maggie Fitz-Gerald aus der Werbung ist ganz sicher, daß sie und ihre Kollegen hörten, Mr. Gerard habe Miss Blackett befohlen, die Schlange wegzuwerfen, sie aber habe ihren Liebling fürs erste in ihrer Schreibtischschublade versteckt. Sydney Bartrum, der Buchhalter, behauptet, er habe nichts davon gewußt. Er und seine Mitarbeiter hatten angeblich keine Zeit, mit dem Hauspersonal zu tratschen, und vor allem auch gar keine Gelegenheit dazu. Ihre Abteilung ist in Nummer 10 untergebracht, und sie machen sich ihren Tee selber. De Witt und Miss Peverell geben zu, daß sie Bescheid wußten. Aber es hätte ohnehin jeder, der die Schlange suchte, in Miss Blacketts Schreibtisch nachgesehen. Sie hing sehr an ihrem Hissing Sid, das war allgemein bekannt, und hätte ihn bestimmt nicht weggeworfen.«
    »Warum hat Mrs. Demery das eigentlich überall rumerzählt?« überlegte Daniel. »So ein dummer Streit war doch bestimmt noch kein Büroskandal.«
    »Nein, aber er hat doch für Aufruhr gesorgt. Die meisten Angestellten wußten oder ahnten ohnehin, daß Gerard Etienne es nicht bedauern würde, Miss Blackett nur noch von hinten zu sehen. Wahrscheinlich haben die Kollegen darüber spekuliert, wie lange sie noch durchhalten und ob sie den Job vielleicht hinschmeißen würde, bevor Etienne ihr kündigte. Jeder Knatsch zwischen den beiden wurde von den anderen mit Spannung verfolgt.«
    »Ihr merkt ja selbst«, sagte Dalgliesh, »wie wichtig die Schlange ist. Entweder der Mörder hat sie Etienne in den Mund gestopft, wahrscheinlich um den Bruch der Leichenstarre in der Kinnpartie zu erklären, oder der vielzitierte Witzbold ist zufällig über die Leiche gestolpert und witterte die Chance für einen besonders abgeschmackten Streich. Stellt sich für uns die Frage: Wenn es der Mörder war, ist er dann womöglich mit diesem Verlagskobold identisch? Und waren seine früheren Sabotageakte am Ende Teil eines sorgsam ausgetüftelten Plans? Das würde mit der durchgescheuerten Zugschnur übereinstimmen. Denn wenn die absichtlich beschädigt wurde, dann ging das nur über einen längeren Zeitraum. Zweite Möglichkeit: Der Mörder erkennt die verräterische Bedeutung der lockeren Kinnlade und bedient sich der Schlange ganz spontan, um davon abzulenken, daß er in Wahrheit etwas aus Etiennes Mund herausgeholt hat.«
    »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, Sir«, sagte Daniel. »Angenommen, der Possenreißer findet die Leiche und glaubt an einen Unfall oder eine natürliche Todesursache, beschließt aber, den Laden aufzumischen, indem er einen Mord vortäuscht. Jedenfalls wäre es doch möglich, daß dieser Mensch mit seinen degoutanten Scherzen auf die Idee kam, den Tisch zu verschieben und Etienne die Schlange umzulegen.«
    »Nein, nein«, sagte Kate, »das paßt nicht! Zum Beispiel hätte er, wie gesagt, die Zugschnur

Weitere Kostenlose Bücher