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Adieu, Sir Merivel

Adieu, Sir Merivel

Titel: Adieu, Sir Merivel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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ausrichten …
    Und so beschäftigte ich mich in Gedanken nun mit Geld und mit Status. Ich würde nicht nur reich sein; ich würde in der Gesellschaft des Barons einen dauerhaften und ehrenvollen Platz einnehmen. Broussel würde eine Oper über mich komponieren. Ich würde meiner eigenen musikalischen Verewigung lauschen …
    Zu meiner Beschämung stellte ich fest, dass diese Dinge mich schon sehr bald zu trösten vermochten. Ja, diese materiellen und künstlerischen Überlegungen heiterten mich derart auf, dass ich es wagte, Louise aufzusuchen, denn ich wusste, ich konnte zu ihr, meiner zukünftigen Gattin, nun zärtlich sein.
    Ich fand sie in ihrem Schlafzimmer, wo sie sich das Haar bürstete. Ich nahm ihr die Bürste aus der Hand und sagte, dass ich sie liebe.
    Sie zitterte noch von ihrem langen Spaziergang im Schnee, und ich drückte sie fest an mich, um sie zu wärmen, und sie küsste mich und sagte, wir würden nun gemeinsam so glücklich sein, »wie keiner von uns es je gewesen ist«.
    Doch fürwahr, alles, was ich denken konnte, war, dass ihre Haut und die meine von nun an stets mit Seide oder Satin oder feinem Leinen umhüllt sein würden. Und ich barg mein Haupt zwischen ihren Brüsten und presste mein Gesicht auf das seidene Mieder, das sie trug, dann nahm ich einen Zipfel des seidenen Stoffs in den Mund und liebkoste ihn.
    Zur Mittagszeit kehrte der Baron zurück. »Ich habe es selbst gesehen«, sagte er. »Ich hätte es diesem hartherzigen Soldaten nicht abgenommen, aber es ist wahr: Oberst de Flamanville ist zerrissen von Schmerz.«
    »Seid Ihr der Überzeugung, dass er wahrhaftig sterben möchte, Sir?«
    Der Baron seufzte und befahl einem Diener, ihm ein Glas Rheinwein zu bringen. »Ja«, sagte er. »De Flamanville sinnt auf Tod. Wie ein Mensch all seine Hoffnungen in die Launen und Bedürfnisse eines anderen Menschen setzen kann, habe ich nie verstanden. Doch genau das hat er getan. Und zu meinem Leidwesen war er schonungslos offen. Ich hätte ihn mir zurückhaltender und bescheidener gewünscht, doch es schien ihm ein dringendes Bedürfnis, mir alles zu erzählen. Er sagte, als er Petrov fand, habe er sich selbst gefunden, und als er ihn verlor, habe er seine eigene Seele verloren.
    Und so sieht es nun aus. Er wünscht zu sterben. Mein Geldangebot konnte ihn ebenso wenig erweichen wie meine Hand auf seiner Schulter. Er hat kein Interesse mehr an weltlichen Dingen. Er möchte nicht einmal in das Haus in Paris zurückkehren, weil er einmal Petrov mit dorthin nahm, und er sagt, er ertrüge dessen Anblick nicht, wenn Petrov nicht an seiner Seite und in seinem Bett sei.«
    »Nicht einmal um seine geliebte Corinne ist er noch besorgt?«, wollte Louise wissen.
    »Er hat sie nicht erwähnt. Ich glaube, er ist um nichts und niemanden mehr besorgt. Er erklärte mir, er habe nur noch ein Ziel: den ehrenhaften Tod. So sieht es also aus. Das Duell muss stattfinden.«
    Im Geiste sah ich schreckliche Bilder:
    Ich richte meine Pistole auf den Oberst und feuere, und die Kugel schwirrt gegen einen Baumstamm, prallt zurück zu mir und schlägt mir ein Auge aus. Mein nächster Versuch, ihn zu töten, verpasst ihn um wenige Zentimeter und schießt ihm nur den Hut und ein Haarbüschel vom Kopf, was ihn ziemlich lächerlich aussehen lässt. Beim dritten Mal bin ich dermaßen verwirrt von der Situation, dass ich die Waffe herumschwenke und Beck töte. Und zu guter Letzt vergesse ich die Regeln des Duells so komplett, dass ich die Pistole auf mich selbst richte und mir mitten ins Herz schieße.
    »Baron«, sagte ich, »darf ich Euch daran erinnern, dass ich kein Scharfschütze bin? Ich bin es nicht gewohnt, auf irgendetwas zu schießen, schon gar nicht auf Menschen. Ich bin keineswegs sicher, dass ich den Oberst töten werde.«
    »Das weiß er«, sagte der Baron. »Beck wird sich darum kümmern.«
    Nun ist es Freitagmorgen.
    Ich kleide mich in meinen besten schwarzgoldenen Rock, um mich zum Duell zu begeben. Ich weiß, es besteht immer noch die Möglichkeit, dass ich in einer halben Stunde tot sein werde, und ich zwinge mich zu der Frage: Was schert mich mein Tod? Alle, die ich liebe, werden auch ohne mich weitermachen. Margaret wird heiraten. Will wird ohnehin bald ins Grab sinken, ob ich nun da bin oder nicht, und Pearce ist schon lange vor mir gegangen. Was den König betrifft, so wird er vielleicht nicht einmal merken, dass ich nicht mehr da bin …
    Doch während ich durch den Schnee stapfe, ertappe ich mich bei dem

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