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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Gott, dass er Euch bald ein Ständchen geben kann.“
    Um Adelheids Mund entstand ein herber Zug. „Nun, wenn wir auf Gott vertrauten, wären wir schlecht beraten. Ich glaube eher an die Künste meiner Zofe, die sich in der Krankenpflege gut auskennt. Wenn du willst, sehen wir gemeinsam nach deinem Herrn.“
    Der Knappe nickte und sprang so ungestüm auf, dass er fast die Bank umgerissen hätte.
    Als sie die Tür zur Kemenate öffneten, empfing sie der durchdringende Geruch von Kräuteraufgüssen, die zur Wundreinigung benutzt wurden. Magdalena befand sich im hinteren Teil des großen Raumes, wo sie mit schweren Stoffen einen kleinen Verschlag abgeteilt hatte, der dem Verletzten Ruhe sichern sollte. Da die Kemenate besonders abends als Aufenthaltsraum für die Frauen und Kinder des Burggesindes diente, ging es mitunter recht lustig und turbulent zu. Als sie den Vorhang zur Seite schlagen wollten, kam ihnen der Robert zuvor. Der Verwalter stürmte mit kreidebleichem Gesicht aus der Ecke heraus, würdigte seine Herrin nur eines äußerst kurzen Blickes und verschwand eilig in Richtung Abtritt. Adelheid sah ihm erstaunt nach und betrat dann den Verschlag.
    Magdalena steckte gerade das Ende eines Verbandstreifens am rechten Bein des Verletzten fest. Mit besorgter Miene blickte sie auf und schüttelte nach einem Seitenblick auf den Jungen skeptisch den Kopf. Dieser hatte nur Augen für seinen Herrn, der sich mit seinem dicken Kopfverband und dem schneeweißen Antlitz kaum von dem Linnen unterschied, auf dem er gebettet war. Adelheid erkannte eine fein geschnittene Nase, die wegen der Blässe der umgebenden Haut recht spitz aussah. Die fest geschlossenen Augenlider waren von langen dunklen Wimpern gesäumt, die so massiv wirkten, dass Adelheid sich insgeheim fragte, ob es dem Mann wohl schwer fiele, sie zu öffnen. Doch daran war vorläufig ohnehin nicht zu denken, denn der Verletzte lag in tiefer Bewusstlosigkeit. Magdalena benetzte die vollen Lippen mit etwas Wasser, eine mechanische Handlung, die im Moment das einzige war, was sie tun konnte.
    „Was ist mit ihm? Wird er …?“ Der Knappe flüsterte, als fürchte er durch laute Worte seinem Herrn noch mehr zu schaden.
    Magdalena hob die Schultern, winkelte die Arme an und drehte die Handflächen nach außen, ihre Geste für: „Das weiß niemand.“ Noch immer vermittelte die Zofe viele Signale durch ihr Mienenspiel und ihre Körpersprache, sie benutzte nicht gern Worte. Die Bewohner der Burg waren daran gewöhnt und verstanden sie ohnehin. Auch der fremde Knappe benötigte keine Erklärung für diese Geste und seufzte traurig. Er deutete auf den dicken Kopfverband, der nur wenig vom Gesicht sehen ließ.
    „Was ist mit seinem Kopf?“
    „Der Schädelknochen scheint gebrochen. Wir müssen abwarten, ob sein Gehirn verletzt ist.“
    Adelheid sah eine Schiene am rechten Bein und sauber gewickelte Verbände am linken Arm. „Knochenbrüche?“, fragte sie knapp.
    Magdalena nickte. „Das rechte Bein ist regelrecht zertrümmert, ich musste den Knochen mit Roberts Hilfe richten. Man braucht viel Kraft dazu. Alles andere sind Schürfwunden.“
    „Aah!“, machte Adelheid und als die Zofe sich fragend aufrichtete, ergänzte sie: „Das scheint Robert ziemlich mitgenommen zu haben. Er sah nicht gut aus, als er uns draußen entgegenlief.“
    Die junge Kräuterfrau nickte wortlos, während sie ihr Handwerkszeug aufräumte. Adelheid schickte den Jungen in die Küche, er hatte eine Stärkung bitter nötig. Sie selbst nahm sich die Kleidung des Verunglückten vor, die lose über einem Hocker lag, um zu sehen, was noch zu reparieren war.
    Der derbe, mit Wolfspelz gefütterte Reisemantel erwies sich als fast unversehrt. Lediglich die Spange, die das wärmende Kleidungsstück am Hals zusammenhalten sollte, war aus dem Stoff herausgerissen. Adelheid drehte das silberne Schmuckstück neugierig in den Händen. Der Geschmeidler, der sie hergestellt hatte, war offenbar ein Meister seines Faches. Sauber und sehr fein hatte er auf dem fingerlangen Edelmetall eine kleine Jagdszene eingraviert. Ein mit einem Speer bewaffneter Jäger jagte einem fliehenden Hirsch nach, der sich furchtsam nach ihm umwandte. Die Darstellung wirkte so lebensecht, dass Adelheid den Eindruck erhielt, der Hirsch und das Pferd würden sich jeden Moment tatsächlich in Bewegung setzen und davonsprengen. Fasziniert fuhr sie mit dem Finger über die Gravur und setzte dann ihre Inspektion fort.
    Die Beinkleider hatte es

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