Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
Vom Netzwerk:
Asbach, Edda Klingmanns Heilmittel gegen alle Blessuren. Der Geruch des Dachbodens, der Geschmack der Stadt, die einmal unser Zuhause war, Anna.
    »Dann trinken wir wohl auf Frau Klingmann«, sagte Bussler und erhob das eingeklemmte Glas.
    »Ja. Auf Edda.« Dieses Klirren, dieses Klirren.
    Das erste Glas kippten wir in einem Zug herunter. Das zweite tranken wir langsam, damit die Flasche für diesen Abend vorreichen würde, damit der Abglanz längst vergangener Berliner Zeiten noch ein paar Stunden auf uns fallen würde.
    »Ob Edda auch in England ihren Asbach bekommt?«, sagte ich und lächelte.
    Der Sturmbannführer starrte in sein Glas. »Wer weiß«, nuschelte er, und es dauerte eine Weile, bis er mich wieder ansah. Etwas quälte meinen Maestro.
    »Sie vermissen Edda auch, nicht wahr?«
    »Natürlich«, sagte er freiheraus.
    »Bussler, haben Sie etwas auf dem Herzen?«
    Er lachte. »Manchmal redest du genauso wie sie.«
    »Also los, was ist es?«
    »Nichts, Adam, nichts. Du musst das hier überleben, das habe ich deiner Großmutter versprochen.«
    Erst als wir auch den letzten Tropfen Asbach getrunken hatten, standen wir auf. Ich ging in das Zimmer mit den Fotos des Jungen und seines Hündchens. Aber sie waren fort. Nur noch die Schatten ihrer Geschichten bleichten die Tapete.
    »Bussler, wo sind die Bilder hin?«
    »Ich habe sie abgehängt und verpackt.«
    »Warum?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht kommt ja irgendwann der Besitzer, um sie abzuholen.«
    »Glauben Sie das?«
    »Nein«, sagte er traurig und schlurfte davon.
    Ich schlief sofort ein, aber mitten in der Nacht glaubte ich Schüsse zu hören. Ich wusste nicht, ob ich träumte oder wachte. Und bevor ich Gewissheit über meinen Zustand gewonnen hatte, war es wieder still. Ich stand auf und ging zum Fenster, aber da war nichts, nur Dunkelheit.
    Am nächsten Morgen fragte ich Bussler nach den nächtlichen Gewehrsalven.
    »Das ist Polen, Adam, hier wird geschossen«, sagte er ungerührt.
    »Und auf wen schießt man?«
    »Hör auf, dir über Dinge Gedanken zu machen, die du doch nicht verstehst.«
    »Aber…«
    »Nein. Schluss jetzt.«
    Bussler musste an diesem Samstagnachmittag in sein Büro und erlaubte mir widerwillig, in die Stadt zu gehen. Ich schlenderte die Straße des Hutmachers entlang, immer wieder am Haus vorbei, denn vielleicht, Anna, warst du ja doch da. Wenn ich nur stark genug daran glaubte, vielleicht, vielleicht…
    Giesel lud nicht nur Bubi und mich zum Abendessen ein, sondern auch den »guten Bussi«, wie er meinen Sturmbannführer nannte. Das Restaurant war brechend voll. Man sprach Deutsch. Kein Pole hatte Zutritt zu diesem Schlaraffenland, in dem Champagner und Cognac in Strömen flossen.
    Bubis Angst trug ein armseliges Mäntelchen. Ein löchriges Fähnchen, durch das sie nackt und violett hindurchschien.
    In dem Laden gab es mehr als eine schöne Frau, aber der Unterscharführer schenkte den Damen kein Lächeln, nicht mal einen flüchtigen Blick. Er schien sie gar nicht zu bemerken. Ob sein untypisches Verhalten nur mir auffiel oder auch seinem Onkel?
    Kurt unterhielt unsere Runde mit ein paar Abenteuergeschichten aus Warschau, die er schon in Kressendorf zum Besten gegeben hatte. Ich war mir sicher, dass auch Bussler Giesels Heldentaten bereits kannte. Aber wir alle lachten an den richtigen Stellen, mimten Unglauben und Entsetzen, wenn die Handlung es verlangte.
    »Und wie läuft die Aktion in Krakau, Bussi?«, fragte Dr.   Giesel nach der letzten Warschauer Anekdote.
    »Soweit«, antwortete Bussler, dem das Thema offensichtlich Unbehagen bereitete.
    »Gibt es Probleme?«
    »Wann gibt es mal keine Probleme? Noch einen Cognac, Obersturmbannführer?« Seine Schwänzchen versuchten ungeschickt, die Flasche zu umschließen.
    »Darf ich?«, fragte ich und übernahm das Einschenken.
    »Also Bussi, reden Sie nicht wie das Orakel von Delphi, wir sind doch unter uns.« Giesel zwinkerte mir zu. »Was für Probleme? He?«
    Der Maestro zögerte. »Ich denke, es ist wichtig, dass es die Richtigen trifft und nicht zu viele Unschuldige«, sagte er schließlich tonlos.
    »Bussi, ein Pole mehr oder weniger, was macht das schon? Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne.«
    »Natürlich, natürlich.« Bussler lächelte abwesend.
    Während des Gesprächs der zwei Männer trat Bubi mich unter dem Tisch.
    »Meine Herren, ich muss einen Augenblick an die frische Luft. Der Schnaps«, sagte der kleine Giesel. »Anton, willst du mich nicht

Weitere Kostenlose Bücher