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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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was?«
    »Für vieles. Merkst du denn nicht, dass ich Angst habe, dass
du mir den Laufpass gibst? Du stehst vor einer großen Veränderung.
Vielleicht denkst du darüber nach, mehr als nur eine Narbe loszuwerden.«
    Zum ersten Mal in den sechs Jahren ihrer Beziehung war dieses
Wort zwischen ihnen gefallen. Ein Tabu, dessen sie sich gar nicht
bewusst gewesen waren, war gebrochen. Da die Rechnung gezahlt war,
erhob sie sich, bemüht, den Zorn in ihrer Stimme nicht durchklingen zu
lassen. Ohne ihn anzusehen, sagte sie: »Es tut mir leid, Robin. Lass
uns nach der Operation reden. Ich fahre mit dem Taxi in die Stadt
zurück. Soll ich dich irgendwo rauswerfen?« Das machten sie oft so. Er
fuhr nicht gerne U-Bahn.
    Der Ausdruck war unglücklich gewählt, sie merkte es ihm an.
Ohne eine Antwort zu geben, schüttelte er den Kopf und folgte ihr
schweigend zur Tür. Bevor sie draußen in unterschiedliche Richtungen
auseinandergingen, sagte er plötzlich: »Wenn ich mich von jemandem
verabschiede, hab ich jedes Mal Angst, ich könnte ihn vielleicht nie
wiedersehen. Ich habe meiner Mutter immer vom Fenster aus nachgeschaut,
wenn sie zur Arbeit ging. Ich hatte schreckliche Angst, sie könnte
nicht mehr wiederkommen. Kennst du das Gefühl?«
    »Nur wenn ich mich von jemandem trenne, der über neunzig ist
oder an einer unheilbaren Krankheit leidet. Beides trifft auf mich
nicht zu.«
    Nachdem sie sich getrennt hatten, blieb sie zum ersten Mal
stehen und schaute seiner sich entfernenden Gestalt nach, bis sie
verschwunden war. Sie fürchtete sich nicht vor der Operation, war frei
von allen Todesahnungen. Mr. Chandler-Powell hatte gesagt, bei einer
Vollnarkose gebe es immer ein Restrisiko, das bei Spezialisten aber zu
vernachlässigen sei. Doch als er außer Sicht war und sie sich wieder
umdrehte, spürte sie Robins irrationale Angst einen Moment lang am
eigenen Leib.

5
    A m Dienstag, dem 27. November, war Rhoda
Gradwyn um zwei Uhr nachmittags bereit für die Abfahrt zu ihrem ersten
Besuch im Cheverell Manor. Ausstehende Arbeiten waren wie immer
rechtzeitig fertig geworden und geliefert. Sie konnte das Haus nicht
einmal für eine Nacht verlassen, ohne gründlich geputzt, aufgeräumt,
die Papierkörbe geleert, sämtliche Unterlagen in ihrem Arbeitszimmer
eingeschlossen und ein letztes Mal alle Innentüren und Fenster
überprüft zu haben. Was sie ein Zuhause nannte, musste tadellos in
Ordnung sein, bevor sie es verließ, als wäre diese Pedanterie eine
Garantie für eine wohlbehaltene Rückkehr.
    Mit der Broschüre über das Manor hatte sie auch eine
Wegbeschreibung für die Fahrt nach Dorset bekommen, aber wie jedes Mal,
wenn sie eine unbekannte Strecke fuhr, schrieb sie die einzelnen
Etappen auf eine Karte und heftete sie ans Armaturenbrett. Am Vormittag
hatte manchmal die Sonne geschienen, aber sie war – trotz des
späten Aufbruchs – nur langsam aus London herausgekommen, und
als sie fast zwei Stunden später vom M3 auf die Ringwood Road abbog,
setzte bereits die Dämmerung ein und brachte einen heftigen
Regenschauer mit, der sich binnen Sekunden in einen Wolkenbruch
verwandelte. Die Scheibenwischer rackerten sich ab wie lebende Wesen,
aber gegen diese Fluten waren sie machtlos. Vor sich erkannte sie nur
noch die Lichtkegel ihrer Scheinwerfer auf dem gerippten Wasser, das im
Nu zu einem kleinen Fluss anschwoll. Es begegneten ihr nur wenige
Autos. Jeglicher Versuch weiterzufahren war sinnlos, und sie spähte
durch die Regenwand nach einem Seitenstreifen, der festen Stand bot.
Nach einer Minute rollte sie vorsichtig auf einem mit Gras bewachsenen
Bankett vor einem schweren Bauernhoftor aus. Hier drohte zumindest kein
versteckter Graben oder tückisches Schlammloch. Sie stellte den Motor
ab und lauschte dem Regen, der wie ein Kugelhagel auf das Dach
prasselte. Unter diesem Ansturm herrschte im Inneren des BMW
metallische Grabesstille, die das Getöse draußen noch lauter erscheinen
ließ. Sie wusste, dass hinter den gestutzten unsichtbaren Hecken eine
der schönsten Landschaften Englands lag, aber jetzt fühlte sie sich
gefangen in einer unermesslichen, potenziell feindseligen Weite. Das
Mobiltelefon hatte sie abgeschaltet – wie immer mit
Erleichterung. Kein Mensch wusste, wo sie war, niemand konnte sie
erreichen. Es kamen keine Autos mehr vorbei, und wenn sie durch die
Windschutzscheibe spähte, sah sie nur die Wand aus Wasser und die
zitternden Lichtpunkte entfernter Häuser dahinter. Normalerweise
schätzte sie die Stille

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