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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Fahrrad
meiner Frau. Er gibt Ihnen sicher gerne Auskunft.«
    »Wann hat er das Auto zurückgebracht?«
    »Das muss sehr früh gestern Morgen gewesen sein, bevor wir
aufgestanden sind. Als ich um sieben zur Morgenandacht das Haus
verlassen habe, war es jedenfalls wieder da. Er hatte ein Dankeschön
hinter den Scheibenwischer geklemmt und vollgetankt. Das hat mich nicht
überrascht, er ist immer sehr korrekt. Dorset, sagen Sie? Eine lange
Fahrt. Wenn er etwas Verdächtiges bemerkt oder Zeuge eines Verbrechens
geworden wäre, hätte er sicher angerufen und es mir erzählt. Aber seit
seiner Rückkehr haben wir noch gar nicht miteinander gesprochen.«
    »Jeder, der in der Nähe des Tatorts war, könnte nützliche
Informationen haben, ohne etwas von deren Bedeutung zu ahnen«, sagte
Dalgliesh. »Zu dem Zeitpunkt hat es vielleicht gar nicht ungewöhnlich
oder verdächtig gewirkt. Würden Sie uns seinen Namen und seine Adresse
geben? Wenn er in der Nähe wohnt, würde es uns Zeit ersparen, wenn wir
gleich mit ihm reden könnten.«
    »Er ist der Leiter der örtlichen Gesamtschule von Droughton
Cross, Stephen Collinsby. Vielleicht erwischen Sie ihn in der Schule.
Normalerweise ist er sonntagnachmittags dort, um in Ruhe die nächste
Woche vorzubereiten. Ich schreibe Ihnen die Adresse auf. Es liegt ganz
in der Nähe. Sie können auch zu Fuß hingehen, wenn Sie Ihr Auto
hierlassen möchten. In unserer Straße dürfte es sicher sein.«
    Er drehte den Stuhl wieder herum, zog die linke Schublade auf,
suchte eine Weile, bis er ein leeres Blatt Papier fand und zu schreiben
begann. Er faltete es säuberlich zusammen und reichte es Dalgliesh.
    »Collinsby ist unser Lokalheld. Derzeit wird er sogar zu einer
Art Nationalheld. Vielleicht haben Sie in der Zeitung etwas darüber
gelesen oder die Fernsehsendung über Schule und Erziehung gesehen, in
der er auftrat? Er ist ein hervorragender Mann. Er hat die Gesamtschule
von Droughton Cross völlig umgekrempelt. Und zwar nach Grundsätzen,
denen wahrscheinlich die meisten Menschen zustimmen würden, die jedoch
viel zu selten in die Tat umgesetzt werden. Er glaubt, dass in jedem
Kind ein bestimmtes Talent schlummert, eine handwerkliche Fähigkeit
oder eine intellektuelle Begabung, die sein ganzes Leben bereichern
kann, und dass es die Aufgabe der Schule ist, dieses Talent zu
entdecken und zu fördern. Dabei braucht er natürlich Hilfe, und er hat
die gesamte Gemeinschaft mit eingebunden, insbesondere die Eltern. Ich
bin selber im Schulbeirat und tue, was ich kann. Alle vierzehn Tage
gebe ich zwei Mädchen und zwei Jungen hier Lateinunterricht, zusammen
mit der Frau des Organisten, die mich korrigiert, wenn ich Lücken habe.
Latein steht nicht auf dem Lehrplan. Die Kinder kommen, weil sie die
Sprache lernen wollen, und es ist eine große Freude, sie zu
unterrichten. Einer der Kirchenvorsteher leitet gemeinsam mit seiner
Frau den Schachclub. In diesem Club gibt es Jungen, die ein großes
Talent für dieses Spiel haben und begeistert dabei sind, Jungen, von
denen niemand gedacht hätte, dass sie je etwas erreichen würden. Und
jemand, der Schulmeister wird und die Chance bekommt, für den Bezirk
anzutreten, muss sich nicht mehr mit dem Messer in der Tasche Respekt
verschaffen. Vergeben Sie mir, dass ich so drauflosrede, aber seit ich
Stephen kenne und selbst in der Schule engagiert bin, interessiere ich
mich sehr für Bildung und Erziehung. Und es macht einem wirklich Mut,
wenn entgegen aller Wahrscheinlichkeit einmal etwas Gutes entsteht.
Wenn Sie Zeit haben, mit Stephen über die Schule zu sprechen, werden
Sie von seinen Ideen fasziniert sein.«
    Sie erhoben sich gleichzeitig. »Herrje«, meinte er da, »wie
gedankenlos von mir. Möchten Sie nicht vielleicht noch eine Tasse Tee
oder einen Kaffee?« Er schaute sich um, als erwartete er, dass sich die
Getränke irgendwo materialisierten. »Meine Frau könnte doch …«
Er ging zur Tür wollte schon nach ihr rufen.
    Dalgliesh lehnte ab. »Danke, Herr Pfarrer, aber wir müssen
aufbrechen. Wir nehmen besser das Auto. Es könnte sein, dass wir eilig
wieder los müssen. Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Hilfe.«
    Als sie angeschnallt im Auto saßen, faltete Dalgliesh den
Zettel auf und reichte ihn Kate. Pfarrer Curtis hatte feinsäuberlich
einen kleinen Stadtplan gezeichnet, Pfeile wiesen den Weg zur Schule.
    Kate ahnte, weshalb Dalgliesh lieber mit dem Auto fuhr. Was
auch immer das vor ihnen liegende Verhör ergab, es war in jedem Fall
klüger,

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