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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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Verein klatscht Beifall. Will eine Zugabe. Aber so funktioniert das nicht. Das Mädchen, eine winzige Nebenrolle in dieser Geschichte, in meiner Geschichte, in der Geschichte des Trommlers, wird nicht wieder aufstehen, nicht noch einmal loslaufen. Da können die Männer noch so viel schreien und johlen.
    Herakles setzt sich wieder, ich schaue mir das Schauspiel bis zum Ende an. Sie ziehen das Mädchen aus, das hat der Trommler befohlen. Nackt liegt sie da. Ich kenne ihren Namen nicht, und sie kennen ihren Namen auch nicht. Aber irgendwer kennt ihren Namen, wartet darauf, dass sie nach Hause kommt. Irgendwer wird weinen in dieser Nacht.
    Der Trommler öffnet seine Hose und pisst dem toten Mädchen ins Gesicht. Auch dafür erntet er tosenden Jubel.
    Achtzehn Schüsse. Zwölf Geschichten, die in dieser Nacht ihr endgültiges Ende gefunden haben. Getränkt in Blut und Pisse.
    Ich hockte mich wieder neben Herakles. Vier Finger und ein Rosenstöckchen, eingehüllt in schwarze Wolle, streichelten meinen Arm. Frau Blemmer und Menden seufzten. Sie kannten das, sie waren schon länger hier als ich. Ich wollte weinen um den Menschenhaufen, der da unten lag, aber es kamen keine Tränen. Der Mann mit der Sense saß in einem verlumpten Umhang auf unserem Fensterbrett und roch nach billigem Schnaps. Und als auch nach mehreren Minuten kein einziger Tropfen meine Augen verlassen wollte, zuckte er die Achseln und verschwand. Er kannte das, er war schon länger hier als ich.
    Frau Blemmer kochte einen dünnen Tee für uns und stieß ein paar leise hebräische Flüche aus. Dieses Mal galten sie nicht uns.
    Menden räusperte sich. »Adam, ich habe etwas für Sie.«
    Ich betrachtete das Buch, das er in meine Hände gelegt hatte. Beiges Leinen. Keine Aufschrift.
    »Schlagen Sie es auf«, drängte der Professor.
    Auf der ersten Seite standen zwei Worte in Mendens Handschrift: ADAMS ERBE . Sonst nur weiße, leere Blätter.
    »Was ist das?«
    »Sie sollen schreiben.« Er lächelte.
    »Was soll ich schreiben?«
    »Von der Liebe. Von uns. Damit wir nicht verschwinden.«
    »Wir verschwinden nicht«, sagte ich und legte das Buch zur Seite.
    »Schauen Sie doch aus dem Fenster, Adam.«
    Drei Augenpaare sahen mich hoffnungsvoll an, als könnte ich entscheiden, wer bleiben und wer verschwinden wird.
    »Wir verschwinden nicht«, sagte ich noch einmal, und es lag kein Zweifel in meiner Stimme, Anna.
    Rafal, der immer im richtigen falschen Moment aufzutauchen schien, stand in der Tür. Keiner hatte ihn kommen hören. Rechts, links, rechts, ein kleiner Hüpfer. In Sekundenschnelle verzog sich Herakles mit seiner Puppe in den Schrank.
    »Guten Abend«, sagte Rafal.
    »Brauchen Sie eine Axt? Wollen Sie uns die Finger abschlagen oder uns gleich den Schädel zertrümmern, Rafal?«
    Sein Gesicht zuckte bei jedem ihrer Worte. »Frau Blemmer, bitte…«
    »Was wollen Sie?«
    Der Hilfspolizist deutete auf ein in Zeitungspapier eingewickeltes Bündel. »Für Herakles«, sagte er.
    »Was? Bringen Sie seinen Finger zurück?«
    Der Professor erbarmte sich und nahm das Paket entgegen. Ein Mantel, ein Kindermantel ohne ein einziges Loch. Dunkelblau. Ich würde sogar sagen: italienischblau.
    »Wer soll Ihnen denn vergeben, Rafal? Wir?«, fragte Abrahams Máme ungerührt.
    »Nein. Ich will doch nur…«
    »Ein sehr schöner Mantel«, sagte Menden.
    »Sie Narr«, zischte Frau Blemmer. Ich wusste nicht, welchen der beiden Männer sie damit meinte, aber der Polizist anscheinend schon. Als ob alle Stricke, die ihn bisher zusammengehalten hatten, gleichzeitig gerissen wären, schrie er los: »Ich habe nichts getan. Nichts. Ich habe nichts Schlimmes getan. Ich habe nichts getan. Nichts. Nichts. Nichts.«
    »Rafal, armer Rafal. Wer soll Ihnen nur vergeben? Und jetzt gehen Sie, und schlafen Sie, falls Sie das können.«
    Máme stand auf und schob den Hilfspolizisten Richtung Tür. Er ließ sich widerstandslos hinausführen.
    Herakles begutachtete den Mantel, der ihn gegen den polnischen Winter schützen könnte. Der Junge zog seine Handschuhe aus und betastete mit neun Fingern den weichen Stoff. »Ich will ihn nicht«, sagte das Kind schließlich.
    Und da war etwas in seiner Stimme, das keinen Widerspruch duldete.
    »Wir können ihn gegen einen anderen eintauschen«, schlug ich vor.
    »Nein. Es würde trotzdem hier weh tun.« Er deutete auf seinen Hals, ein paar Zentimeter unterhalb der Kehle. Dort sitzt der Stolz. Herakles verkroch sich wieder in seinen Schrank.
    Das

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