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Adler und Engel (German Edition)

Adler und Engel (German Edition)

Titel: Adler und Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Zeh
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flüstert sie, sprecht weiter.
    Ich zweige ein bisschen Koks für sie ab und gehe mit dem Löffel zu ihr hinüber.
    Nein, sagt sie, ich will nicht.
    Sei ruhig, sage ich, und schluck.
    Ich klemme ihre Hände zwischen meine Kniescheiben, zwinge ihr den Mund auf und werfe das Pulver hinein. Dann halte ich sie fest, bis sie geschluckt hat.
    Herrschaftszeiten, sagt der Künstler, die host aber im Griff.
    Ich setze mich wieder hin.
    Und jetzt vergessn wir die Raubersgschichtn, sagt er, du hast den Haberer doch kennt?
    Shershah, frage ich.
    I hob ihn Adonis ghaaßn, sagt er, der woar so was von fesch. Den hob i gar net dawortn können. Sei Figur is mei Meisterstück.
    Ist mir klar, sage ich.
    Ja und dem sei Schneckn, fragt er, kennst die aa?
    Wen, frage ich.
    Na wie haaßts denn schnell, sagt er, die Klaane vom Herbert.
    Jessie, sage ich.
    Er hebt wieder das Bein und klatscht sich mit der Hand auf den Schenkel, es knallt auf der Jeans wie ein Peitschenhieb.
    Was is aus der wordn, fragt er, i hobs ewig net gsehn.
    Sie ist tot, sage ich.
    Jesusmaria!, ruft er, die aa!
    Er sieht ehrlich erschrocken aus. Clara blinzelt durch knapp offen gehaltene Augenschlitze.
    Aber, sagt er, der Herbert wird sie doch net wegen der blödn Gschicht – sei eigne Tochter?
    Sie hat sich erschossen, sage ich.
    Er fasst sich mit der Hand an die Stirn.
    Des leucht mir ein, sagt er, die woar eigen. A bissl stur.
    Ich ziehe Luft durch die Zähne, damit der Koksgeschmack sich verstärkt, ich habe leichte Kopfschmerzen, die sehr angenehm sind.
    Was für eine blöde Gschicht überhaupt, frage ich.
    Geh komm, ruft er. Des waaßt doch du besser!
    Ich warte einfach, ich sehe, wie Claras Lider noch ein Stück weiter aufgehen, das Weiße darunter ist rosa verfärbt, ihr müssen bei dem Kollaps sämtliche Adern in den Augen geplatzt sein.
    I hobs läuten hörn, sagt er, irgendaane Schieberei vom Adonis und seim Schneck, und dann wor der Blechtrottel im Oasch. Kaaner is mehr an die Daten rankommen. Der Galerist is dogstandn wie a Nockerter und i hob ka Marie mehr kriegt. Die Spedition woar hockenstaad für a poar Monat.
    Wann war denn das, frage ich.
    Er überlegt.
    Siebenundneunzig, sagt er dann, kurz bevor i den Adonis kriegt hob.
    Von wem, frage ich.
    Vom Herbert wie immer, sagt er. Im Spital wern sie alle obduziert und dann schauns aus wie a gflickter Fallschirm. Unbrauchbar.
    Und was tust du für Herbert, frage ich.
    Er lacht.
    Des werd i dir net steckn, sagt er, waaß i, ob du a Gschälter bist?
    Ich kann es mir ohnehin selber denken, ich werfe noch einen Blick auf die Kühltruhe. Er selbst wird sie wahrscheinlich nur an wenigen Tagen im Jahr für seine Leichen brauchen und ansonsten passen ein paar Zentner Stoff rein. Ein ideales Zwischenlager.
    Und selbst, fragt er, wos is dei Hockn beim Herbert?
    Ach, sage ich, ich bin mal nach Bari gefahren, und darüber hinaus weiß ich im Moment nicht, für wen ich irgendetwas tue, wenn überhaupt.
    Des Gfühl kenn i, sagt er.
    Eine Weile schweigen wir, das Gespräch hat sich erschöpft. Er scheint vergessen zu haben, dass er uns eigentlich rausschmeißen wollte. Ich suche nach Gründen, meine letzte Frage nicht zu stellen, und mir fällt kein einziger ein.
    Mal was Persönliches, sage ich, hast du jemals davon gehört, dass Verbindungen nach Ex-Jugoslawien bestanden?
    Wos?, fragt er. I versteh net.
    Dass Leute aus dem Balkankrieg in das Geschäft verwickelt waren, sage ich.
    Hast a Paranoia, fragt er. Die Spedition vom Herbert is a Familienbetrieb, des Zeug wird in Wien auf der Straßn verkauft.
    Ich erklär es dir ehrlich, sage ich, Jessie war eine gute Freundin von mir, und sie hat Andeutungen gemacht, als hätte das Geschäft eine viel größere Dimension. Schmutzig, sehr schmutzig.
    Du maanst, sagt er, dass die Jessie in Gschichtn drin woar die sie net dapackt hot.
    Ich antworte nicht, die Frage ist mir zu clever und er offensichtlich intelligenter, als er tut. Er wartet, dann schüttelt er seinen großen Kopf, zuckt auch noch die Achseln, dass er aussieht wie ein schwerer, plump bewegter Kartoffelsack.
    I waaß net, sagt er, i kenn die Leut seit Joahrn, des woar alleweil a Habererpartie. Die Jessie hat viel gredt, wenn der Tag lang woar.
    Nein, sage ich heftig, hat sie eben nicht.
    Geh, sagt er, so a Tunnel im Schädel is a blöde Gschicht. Da hearst dann des Gros wachsn.
    Max, sagt Clara gepresst, ich kann nicht mehr, lass uns abhauen.
    Moment, sage ich. Gibt es die Form von Shershah noch?
    Kloar, sagt er,

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