Adieu, Sir Merivel
Rabbit. Stark wie ein Pferd. Ich werde uralt in meinem Bett sterben. Darauf könnt Ihr eine fette Wette eingehen.«
18
Wir verbrachten eine äußerst jämmerliche Nacht: Violet erbrach das Laudanum, das sie geschluckt hatte, und weil sich die Menge an Arznei in ihrem Körper dadurch verminderte, begann sie unerträgliche Schmerzen zu leiden.
Wir säuberten sie und versuchten, sie zu beruhigen und ihr das Liegen etwas angenehmer zu machen, aber ihr Körper war immer noch eiskalt, und ihre Lippen waren trocken und rissig. Wir gaben ihr Wasser, Mrs. McKinley räucherte das Schlafgemach mit Weihrauch aus und ging dann hinunter in die Küche und kochte etwas, was sie »Kartoffelbrühe« nannte – ein Gericht, das ihrer Familie in Donegal früher stets sehr gut als »Kur gegen Gift« geholfen habe.
Ich saß nun allein bei Violet, sorgte dafür, dass das Feuer stetig und kräftig brannte, und hätte gern noch weitere Decken über dem Bett ausgebreitet, aber Violet sagte, sie würden zu schwer auf ihrer Wunde lasten und sie ertrage dort keine Berührung.
Um sie ein wenig von ihren Schmerzen abzulenken, schlug ich ihr vor, mir noch etwas mehr von ihrer Nacht mit dem König zu erzählen, und tatsächlich erschien ein schwaches Lächeln in ihrem von großen Schmerzen gezeichneten Gesicht.
»Nun, er ist sehr redselig währenddessen«, sagte sie. »Und ich schätze ein Gespräch beim Sex durchaus – genauso wie du, wenn ich mich recht erinnere, Merivel.«
»Manchmal …«, sagte ich.
»Aber später, nachdem wir uns in mehreren Positionen erschöpfend vergnügt hatten, begann er von der Königin zu reden, wie er sie in all den Jahren mit hundert Frauen betrogen, aber immer wieder mit Devotionalien beschenkt und beschwichtigt hatte.«
Violet wies auf ihren Sekretär neben dem Kamin. »Du siehst doch das Holzkästchen dort, Merivel. Bring es mir, dann zeige ich dir etwas.«
Ich holte das Kästchen, das sehr schön in der Form einer Seemannskiste gearbeitet und mit kleinen Messingnägeln beschlagen war. Violet bat mich, es zu öffnen, was ich tat; es war innen mit blauem Samt ausgeschlagen und enthielt eine weiße Locke.
»Diese Schatulle gehörte Bathurst«, erklärte Violet. »Er kaufte sie in Rom für eine große Summe. Wie du weißt, war er ein verrückter und auch ein leichtgläubiger Mensch. Man hatte ihm erklärt, das Haar in der Schatulle stamme vom Haupt des heiligen Petrus, und er beschloss, es zu glauben.«
»Oh, es ist also ein Haar, das beinahe siebzehn Jahrhunderte überdauert hat?«
»Exakt. Aber wie kann es sein, dass etwas Menschliches nach all der Zeit nicht vergeht und zu Staub wird? Das fragte ich auch Bathurst, doch er blieb bei seiner Meinung. Er pflegte seine Gebete über der Schatulle zu murmeln. Sie möge ihm Glück bei den Pferderennen bringen, pflegte er zu bitten.«
»Und? Tat sie das?«
»Das weiß ich nicht mehr, Merivel. Er war einer der furchtbarsten Glücksspieler, bis er dann verrückt wurde und das Spielen vergaß. Und als nun der König gegangen war, kam ich auf den Gedanken, dass seine Königin in ihrer katholischen Frömmigkeit vielleicht auch daran glauben könnte. Und deshalb möchte ich, dass du es ihm gibst, damit er es ihr schenkt – als Buße für all die wilden und schmutzigen Dinge, die er mit mir trieb!«
Ich versprach es Violet und streichelte ihre Stirn. Dann sagte ich mit leiser, erstickter Stimme: »Violet, beantworte mir eine Frage. Glaubst du wirklich, dass der König versuchen wird, meine Tochter zu verführen?«
»Er versucht nicht, Menschen zu verführen. Er tut es.«
»Wird er nicht meinen, Margaret sei noch zu jung?«
»Ich habe keine Ahnung, mein Freund. Aber kann das denn so schlimm sein? Seine Jungfräulichkeit an den König von England zu verlieren …«
»Für mich wäre es sehr schlimm! Wenn ich daran denke, wie unglücklich es Celia machte.«
»Celia war ein dummes Mädchen, Merivel. Ich habe mich immer gewundert, dass du überhaupt etwas für dieses unscheinbare, langweilige Geschöpf empfunden hast – zumal du doch mich hattest, die ich mich so leidenschaftlich und erfolgreich der Wünsche deiner Rute annahm. Aber Margaret ist nicht leichtgläubig und schwach, so wie Celia. Sie wird nicht leiden.«
In diesem Augenblick kam Mrs. McKinley mit der Kartoffelbrühe, und wir mussten das Gespräch beenden.
Wir richteten Violet ein wenig im Bett auf. Durch das Fenster konnte ich sehen, dass es allmählich Morgen wurde. Ich löffelte Violet die
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