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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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gewesenwären. Aber man konnte nicht immer dem nachtrauern, was man sowieso nie bekommen würde – man musste seine eigenen Träume und Ideen haben und nicht durch andere leben, und so beneidete ich Michael Lee nicht, denn es schien mir, dass, wenn seine Eltern ihn gebeten hätten, zu springen, er nicht nur gesprungen wäre, sondern ihnen auch gleich noch versprochen hätte, es beim nächsten Mal noch höher zu schaffen.
    Aber hier und jetzt forderten sie ihn nicht auf zu springen, sondern zu bezahlen – für den Schaden, den er an meinem Fahrrad angerichtet hatte. »Also wirklich, Michael, das ist das Mindeste, was du tun kannst. Ich hoffe, du hast dich wenigstens bei Jeane entschuldigt.«
    »Das hat er, unzählige Male, und er hat mir auch schon angeboten, die Reparatur von Mary zu bezahlen«, sagte ich ruhig, weil es nicht so eine furchtbare Katastrophe war, wie Kathy scheinbar dachte, auch wenn es natürlich sehr lästig war. »Mein Fahrrad heißt Mary, ich habe es nach einer berühmten Forscherin benannt«, fügte ich hinzu, weil sie schon den Mund öffnete, um mich mit weiteren Fragen zu bombardieren. »Es ist alles schon geklärt.«
    »Du wirst Jeane außerdem zur Schule fahren und wieder nach Hause«, sagte Mr Lee gnädig, aber mit einem Unterton in der Stimme, der sehr viel einschüchternder war als das dauernde Gemecker seiner Frau. »Das scheint mir nur fair, oder?«
    »Natürlich mache ich das«, sagte Michael, aber ich konnte wieder die Panik in seinen Augen sehen, und ich wollte ganz sicher nicht zweimal täglich meine freie Zeit mit ihm verbringen.
    »Das muss wirklich nicht sein«, versicherte ich Shen. »Ich wohne gleich an der Bushaltestelle und komme von dort fast direktbis vor die Schule, und – wie ich vorhin schon gesagt habe – mit meinen Krücken kriege ich auf jeden Fall immer einen Sitzplatz im Bus.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, blaffte Kathy mich an. »In diesem Haus haben die Dinge immer Konsequenzen.«
    »Aber es war ein Unfall und ich habe ihn total provoziert. Normalerweise würde ihr Sohn niemandem körperlichen Schaden zufügen. Es war nur ein Ausrutscher.«
    Es war so, als würde man versuchen, mit einem Stahlträger zu diskutieren. Nichts von dem, was ich sagte, konnte Kathy und Shen Lee umstimmen. Eine halbe Stunde später fuhr Michael mich in seinem Auto nach Hause, und meine Krücken schlugen ihm ins Gesicht, wann immer er den Kopf bewegte.
    Jetzt, da die Barney-und-Scarlett-Geschichte sich erledigt hatte, hatten wir uns nichts mehr zu sagen.
    »Tut mir leid wegen meiner Mutter«, sagte Michael schließlich, als wir in meine Straße einbogen. »Es ist ganz schön schwierig, zu seiner eigenen Mutter Nein zu sagen, nicht wahr?«
    »Nicht wirklich. Ich finde das bei meiner eigentlich ganz einfach.« Ich zeigte auf die andere Seite der Straße. »Quetsch dich doch noch hinter den weißen Van.«
    »Also, wann soll ich dich morgen abholen kommen?«, fragte Michael mit resignierter Stimme, als ich meinen Sicherheitsgurt löste.
    »Gar nicht«, sagte ich kurz angebunden, während ich versuchte, die Krücken vom Rücksitz zu zerren. »Ich komme wunderbar allein zurecht.«
    »Aber ich hab’s versprochen.« Michael stieg aus dem Auto und kam auf die andere Seite, um mir die Tür zu öffnen, so als hätteich auch noch die Funktionsfähigkeit meiner Arme eingebüßt wie die meines einen Beins. Auch wenn ich nicht zu der Sorte Feministinnen gehörte, die jedes Mal, wenn ihnen ein Junge die Tür aufhielt, gleich aus dem S.C.U.M. Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer zitierten, dieses Mal ging es mir echt auf die Nerven. Er tat das nur, um selbst ein guter Junge zu sein, nicht weil er sich mir gegenüber besonders höflich oder respektvoll zeigen wollte.
    »Du kannst ja ganz einfach das Versprechen wieder lösen.« Ich drückte ihm die Krücken in die Hände und schnalzte wütend mit der Zunge, als er versuchte, meinen Arm zu nehmen, um mir aus dem Wagen zu helfen.
    »Ich fahre dich, ob du willst oder nicht«, sagte er grimmig, als er mir die Krücken wiedergab. »Also, wann soll ich da sein?«
    »Ich will das überhaupt nicht, also sage ich dir keine Zeit, und du weißt auch die Nummer meiner Wohnung nicht, also kannst du nicht bei mir klingeln, und auch wenn du hier draußen auf mich wartest, kannst du mich nicht einfach mit Gewalt in dein Auto stopfen.«
    »Ich wette, das könnte ich doch«, überlegte Michael und musterte mich von oben bis unten, während ich die

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