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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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auf meine Tasche: Drei livres würde der Preis sein. Ich zögerte nur noch einen Augenblick, wühlte nach meiner Börse, suchte das Geld zusammen und gab es ihr, und im Nu kniete ich, machte mich frei, schob mich in sie, riss an ihrem Schnürleib und nahm eine ihrer fetten Brustwarzen in den Mund.
    Ich stieß sie sehr hart, und sie hob ihre Beine und umklammerte mich mit ihnen. Ich schloss die Augen. Die Erregung, die ich fühlte, war so wild, wie ich es kaum je erlebt habe. Ich spürte die lüsternen Blicke der anderen drei Männer, spürte, wie sie auf die Backen meines nackten Arsches glotzten, den ich bewegte wie ein brünstiger Schimpanse, und wie sie das Schaukeln und Beben der Kutsche wahrnahmen. Und ich dachte bei mir, dass ich mir niemals hätte vorstellen können, so etwas vor Unbekannten auf einer glühenden fremden Landstraße zu tun, und ich wusste, ich sollte große Scham empfinden, doch das tat ich nicht. Ich war ein reines Tier und konnte nur fortfahren in meinem wahnsinnigen Bedürfnis, mich zu verausgaben, und dann kam es, und all mein Verlangen war verflogen.
    Als es vorbei war, sank ich in meinen Sitz zurück. Ich hätte mich am liebsten versteckt.
    Ich dachte, dass ich es niemals fertigbringen würde, irgendjemandem, sei es Mann oder Frau, zu erzählen, was ich in einer schwankenden Kutsche auf der Straße nach Besançon getan hatte.
    Ich schloss die Augen. Doch was sah ich, als ich sie wieder öffnete? Die Dirne rieb, die Beine von sich gestreckt, mit den Fingern der einen Hand ihr Geschlecht und zog mit der anderen an der Brustwarze, die ich aus ihrem Mieder geholt hatte. Und das schien alle Männer in der Kutsche außerordentlich zu erregen (weil ihre Eheweiber oder Mätressen wohl niemals so lüstern sein und sich vor ihnen ihr Vergnügen verschaffen würden), und als sie sich selbst mit einem langen, bebenden Seufzer zu einer unübersehbar ekstatischen Jouissance gebracht hatte, holte nun jeder Geld hervor, und einer nach dem anderen griff nach ihr. Und so geschah es, dass alle sie nahmen, sie entweder auf den Knien besprangen, so wie ich, oder sie auf ihren Schoß zogen und ihr großes Gewicht auf ihre Erektionen pressten. In kaum einer halben Stunde hatten wir alle vier sie gehabt, und sie hatte sich zwölf livres verdient.
    Als es vorüber war, streckte die Frau (deren Namen keiner von uns wusste und offenbar auch nicht wissen wollte), die, wie ich vermutete, wund und müde war, sich zu unseren Füßen aus. Sie schien nicht zu bemerken, oder es kümmerte sie nicht, dass der Boden der Kutsche dreckig und hier und da mit Sperma befleckt war. Sie legte nur den Kopf auf ihren Arm, bedeckte sich und das Geld, das sie zwischen ihren Brüsten versteckt hatte, und schlief lautlos ein, während die Männer um mich herum schnarchten und furzten und der Gestank in der Kutsche mittlerweile schlimmer war als in einem Freudenhaus. Und es überkam mich eine große Traurigkeit.
    Ich sehnte mich danach, endlich in die Schweiz zu kommen. Ich stellte mir vor, dass die Welt dort nicht so empfänglich wäre für ein derart außer Kontrolle geratenes Toben der Sinne, wie ich es gerade an mir selbst erlebt hatte.
    Ich stieg in einer Auberge in Besançon ab, wusch mir den üblen Geruch von Kutsche und Dirne ab und schlief volle zwölf Stunden; am nächsten Tag überquerte ich die Grenze zur Schweiz und folgte der Straße zu dem großen See von Neuchâtel.
    Als die Kutsche sich dem See so weit genähert hatte, dass ich ihn in der Ferne sehen konnte, bat ich darum, in einem kleinen Dorf namens Bellegarde abgesetzt zu werden. Dort spazierte ich dann im weichen Sonnenlicht umher, betrachtete mit Rührung all die vielen Gemüsegärten, die zu ärmlichen Holzhäusern gehörten, und die Obsthaine voller Früchte und die Ziegen, die mit Glöckchen um den Hals auf den abschüssigen Wiesen grasten.
    Ich gab einem Knaben zwei sous für einen Becher Ziegenmilch und trank sie so durstig, wie ich einst die Milch vor den Toren von Versailles getrunken hatte. Dann ließ ich mich im Gras nieder, stellte meinen einzigen Koffer an meine Füße und überlegte, was ich tun sollte, nun, da ich meinem Ziel so nah war.
    Ich hatte die Fantasie, auf einem edlen Ross durch das Tor vom Château de Saint Maurice zu reiten, um so, vor dem Baron und vor Louise, den Anschein eines größeren und großartigeren Mannes zu erwecken, als ich es tatsächlich war. Mit Sehnsucht dachte ich an Danseuse. Kein Pferd ist mir jemals so herrlich

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