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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Geschäftssinn gepaart war, als er je vermutet hätte.
    »Darling, ich finde, du solltest mir lieber die Hälfte von dem auszahlen, was wir für die Wohnung bezahlt haben, statt der Hälfte dessen, was sie heute wert ist. Die Preise sind ja dermaßen in den Keller gegangen! Und du kriegst bestimmt jederzeit eine höhere Hypothek. Und wenn du mir die Hälfte von dem gibst, was die Möbel gekostet haben, dann lass’ ich sie dir alle da. Du armer Schatz kannst schließlich nicht auf dem Fußboden sitzen.«
    Es schien kaum der Mühe wert, darauf hinzuweisen, daß er die meisten Möbel bezahlt, wenn auch nicht ausgesucht hatte und daß sie ihm allesamt nicht gefielen. Er merkte auch, daß die wertvolleren unter ihren kleinen Anschaffungen mit ihr verschwanden und vermutlich jetzt in New York waren. Der Ramsch war ihm geblieben, und er hatte weder Zeit noch Lust, ihn auszusortieren. Sie hatte ihn mit einer erdrückenden Hypothek sitzenlassen, mit einer Wohnung voller Möbel, die er nicht mochte, einer haarsträubenden Telefonrechnung, auf der vor allem Anrufe nach New York verzeichnet waren, und mit einer Anwaltsliquidation, von der er nur hoffen konnte, daß er sie in Raten würde abstottern dürfen. Um so ärgerlicher, wenn er sich trotzdem eingestehen mußte, wie sehr Fenella ihm mitunter fehlte.
    Über den Gang vor dem Archiv kam man zu einem kleinen Waschraum mit Toilette. Während Robbins sich jahrzehntealten Aktenstaub von den Händen wusch, rief Daniel, einer spontanen Eingebung folgend, auf dem Revier in Wapping an. Kate war nicht da. Er zögerte, überlegte blitzschnell und wählte dann ihre Privatnummer.
    Sie meldete sich, und er fragte: »Was machen Sie gerade?«
    »Papiere in Ordnung bringen, und Sie?«
    »Papiere durcheinanderbringen. Ich bin noch immer in Innocent House. Hätten Sie vielleicht Lust auf einen Drink?«
    Sie schwieg ein paar Sekunden und sagte dann: »Warum nicht? Und wo? Was schlagen Sie vor?«
    »Gehen wir doch ins Town of Ramsgate. Das liegt für uns beide günstig. Ich würde sagen, wir treffen uns da in zwanzig Minuten.«

44
    Kate parkte den Wagen am Beginn der Wapping High Street und ging die knapp fünfzig Meter zum Town of Ramsgate zu Fuß. Die Kneipe war fast schon eine Touristenattraktion in dem alten Dockstädtchen; hier hatte einst der berüchtigtste Henkersrichter Jeffrey genüßlich auf der Terrasse getafelt, während vor seinen Augen auf der Themse das Blutgericht über die Rebellen des Monmouth-Aufstandes vollstreckt wurde. Als Kate sich dem Lokalnäherte, kam Daniel aus dem Gäßchen, das zu den Wapping Old Stairs führte.
    »Ich hab’ mir mal die Stelle angesehen, wo früher das Execution Dock war. Glauben Sie, die Piraten lebten noch, wenn sie bei Ebbe an die Hinrichtungspfähle gekettet wurden und dort ausharren mußten, bis die Flut sie dreimal überspült hatte?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich hat man sie vorher gehenkt. Das Strafrecht im achtzehnten Jahrhundert war zwar barbarisch, aber so barbarisch nun auch wieder nicht.«
    Als sie die Kneipentür aufstießen, empfing sie grellbunter Lichterglanz und die Sonntagabend-Fröhlichkeit eines Londoner Pubs. Die enge alte Wirtsstube war hoffnungslos überfüllt, und Daniel mußte schon ordentlich drängeln, bevor er sich zwischen dem Pulk der Stammgäste zur Bar durchgekämpft und für sich ein Pint, für Kate ein halbes Charrington’s Ale ergattert hatte. Ein Mann und eine Frau, die dicht beim Durchgang zur Terrasse gesessen hatten, standen auf, und Kate sicherte sich rasch ihre Plätze. Falls es Daniel mehr um die Unterhaltung als um das Bier gehen sollte, dann waren sie hier ganz gut aufgehoben. Das Pub war manierlich, der Lärmpegel allerdings gewaltig. Doch vor dieser Geräuschkulisse aus Stimmengewirr und plötzlich aufbrandenden Lachsalven konnten sie ungestörter reden, als es in einer leeren Bar möglich gewesen wäre.
    Sie spürte, daß er in einer eigenartigen Stimmung war, und fragte sich, ob er bei seiner Einladung wohl eher nach einem Sparringspartner gesucht hatte als nach einem für den Tresen.
    Aber sein Anruf kam ihr sehr gelegen. Alan hatte sich nicht gemeldet, und jetzt, wo sie mit der Wohnung fast fertig war, setzte ihr die Versuchung, ihn anzurufen und vor seinem Abflug noch einmal zu sehen, arg zu. Dagegen war es ein gutes Rezept, mal einen Abend aus der Wohnung herauszukommen.
    Vielleicht war Daniel sein frustrierender Abend im Archiv aufs Gemüt geschlagen. Morgen abend war

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