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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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geblieben und hab ihm beim Schreien
zugehört. Dann bin ich nach nebenan gegangen und habe Tee gekocht. Die
Rufe wurden immer schwächer. Als sie ganz verstummt waren, bin ich
zurück in die Speisekammer gegangen, um ihn herauszulassen. Er war tot.
Ich hatte ihm nur einen Schrecken einjagen wollen, aber wenn ich ganz
ehrlich bin – falls das überhaupt möglich ist –, war
ich froh darüber, dass er tot war.
    Es tut mir um keines meiner Opfer leid. Rhoda Gradwyn hat ein
echtes Talent zerstört und wehrlosen Menschen Leid und Kummer gebracht.
Robin Boyton war ein Quälgeist, ein unbedeutender, leidlich
unterhaltsamer Niemand. Ich bezweifle, dass jemand um einen von den
beiden trauert oder sie vermisst.
    Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich möchte nur noch klarstellen,
dass ich stets völlig allein gehandelt habe. Ich habe niemandem davon
erzählt, niemanden um Rat gefragt, niemanden um Hilfe gebeten,
niemanden in die Taten oder in die Lügen danach verwickelt. Ich sterbe
ohne Reue und ohne Furcht. Diese Kassette hinterlasse ich so, dass sie
ganz sicher gefunden wird. Sharon wird ihre Geschichte erzählen. Sie
haben die Wahrheit bereits vermutet. Ich hoffe, für Sharon läuft alles
gut. Für mich selbst habe ich weder Hoffnung noch Furcht.«
    Dalgliesh schaltete den Kassettenrecorder aus. Alle drei
lehnten sich zurück. Kate atmete tief, wie nach einer großen
Anstrengung. Ohne etwas zu sagen, brachte Dalgliesh die Cafetiere an
den Tisch. Benton nahm sie, schenkte drei Tassen voll und schob den
anderen Milch und Zucker hin.
    »Wenn wir in Betracht ziehen, was mir Jeremy Coxon gestern
Abend erzählt hat, wie viel wollen wir von diesem Geständnis glauben?«,
fragte Dalgliesh.
    Kate dachte einen Augenblick nach, dann antwortete sie: »Dass
sie Miss Gradwyn getötet hat, können wir mit Sicherheit sagen. Eine
einzige Tatsache beweist das. Wir haben niemandem im Manor erzählt,
dass wir einen Rest der zerschnittenen Latexhandschuhe in der Toilette
gefunden haben. Und Totschlag war es gewiss nicht. Man geht nicht mit
Handschuhen zu einem Opfer, wenn man ihm nur einen Schrecken einjagen
möchte. Dann ist da auch noch der Angriff auf Sharon. Der war nicht
vorgetäuscht. Sie wollte sie töten.«
    »Glauben Sie?«, fragte Dalgliesh. »Ich bin mir nicht so
sicher. Sie hat sowohl Rhoda Gradwyn als auch Robin Boyton umgebracht,
und sie hat uns ihr Motiv genannt. Die Frage ist, ob das auch der
Untersuchungsrichter und die Jury glauben, falls er eine einsetzt.«
    Benton mischte sich ein. »Spielt das Motiv denn noch eine
Rolle, Sir? Doch nur, wenn der Fall vor Gericht kommt. Die Geschworenen
wollen ein Motiv, genau wie wir. Aber Sie haben doch immer gesagt, dass
nur greifbare Beweise und harte Fakten einen Fall lösen. Das Motiv
bleibt immer ein Rätsel. Wir können alle keine Gedanken lesen. Candace
Westhall hat uns ihr Motiv genannt. Vielleicht erscheint es uns
unangemessen, aber bei welchem Mordmotiv wäre das anders? Ich wüsste
nicht, wie wir widerlegen sollten, was sie sagt.«
    »Das will ich ja gar nicht, Benton, zumindest nicht offiziell.
Sie hat quasi ein Geständnis auf dem Totenbett gemacht, und es ist
glaubhaft und mit Beweisen untermauert. Mir fällt es nur schwer, es
auch zu glauben. Dieser Fall war nicht gerade ein Ruhmesblatt für uns.
Er ist abgeschlossen, beziehungsweise wird er es nach der gerichtlichen
Untersuchung sein. Aber was die Schilderung von Boytons Tod betrifft,
bleiben Ungereimtheiten. Nehmen wir uns doch diesen Teil der Kassette
noch einmal vor.«
    Benton musste ihm beipflichten. »Warum hat sie das alles noch
einmal erzählt? Ihre Aussage über Boytons Verdächtigungen und ihren
Entschluss, ihn hinzuhalten, hatten wir doch längst.«
    »Es macht fast den Eindruck, als hätte sie das unbedingt noch
mal auf Band sprechen wollen«, sagte Kate. »Und sie verbringt mehr Zeit
mit der Schilderung von Boytons Tod als mit dem Mord an Rhoda Gradwyn.
Will sie damit von etwas ablenken, was weit mehr Schaden anrichten
konnte als Boytons lächerlicher Verdacht mit der Gefriertruhe?«
    »Ich glaube schon«, sagte Dalgliesh. »Sie wollte auf jeden
Fall vermeiden, dass irgendjemand Urkundenfälschung vermutete. Deshalb
war es ihr so wichtig, dass das Band gefunden wurde. Hätte sie es im
Auto liegen lassen oder auf einem Kleiderhaufen am Strand, hätte sie
riskiert, dass es verlorenging. Also hält sie es im Tode umklammert.«
    Benton sah Dalgliesh an. »Wollen Sie dieses Band anzweifeln,
Sir?«
    »Was hätte das

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