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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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eigentlich auf einmal die Zweifel?«
    »Ja, findest du das denn nicht auch merkwürdig? Da haben wir eine Autorin, die von ihrem Verlag nach dreißig Jahren plötzlich abserviert wird. Sie rast wie eine Furie nach Innocent House, um Gerard Etienne zur Rede zu stellen. Aber der ist in einer Konferenz, und sie kommt nicht an ihn ran. Warten kann sie nicht, weil sie eine Signierstunde hat, doch als sie in der Buchhandlung eintrifft, erfährt sie, daß jemand von Peverell Press den Termin abgesagt hat. Mittlerweile muß sie doch schon völlig ausgerastet sein. Na und, was wird sie jetzt deiner Meinung nach tun? Ruhig nach Hause gehen, sich hinsetzen und einen Brief schreiben oder noch am selben Abend wieder nach Innocent House stürmen, um Etienne zu stellen? Wahrscheinlich wußte sie, daß er donnerstags länger zu arbeiten pflegte. Das hat ja anscheinend jeder gewußt, der näher mit dem Verlag zu tun hatte. Nun gut, was die Carling an dem Donnerstag getan oder nicht getan hat, wissen wir nicht, aber ich finde auch ihr Verhalten seitdem sehr eigenartig. Sie wußte doch, daß Gerard Etienne die treibende Kraft war, daß hauptsächlich er ihr Buch abgelehnt hatte. Und nun ist dieser Etienne plötzlich tot. Warum setzt sie sich jetzt nicht mit den übrigen Gesellschaftern in Verbindung und versucht, denen ihr Buch doch noch unterzujubeln?«
    »Wahrscheinlich wußte sie, daß das vorläufig keinen Zweck gehabt hätte. Etiennes Partner hätten sich sicher gescheut, seine Entscheidung so kurz nach seinem Tod zu revidieren. Abgesehen davon waren sie vermutlich damit einverstanden und wollten die Carling genauso loswerden.«
    »Aber auch beim heutigen Abend gibt’s ja etliche Ungereimtheiten«, fuhr Kate fort. »Frances Peverell und de Witt sagen selbst, daß sie ein Taxi, das beim Eingang von Innocent House vorfuhr, höchstwahrscheinlich gehört hätten. Aber es kam keines. Wo also hat die Carling sich absetzen lassen?«
    »Ich nehme an, auf dem Innocent Walk. Und von dort ist sie dann zu Fuß zum Fluß runtergegangen. Sie wird gewußt haben, daß man es in Dauntseys und Miss Peverells Wohnung hören kann, wenn auf dem Kopfsteinpflaster von der Innocent Lane ein Wagen vorfährt. Vielleicht ist sie aber auch am Ende der Innocent Passage ausgestiegen. Das wäre der Zugang, der dem Fundort der Leiche am nächsten liegt.«
    »Aber da befindet sich ein Tor, das nachts geschlossen wird. Falls sie also wirklich von dort zur Themse runterging, stellt sich die Frage: Wer hat ihr das Tor aufgemacht und hinter ihr wieder abgeschlossen? Na, und dann dieser Wisch. Hat sich der für dich wirklich wie der Abschiedsbrief einer Selbstmörderin gelesen?«
    »Er klingt vielleicht nicht typisch, aber was ist auf dem Sektor schon typisch? Einem Geschworenengericht würde es sicher nicht schwerfallen, sich von der Echtheit des Briefes zu überzeugen.«
    »Ach, und wann, glaubst du, hat sie ihn geschrieben?«
    »Vermutlich kurz bevor sie sich umbrachte. So was konzipiert man ja wohl nicht lange im voraus und bewahrt es für eventuelle Notfälle auf.«
    »Und warum erwähnt sie dann Gerard Etiennes Tod mit keiner Silbe? Sie muß doch gewußt haben, daß er in erster Linie für ihren Rauswurf verantwortlich war. Ja, dafür haben wir sogar Zeugen. Mandy Price und Miss Blackett haben beide ausgesagt, daß sie wie eine Furie ins Büro gestürmt kam, weil sie ihm den Marsch blasen wollte. Sein Tod müßte sich demnach irgendwie auf ihre Einstellung zu Peverell Press ausgewirkt haben. Und selbst wenn nicht – wenn sie auch dann noch genauso verbittert war –, ist es nicht einfach merkwürdig, daß Etiennes Tod in ihrem Brief gar nicht vorkommt?«
    Das Telefon klingelte, und Dalgliesh war am Apparat. Kate erstattete ihm klar und präzise Bericht. Doc Wardle hätten sie nicht erreichen können, erklärte sie, weil der schon in einem anderen Fall unterwegs war, aber sie hätten auch nicht versucht, kurzfristig einen Ersatz zu bekommen, da der Leichnam ohnehin gleich in die Gerichtsmedizin verbracht worden sei. Anschließend hörte sie ziemlich lange bloß noch zu; so jedenfalls erschien es Daniel, der sie nur gelegentlich ein kurzes »Ja, Sir« einwerfen hörte.
    Endlich legte sie auf. »Er fliegt heute nacht noch zurück. Wir sollen niemanden in Innocent House verhören, ehe wir nicht das Obduktionsergebnis haben. Morgen sollst du versuchen, das Taxi ausfindig zu machen, und nachprüfen, ob zwischen sieben Uhr abends und dem Zeitpunkt, als Mandy die

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