Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
war.
6. Kapitel
Irgendwo in Gaul, 29 nach Christi Geburt
Der Junge ahnte nicht, dass er Zeitzeuge eines weltbewegenden Ereignisses war. Er wusste nicht, dass die Geburt eines Jungen vor einigen Jahren die Zeitrechnung neu ordnen sollte. Er hegte nicht die Hoffnung, dass sich sein Schicksal eines Tages ändern könnte. Alles, was er wusste, war, dass er den Schmerz beinahe nicht mehr aushalten konnte.
Er war nicht nur müde genug, um tagelang durchzuschlafen. Sein Rücken schmerzte von der gebückten Haltung, die er einnehmen musste, wenn er auf dem Feld arbeitete. Der dünne Strohsack auf dem Boden, den er sein Bett nannte, trug auch nicht dazu bei, ihm Erholung zu verschaffen.
Jede Menge Aufgaben warteten auf ihn. Arbeit, die ihm eigentlich zu schwer war. Arbeit, die er erledigen MUSSTE. Arbeit, die er ALLEINE erledigen musste.
Nur noch ein wenig vor sich hindämmern.
„Steh endlich auf, elender Faulpelz! Du hast verschlafen!“
Stöhnend öffnete er ein Auge und drehte den Kopf zu dem unwillkommenen Geräusch. Sein Vater betrachtete ihn mit grimmigem Gesichtsausdruck.
„Du hättest längst Feuer machen müssen. Ich warte auf mein Frühstück. Und die Tiere wollen auch gefüttert werden.“
„ Ich bin zu schwach“, brachte er mühsam hervor. „Mir fehlt heute die Kraft, um das alles ohne Hilfe zu erledigen.“
Sein Vater versetzte ihm einen harten Tritt. „Das interessiert mich einen feuchten Kehricht. Du bist für diese Bereiche in unserem Zusammenleben verantwortlich.“
„Aber …“
„Kein Aber. Ich habe für dein Essen aufzukommen. Wenn du willst, dass ich dem weiterhin nachkomme, dann musst du das auch mit deinen.“
„Natürlich“, flüsterte er, obwohl ihm Tränen in die Augen traten. Er setzte sich auf, was seinen Vater endlich veranlasste, ihn in Ruhe zu lassen und den Raum zu verlassen. Der Junge schob die abgegriffenen Blätter zur Seite, über denen er gestern Abend eingeschlafen war. Bei der Lektüre musste ihm das Mondlicht genügen. Sein Vater hätte ihm niemals eine Kerze dafür zur Verfügung gestellt.
Der Junge erhob sich schwerfällig und stolperte nach draußen zum Brunnen. Mit dem eiskalten Wasser wusch er sich den gröbsten Schmutz aus dem Gesicht. Seine Toga würde dringend einer Reinigung bedürfen. Dafür war er gestern jedoch zu erschöpft gewesen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als den Staub aus dem Stoff zu klopfen und ihn zurechtzuziehen.
Dann kehrte er in die Hütte zurück. Nachdem er im Herd umständlich Feuer gemacht hatte, buk er für seinen Vater und sich Fladen.
Er kam nicht dazu, sich satt zu essen.
„Genug getrödelt“, verkündete der Mann, dem er nur oberflächlich glich. Er nahm dem Jungen die Schale ab. „Deshalb vergiss die Tiere. Ich füttere sie selbst und kümmere mich um das Lamm, das geschlachtet werden muss. Du machst dich sofort auf den Weg zu den Feldern.“
Der Junge nickte. Alleine der Gedanke an die Arbeit, die ihm bevorstand, ließ seine Schultern nach unten sinken. Vermutlich würde es tagelang dauern, sämtliche Felder alleine zu bestellen. Der Pflug war bislang noch nicht repariert worden.
Er wusste, dass sich sein Vater keine Hilfe außer seiner leisten konnte. Dennoch wünschte er manchmal, sein Leben ändern zu können. Wenn das Schicksal ihm nur einmal wohlgesonnen wäre!
Als er Stunden später z urück auf den Hof kam, sah er seinen Vater, der sich angeregt mit Tertianus unterhielt. Was wollte dieser schreckliche Mann hier?
„ Komm her, Junge“, rief der Vater des Jungen.
Seine Augen weiteten sich besorgt. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Er kannte den Ruf von dem dicken, ungepflegten Mann nur zu genau. Seine Anwesenheit jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Langsam näherte er sich den beiden Männern.
„Tertianus möchte sich mit dir unterhalten.“
„Worüber?“, erkundigte sich der Junge.
„Ich habe ihm von meinen Schwierigkeiten mit dir erzählt“, meinte sein Vater grinsend. „Tertianus hat mir das Angebot gemacht, sich um dich zu kümmern. Er hat ein paar Ideen, was er mit dir anfangen könnte.“
Dem Jungen stockte der Atem. Er war erst zwölf Jahre alt aber nicht dumm. Er wusste nur zu genau, was ihn bei dem feisten Kerl erwartete. Wäre sein Vater tatsächlich in der Lage, ihn an diesen Widerling zu verkaufen? Er investierte jede übrig bleibende Münze in Wein. Aber wäre er imstande, ihn diesem Mann zu überlassen, der bekanntermaßen Jungen als Lustknaben benutzte? Besaß
Weitere Kostenlose Bücher