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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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nicht zurückzukehren und Fragen von Pfarrer Curtis zu riskieren.
    Sie wusste instinktiv, in welcher Stimmung Dalgliesh war. Nach
einem kurzen Moment des Schweigens fragte sie, in dem Wissen, er würde
verstehen: »Glauben Sie, es wird schlimm, Sir?« Sie meinte schlimm für
Stephen Collinsby, nicht für sie beide.
    »Ja, Kate, das könnte sein.«

4
    M ittlerweile waren sie inmitten des Lärms
und dichten Verkehrs auf dem Marland Way unterwegs. Es war nicht
einfach zu fahren, und Kate schwieg, außer wenn sie Dalgliesh
Anweisungen geben musste, wo es langging, bis sie an der zweiten Ampel
rechts in eine ruhigere Straße abgebogen waren.
    »Meinen Sie, Pfarrer Curtis hat uns telefonisch angekündigt,
Sir?«
    »Ja, er ist ein intelligenter Mann. Nachdem wir gegangen
waren, hat er sicherlich ein paar Puzzleteile zusammengefügt. Dass die
Met involviert ist, dann unser Dienstgrad – weshalb kommen ein
Commander und ein Detective Inspector, wenn das nur eine
Routinebefragung ist? –, die frühzeitige Rückgabe seines Autos
und das Schweigen seines Freundes.«
    »Aber offensichtlich weiß er noch nichts von dem Mord.«
    »Das ändert sich, sobald er morgen die Zeitung aufschlägt oder
Nachrichten hört. Ich bezweifle zwar, dass er Collinsby dann als
Verdächtigen betrachten wird, aber er weiß, dass sein Freund in
Schwierigkeiten stecken könnte. Deshalb war es ihm auch so wichtig, uns
noch umfassend über die Schulreform zu informieren. Eine beeindruckende
Referenz.«
    Kate zögerte, bevor sie die nächste Frage stellte. Sie wusste,
dass Dalgliesh sie respektierte, sie glaubte sogar, dass er sie mochte.
Mit den Jahren hatte sie gelernt, ihre Gefühle zu beherrschen, und auch
wenn der Kern einer, wie sie immer gewusst hatte, aussichtslosen Liebe
geblieben war und immer bleiben würde, gab ihr das noch lange keinen
Anspruch auf sein Denken. Es gab Fragen, die besser nicht gestellt
werden sollten, aber gehörte diese dazu?
    Nach einer kurzen Pause, in der sie die Wegbeschreibung
studierte, sagte sie: »Sie wussten, dass er seinen Freund warnen würde,
aber Sie haben ihm nicht gesagt, er soll es nicht tun.«
    »Er wird schwer genug mit seinem Gewissen gerungen haben, da
muss ich es ihm nicht noch schwerer machen. Unser Mann läuft uns schon
nicht weg.«
    Sie mussten noch einmal abbiegen. Pfarrer Curtis' Beschreibung
›ganz in der Nähe‹ war ziemlich optimistisch gewesen. Oder waren es die
vielen Querstraßen, die Schweigsamkeit ihres Mitfahrers oder die
gespannte Erwartung des bevorstehenden Verhörs, das Kate die Fahrt so
lang erscheinen ließ?
    Dann eine Plakatwand. Jemand hatte mit schwarzer Farbe darauf
gemalt: Der Teufel steckt im Internet. Darunter
stand in markanteren Buchstaben: Es gibt keinen Teufel und
keinen Gott. Dann hieß es, diesmal in rot: Gott
lebt. Buch Hiob. Und als letzte Aufforderung: Leckt
mich am Arsch.
    »Kein ungewöhnliches Ende für eine theologische Diskussion«,
meinte Dalgliesh, »auch wenn es selten so derb ausgedrückt wird. Ich
glaube, hier ist die Schule.«
    Ein hohes Gitter umschloss einen viktorianischen, gemusterten
Ziegelbau mit Steinfassade, der sich hinter einem großen asphaltierten
Schulhof befand. Zu ihrer Überraschung war das Tor zum Pausenhof nicht
verschlossen. Eine kleinere und kunstvollere Version des Hauptgebäudes,
offensichtlich vom selben Architekten erbaut, war über einen neuer
aussehenden Korridor damit verbunden. Hier war ein Versuch unternommen
worden, die Größe durch Ornamentik zu kompensieren. Fensterreihen und
vier verzierte Steinstufen führten zu einer einschüchternden Tür, die
sich auf ihr Klingeln so schnell öffnete, dass Kate den Verdacht hatte,
der Schulleiter habe bereits auf sie gewartet. Er war ein Mann um die
vierzig, beinahe so groß wie Dalgliesh, und er trug eine Brille, eine
alte, weite Hose und einen Pullover mit Lederflicken an den Ellbogen.
    »Wenn Sie einen Augenblick Geduld hätten, würde ich gerne noch
das Tor zum Schulhof zuschließen«, sagte er. »Es gibt keine Klingel,
daher hatte ich gehofft, Sie würden einfach hereinkommen.« Gleich
darauf war er wieder bei ihnen.
    Dalgliesh zeigte ihm seinen Ausweis und stellte Kate vor.
Collinsby sagte nur: »Ich hatte Sie erwartet. Gehen wir in mein
Arbeitszimmer.«
    Als sie ihm durch die spärlich möblierte Eingangshalle und den
Korridor mit dem Terrazzoboden folgte, fühlte sich Kate in die Zeit
versetzt, in der sie selbst noch zur Gesamtschule gegangen war; sie
nahm den schwachen

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