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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Eine junge Frau stand da, sie war hübsch, ein sehr heller Typ. Sie
trug Hosen mit einem Hänger darüber und hatte ein Kind rechts auf der
Hüfte sitzen, während zwei Kleinkinder, offensichtlich Zwillinge, sie
von beiden Seiten an der Hose zogen. Es waren Miniaturausgaben ihrer
Mutter, beide hatten das gleiche runde Gesicht, blonde Haare mit Pony
und große Augen, mit denen sie die Neuankömmlinge unverwandt
anstarrten, um sich ein Urteil zu bilden.
    Dalgliesh zeigte seinen Ausweis. »Mrs. Curtis? Ich bin
Commander Dalgliesh von der Metropolitan Police, und das ist Detective
Inspector Miskin. Wir würden gerne mit Ihrem Mann sprechen.«
    Sie schaute überrascht. »Die Metropolitan Police? Das ist aber
mal was Neues. Die örtliche Polizei kommt hier gelegentlich vorbei.
Manche von den Jugendlichen aus den Hochhäusern machen ab und an
Schwierigkeiten. Das sind gute Leute – die örtliche Polizei,
meine ich. Aber kommen Sie doch herein. Es tut mir leid, dass ich Sie
warten ließ, aber wir haben diese doppelten Sicherheitsschlösser. Es
ist furchtbar, ich weiß, aber Michael ist letztes Jahr zweimal
angegriffen worden. Deshalb mussten wir das Schild abnehmen, auf dem
steht, dass hier das Pfarrhaus ist.« Völlig unbekümmert rief sie:
»Michael, Schatz! Jemand von der Metropolitan Police ist hier.«
    Reverend Michael Curtis trug ein Priestergewand, und um den
Hals hatte er etwas, das aussah wie ein alter Collegeschal. Kate war
froh, als Mrs. Curtis die Tür hinter ihnen schloss. Sie fand das Haus
kalt. Curtis kam zu ihnen und reichte ihnen geistesabwesend die Hand.
Er war älter als seine Frau, vielleicht aber gar nicht so viel älter,
wie es den Anschein hatte, mit seiner dünnen, ein wenig gebückten
Gestalt im Kontrast zu ihrer drallen, anmutigen Erscheinung. Seine
braunen Haare mit der mönchischen Ponyfrisur wurden bereits grau, aber
die freundlichen Augen blickten wachsam und gescheit, und sein
Händedruck verriet Selbstvertrauen. Nachdem er seiner Frau und seinen
Kindern einen liebevollen, aber ratlosen Blick zugeworfen hatte,
deutete er auf eine Tür hinter sich.
    »Vielleicht im Arbeitszimmer?«
    Der Raum war größer, als Kate erwartet hatte, und die
Terrassentür führte auf einen kleinen Garten. Offenbar hatte niemand
den Versuch unternommen, die Beete zu pflegen oder den Rasen zu mähen.
Das kleine Gärtchen war ganz den Kindern überlassen worden, und es gab
ein Klettergerüst, einen Sandkasten und eine Schaukel. Auf dem Gras
lagen diverse Spielzeuge verstreut. Im Arbeitszimmer roch es nach
Büchern und ganz schwach nach Räucherstäbchen, wie Kate fand. Es gab
einen vollen Schreibtisch, einen mit Büchern und Zeitschriften
beladenen Tisch an der Wand und einen modernen Gaskamin, der im Moment
nur auf kleinster Stufe brannte. Rechts vom Schreibtisch war ein
Kruzifix mit einem Hocker, um sich davor hinzuknien. Vor dem Kamin
standen zwei ziemlich abgenutzte Sessel.
    Mr. Curtis sagte: »In diesen beiden Sesseln dürften Sie es
einigermaßen bequem finden.«
    Er selbst nahm an seinem Schreibtisch Platz und schob den
Drehstuhl so, dass er ihnen gegenübersaß, die Hände auf den Knien. Er
wirkte ein wenig ratlos, jedoch völlig unbekümmert.
    »Wir würden Ihnen gerne eine Frage über Ihr Auto stellen«,
begann Dalgliesh.
    »Meinen alten Ford? Der wurde bestimmt nicht gestohlen und für
ein Verbrechen genutzt. Für sein Alter ist er ganz zuverlässig, aber er
fährt nicht sonderlich schnell. Niemand, der Böses im Sinn hatte, wird
ihn gestohlen haben, das kann ich mir nicht vorstellen. Sie haben
wahrscheinlich gesehen, dass er in der Garage steht. Es ist alles in
Ordnung damit.«
    Dalgliesh sagte: »Er wurde am Freitag spätnachts gesehen«,
sagte Dalgliesh. »Er parkte in der Nähe des Tatorts eines schweren
Verbrechens. Wer auch immer ihn gefahren hat, er oder sie könnte
vielleicht etwas gesehen haben, das uns bei unseren Ermittlungen hilft.
Vielleicht ein anderes Auto, das dort geparkt hat, oder jemanden, der
sich verdächtig benommen hat. Waren Sie Freitagabend in Dorset, Herr
Pfarrer?«
    »In Dorset? Nein, am Freitag war ich von fünf Uhr an hier im
Pfarrgemeinderat. Zufällig bin ich an diesem Abend gar nicht selber mit
dem Auto gefahren. Ich hatte es einem Freund geliehen. Sein eigenes war
zur Hauptuntersuchung in der Werkstatt, und offenbar musste noch etwas
repariert werden. Weil er eine dringende Verabredung einhalten musste,
hab ich ihm meins geliehen. Im Notfall hatte ich ja noch das

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